Sieger der Sportlerwahl vorgestellt Sieger der Sportlerwahl vorgestellt: Schlagfrau clever ausgewählt
Wittenberg/MZ. - Teamgeist, Träume, Siege und Niederlagen haben die vier jungen Damen zusammen geschweißt, der Weg zu den Skulls verlief unterschiedlich. Antje Schindlers Weg war vorgezeichnet. Vater Klaus, der hier als Trainer für Blasen an den Händen sorgt, nahm seine Tochter mit in den Wittenberger Ruderclub und verband so das Praktische mit dem Nützlichen.
Die 23-Jährige erinnert sich: "Nachdem ich den Anfängerkurs in Bergwitz bestanden hatte, musste ich die Technikstufen ablegen, bevor ich zu ersten Regatta durfte." Zwei wichtige Übungen beim Ablegen der Technikstufe: Kniebeugen im Boot, ohne ins Wasser zu fallen. Die Hände über den Kopf zusammen schlagen und dabei das Gleichgewicht halten. Schindler schmunzelnd: "Wassersport ist eben ein nasser Sport."
Annett Pannicke wurde mit einem Überrumpelungs-Manöver ins Boot gehievt. Ihre erste Begegnung mit ihrem heutigen Trainer hat sich ins Gedächtnis eingeprägt. "Plötzlich ging in der Zahnaer Schule die Tür des Klassenraums auf und zwei Männer riefen: Alle aufstehen." Pannicke gehörte damals zu den größten Kindern, ihre sportliche Karriere wurde jetzt gelenkt. Mit Antje Schindler bildete sie sofort ein Duo. Die Lebenswege der beiden Mädchen kreuzten sich, der Sport und ein Stück Seelen-Verwandtschaft brachte sich immer wieder zusammen.
Bei den letzten DDR-Jugend-Meisterschaften ergatterten sie sich im Doppelzweier die Goldmedaille, auf der Sportschule in Potsdam belegten sie Zimmer 551. Die National-Mannschaft war jetzt ihr Revier, Fahrten zu internationalen Titelkämpfen bestimmten den Terminkalender. Trotz der Erfolge haben sie unter das Abenteuer "Kaderschmiede" einen Schluss-Strich gezogen. "Wir wollen einfach keine halben Sachen machen oder irgendwann wie Männer aussehen. Unsere berufliche Karriere war uns wichtiger." Ihr Studium in Architektur (Schindler) und BWL (Pannicke) haben sie abgeschlossen, bei den Hobbys herrscht wieder Einigkeit: Fotografieren und ein bisschen die verpasste Jugend nachholen. "Der Sport hat unsere Zielstrebigkeit geprägt. Deshalb bestimmen wir unsere persönliche Schlagzahl auch selbst."
Anja Wenzels Bekanntschaft mit dem Boot war eher zufällig. Auf der Suche nach einer geeigneten Sportart legte sie bei den Ruderern einen Zwischenstopp ein und machte am Abend ihr Mutter klar: "Das ist nichts für mich." Neugier und Bewegungsdrang besiegten jedoch die innere Abwehrhaltung. Nach dem Wechsel in Richtung Magdeburg sammelte sie Goldmedaillen bei deutschen Titelkämpfen im Kinder- bis Juniorenbereich ein, mit Katalin Schulze teilte sie das Zimmer. Der Schritt zurück war eine bewusste Entscheidung: "Ich wollte keine Leistungs-Sportlerin werden. Abitur und Beruf waren mir wichtiger."
Jetzt gibt sie im Wittenberger Doppelvierer die Schlagzahl an, ihre Teamkolleginnen haben kein Problem, sich unterzuordnen. Etwas haben die jungen Damen jedoch nie in den Griff bekommen: "Einmal im Jahr fallen wir immer in die Elbe. Denn", und jetzt im Chor, "Wassersport ist ein nasser Sport."