Ausbildung zum Tischler Tischler-Ausbildung in Bitterfeld: Es zählen Praxis und Theorie

Bitterfeld - Damit hatte Roland Pötzsch nicht gerechnet: „Das ist definitiv das beste Gesellenstück, dass wir seit langem gesehen haben“, sagt der Vorsitzende der Prüfungskommission und blickt begeistert auf den Schreibtisch von Kevin Römmling.
Er ist einer der sechs Auszubildende der Tischler-Glaser Innung Bitterfeld-Wittenberg, die sich nach Abschluss der dreijährigen Lehrzeit der Prüfungskommission gestellt haben und sowohl den theoretischen als auch den praktischen Teil bestanden.
Kluft zwischen Theorie und Praxis zu groß
„Wenn die theoretischen Kenntnisse auch so solide wären wie die hier gezeigten handwerklichen Fähigkeiten, hätte es der Schreibtisch von Kevin Römmling aus Diesdorf sogar zum Landeswettbewerb geschafft“, sagt Pötzsch.
Doch an dieser Stelle sei die Kluft zwischen Theorie und Praxis noch zu groß. Dabei erinnert der Prüfungskommissionsvorsitzende immer wieder daran, dass ein handwerklicher Beruf nicht nur in der Werkstatt stattfinde.
„Sie müssen mit ihren Vorstellungen und den Wünschen der Kunden umgehen können“, sagt er in Richtung des Auszubildenden. Dabei seien auch gut geführte Gespräche und vor allem handfeste Angebote gefragt, mit denen man den Kunden von seiner eigenen Arbeit überzeugen könne. Gerade das mache einen Handwerker in der heutigen Zeit aus, weiß der Handwerker.
156 Stunden investiert
Von Kevin Römmling lässt sich Pötzsch dann noch die einzelnen Arbeitsschritte bei Herstellen des Gesellenstückes erklären. Bei einem Materialeinsatz von rund 1 300 Euro habe er 156 Stunden in die Vorbereitung und den Bau des Schreibtisches investiert, sagt der junge Mann, was ihm viel Respekt vom Vorsitzenden einbrachte. Dass sich sogar die Einschübe im Schreibtisch auf Holzleisten bewegen, lobte er besonders.
Selbst gebautes Erzähltheater
Einen Schreibtisch der völlig anderen Art stellte Jobst Eisel her. Der junge Man aus Mühlbeck möchte mit dem Abschluss seiner Lehre die schon lange währende Tradition der Familie in Richtung Holzbearbeitung fortsetzen.
Bereits der Urgroßvater habe sich mit Holz beschäftigt und der Vater die Tradition fortgesetzt. Zwar in einer anderen Richtung, aber dennoch immer mit dem Holz verbunden.
Jobst Eisel möchte mit seinem selbst gebauten „Erzähltheater“ vor allem Kinder erfreuen. Deshalb hat er auf dem Tisch klappbare Bilder angebracht, die als Vorlage für Erzählungen dienen sollen. „Wenn alles klappt, soll das Gesellenstück im Wolfener Mehrgenerationenhaus aufgestellt und genutzt werden.“ Bei seinem praktischen Einsatz in der Wolfener Firma Hopla habe er sehr viel gelernt, was ihm auf seinem weiteren Weg helfen werde, meint Eisel. (mz)