Streit in Vockerode Streit in Vockerode: Draisinen fahren trotz der Stopp-Verfügung
Vockerode/MZ. - Und sie fahren doch - die Draisinen von Vockerode. Dabei hatte das Magdeburger Verkehrsministerium die Gleisfahrten per Verfügung gestoppt (die MZ berichtete).
"Das ist ein schwebendes Verfahren", erklärte am Dienstag Wolfgang Vorpahl. Der Vorsitzende des Gräfenhainichener Ferropolis Bergbau und Erlebnisbahnvereins ("Der Zeitungsartikel hat uns sehr geschadet. Es gibt Stornierungen.") hat Klage gegen die Verfügung beim Verwaltungsgericht Dessau eingereicht. "Und das hat aufschiebende Wirkung", begründet Vorpahl den Weiterbetrieb der Strecke. Detlef Bücken-Thielmeyer bestätigte am Dienstag auf MZ-Anfrage Vorpahls Angaben. "Wir haben am Montag ein Fax ohne Anlagen erhalten", so der Pressesprecher des Verwaltungsgerichts dazu.
Das Beschreiten des Rechtsweges hält Wolfgang Last für einen Fehler. Der Geschäftsführer der Anhaltischen Bahn - die Gesellschaft ist Eigentümer der Gleise, und Vorpahl ist der Pächter - empfiehlt, dass der Gräfenhainichener Verein "bei uns vorstellig wird", um "nach zivilrechtlichen Lösungen" zu suchen.
Im Kern geht es darum, dass die historischen Schienenräder auf einer "offiziellen Bahnstrecke" verkehren. Und das dürfen sie laut Verkehrsministerium nicht. Eine mögliche Statusänderung wiederum sei am Nein des Eigentümers gescheitert. Zwar kennt Last solch einen Antrag nicht, hält aber die "Chancen für eine Einigung" eher für gering.
Dabei sind die Ferropolianer brisanter Weise ein "nicht unwichtiger Gesellschafter" der Anhaltischen Bahn. Und Last betont sogar, "die Draisinen sind eine gute Idee". Eine Konkurrenz zur Dessau-Wörlitzer Eisenbahn sehe er ebenfalls nicht. "Jede Einnahme, die der Schiene zugute kommt, ist eine positive Einnahme", betont Last, deshalb wohnen "ja auch zwei Seelen in meiner Brust". Last macht keinen Hehl daraus, dass er der Darstellung Vorpahls nicht glaubt. Der Vereinschef hatte behauptet, er habe die Stopp-Verfügung aus der Landeshauptstadt erst am Freitag - also nach der großen Eröffnung mit der Politprominenz - erhalten. Vorpahl setzte nach eigenen Angaben zuvor auf ein Schreiben des Magdeburger Wirtschaftsministeriums, wonach keine Genehmigungen für das touristische Vorhaben erforderlich seien.
"Das Schriftstück möchte ich sehen. Jeder Eisenbahner kennt die Zuständigkeit. Das ist eindeutig das Verkehrsministerium", so Last, der die Probleme aus seiner Sicht "bei diesem heißen Eisen" eher "im zwischenmenschlichen Bereich" sieht. Vorpahl nennt dies einfach "Querelen". Aber dies habe nichts mit den Draisinen zu tun. "Und die Umwidmung der Strecke lässt das Gesetz nicht zu. Dagegen klagen wir doch", so der Vereinschef.
Bis zu einer Entscheidung des Gerichts werden sie weiter fahren - die Draisinen. Einen erneuten Stopp - am vergangenen Wochenende wurde eine Zwangspause eingelegt - wird es 2004 möglicherweise nicht mehr geben. Bücken-Thielmeyer glaubt, dass der Verhandlungsstart erst im nächsten Jahr erfolgen werde. "Es wurde kein Eilverfahren beantragt", so der Sprecher des Verwaltungsgerichts.