Schwangerschaftshilfe Schwangerschaftshilfe: «Da war ja schon Leben»
Bitterfeld/MZ. - Sie ist so froh, dass er da ist. Wenn Nicole Zoblofsky ihren kleinen Sonnenschein Alex ansieht, dann weiß sie: Um nichts in der Welt würde sie ihn wieder hergeben. Und mit seinen fünf Monaten lächelt der Sprössling seine Mutter schon so innig an, dass alle Sorgen vergessen zu sein scheinen. Denn die gab es am Anfang zuhauf. Als die 21-Jährige von ihrer Schwangerschaft erfuhr, war sie alles andere als glücklich. "Ich dachte, ich bin zu jung, ein Kind groß ziehen zu können." Und gemeinsam mit ihrem Freund fasste sie den Entschluss: jetzt noch nicht.
Doch wer eine Schwangerschaft abbrechen möchte, muss vorher zur Beratung. So kam die junge Frau zur Schwangeren- und Konfliktberatungsstelle des Kreisverbandes des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) - eine der zwei anerkannten Stellen im Landkreis Bitterfeld. Nach einem intensiven Gespräch mit Diplom-Sozialarbeiterin Christine Giesel kamen Nicole erste Zweifel: Sollten wir das Kind doch behalten? Aber sie blieb bei ihrem Entschluss und ging in die Klinik. "Doch dann sah ich meinen Kleinen auf dem Ultraschall-Bild. Da war ja schon richtiges Leben." Nun konnte und wollte sie es nicht mehr übers Herz bringen, diesem Leben keine Chance zu lassen. Und jetzt ist Alex da und bestimmt zu einem Großteil den Alltag von Nicole.
Zur DRK-Beratungsstelle geht sie auch jetzt noch, wenn sie Fragen hat. Hier werden nicht nur Schwangere beraten über solche Dinge wie Mutterschutz, Erziehungsgeld, Elternzeit, medizinische Betreuung oder Möglichkeiten finanzieller Hilfe. Auch nach den "anderen Umständen" - egal, ob das Kind entbunden oder die Schwangerschaft abgebrochen wurde - wird geholfen, wenn Betroffene es wünschen.
"Natürlich gehört es für uns als Berater zu den Sternstunden, wenn die jungen Muttis mit ihrem Kind in der Tür stehen oder einfach nur ein Foto schicken vom Nachwuchs, um sich zu bedanken", gibt Christine Giesel zu. Doch gleichzeitig versichert sie: "Die Entscheidung liegt ganz allein bei den Frauen selbst. Sie haben ein Recht auf ihre Meinung und können uns vertrauen. Wir wollen ihnen helfen, wollen sie umfangreich informieren und sie anhalten, über alles gründlich nachzudenken. Damit sie die für sich beste Lösung finden."
Oft entwickelt sich durch die Beratungsgespräche schnell ein vertrauliches Verhältnis. Auch Probleme in der Partnerschaft oder mit den Angehörigen sind keine Tabu-Themen. "Und so manche werdende Mutti ist dankbar, wenn wir sie auf dem Weg zu Ämtern begleiten oder ihnen beim Ausfüllen von Formularen helfen", sagt Christine Giesel. Mit "wir" meint sie ihre Kollegin Christina Müller, die als Diplom-Sozialarbeiterin die Außenstelle der Einrichtung in Wolfen betreut. Die Förderung und anteilige Finanzierung der staatliche anerkannten Beratungsstellen erfolgt durch das Ministerium für Arbeit, Soziales und Gesundheit des Landes Sachsen-Anhalt sowie durch Landkreis und Kommune.
Nicole Zoblofsky konnte ihre Erfahrungen auch sehr schnell weiter vermitteln - an ihre drei Jahre jüngere Schwester Yvonne, die kurz nach ihr schwanger wurde. Zu deren kleiner Familie gehört nun Johnny - ebenfalls kein Wunschkind und heute abgöttisch geliebt.