Trotz aller Erfolge Trotz aller Erfolge: Landgestüt Prussendorf: Weniger Besucher bei Hengstpräsentation

Prussendorf - Die in der Prussendorfer Wussow-Halle gezeigten Hengste stehen bei Pferdeliebhabern und Züchtern ganz oben auf der Bekanntheitsliste. Sie haben nationale und internationale Preise errungen und vor allem für ebenso erfolgreichen Nachwuchs gesorgt. Dafür ist das Landgestüt Sachsen-Anhalt in Prussendorf bekannt.
Land Sachsen-Anhalt möchte das Gestüt nicht mehr jährlich mit 300.000 Euro bezuschussen
Trotz aller Erfolge schwebt aber nach wie vor ein Damoklesschwert über dem Gestüt. Und das wirkte sich auch auf die Besucherzahlen der Hengst-Präsentation am Samstag aus.
Das Land Sachsen-Anhalt will sich nicht mehr mit einem jährlichen Zuschuss von rund 300 000 Euro beteiligen und möchte das Gestüt veräußern. Diese Diskussion (die MZ berichtete) sorgt nicht nur bei den Mitarbeitern für Unsicherheit, auch die Gäste bekunden ihren Unmut. „Ich denke mir, dass viele Züchter und Zuschauer nicht mehr kommen, weil sie sich von der Politik der Landesregierung verunsichert fühlen“, sagt ein Greppiner Pferdeliebhaber und deutet auf die Zuschauerränge, auf denen bis zu 1 000 Gäste hätten Platz nehmen können.
Hengstpräsentation ist in den Vorjahren ein Publikumsmagnet gewesen
In den Vorjahren war die Präsentation ein Publikumsrenner. Das ist nun anders: „Wenn wir 250 Besucher annehmen, haben wir aber schon hoch gepokert“, kommentiert er sarkastisch.
Ähnlich sieht es der ehemalige Prussendorfer Landstallmeister Siegmund Hintsche, der seit dem 1. März im sächsischen Graditz als Leiter des Hauptgestütes arbeitet. „Der Staat Sachsen steht, anders als Sachsen-Anhalt, voll hinter dem Gestüt und bezuschusst die Arbeit jährlich mit einem Betrag in Millionenhöhe.“
Prussendorf stehe den Gestüten in Sachsen oder Brandenburg qualitativ in keiner Weise nach
Ebenso sehe es in Brandenburg aus, weiß Hitsche. Zwar würden beide Gestüte über eine viel längere Tradition als Prussendorf verfügen, in der Qualität der Pferde stehe aber das hiesige Gestüt den anderen in keiner Weise nach. Namen wie Mont Blanc oder Monte Bellini seien nicht nur Insidern bekannt. Erfolge bei der Zucht und bei Veranstaltungen lobt Hintsche genauso, wie die langjährige sehr gute Jugendarbeit im Gestüt.
Die Gäste auf der Tribüne erleben am Samstag denn auch ein beeindruckend buntes Bild an pferdesportlichen Leitungen. Sowohl beim Springen als auch bei der Vorführung der Tiere hatten Züchter und Besucher die Möglichkeit, die kraftvolle Eleganz der Tiere zu bewundern. Und auch beim Kutschfahren zeigten Fahrer und Pferd, dass sie sich wie eine Einheit über die weitläufige Fläche der großen Halle bewegen konnten. Ein Bild, das die Qualität der Prussendorfer Anlage schon seit Jahren prägt.
Auf Ausschreibung hat sich bisher nur ein Bieter gemeldet
Für den jetzigen Geschäftsführer des Gestüts, Willy Boß, ist die Situation alles andere als leicht. „Auf unsere Ausschreibung hat sich bislang nur ein Bieter gemeldet“, sagt Boß. Dass dieser aus dem nahen Radegast kommt, sei nicht nur räumlich positiv. „Ich habe nach den ersten Gesprächen mit dem Bieter ein gutes Gefühl.“
Wie genau ein eventueller Verkauf vonstatten ginge und wie die Übernahme der derzeit zehn Mitarbeiter und vier Auszubildenden funktionieren könnte, stehe derzeit noch nicht fest.
Ziel ist es, ab Oktober einen neuen Eigentümer zu haben
„Ziel ist es für uns, dass wir ab dem 1. Oktober dieses Jahres einen neuen Eigentümer in Prussendorf haben“, blickt der Geschäftsführer in die nahe Zukunft. Dass sich die Meinung des Landes Sachsen-Anhalt nach dem Besuch von Umwelt- und Landwirtschaftsministerin Claudia Dalbert (Grüne) bei der Hengst-Präsentation noch einmal ändert, wagt keiner der Anwesenden zu glauben. (mz)
