Schützenplatz in Zörbig Schützenplatz in Zörbig: Vorzeigeprojekt der Stadt sorgt für Unmut bei den Bürgern

Zörbig - Autos im Halteverbot, verlagerte Parkplätze und Frust an der beliebten Eisdiele: Die Veränderungen am Zörbiger Schützenplatzes sorgen vor allem bei schönem Wetter nun für Komplikationen in der Stadt. Stadtrat Matthias Egert (CDU) sprach vor wenigen Tagen im Bauausschuss sogar von einer „katastrophalen“ Situation und gefährlichen Zuständen.
Durch den Umbau des Platzes ist die Victor-Blüthgen-Straße am Kreisel (Foto) ungewollt zum Parkplatz vieler Eisliebhaber geworden und damit zum Nadelöhr. Auf der Brachfläche vor der Eisdiele können die Kraftfahrer aber nicht mehr parken.
Der Platz wird gepflastert und bepflanzt und ist künftig Fußgängern vorbehalten. Die Autofahrer sollen deshalb eigentlich ein paar Dutzend Meter dahinter parken. Doch entweder kennen die Eisdielen-Besucher den Kurzzeit-Parkplatz noch nicht. Oder er ist ihnen zu weit entfernt.
Einerseits muss sie für Ordnung sorgen, andererseits will die Stadt sich nicht mit den Bürgern anlegen
Aber die Victor-Blüthgen-Straße ist für Besucher-Anstürme nicht ausgelegt. Parken dort Autos am Straßenrand, wird es bei Begegnungsverkehr eng. Deswegen will die Stadt Zörbig auch das absolute Halteverbot zumindest ab dem vielbefahrenen Kreisel bis zur Eisdiele aufrecht erhalten. Bürgermeister Rolf Sonnenberger (Bürger für Zörbig/Wählerliste Sport) sprach sich im Bauausschuss auch dafür aus, dass dort Knöllchen an Falschparker verteilt werden. Auch der Bauamtsleiter Andreas Voss meinte: „Am Kreisel müssen Vergehen geahndet werden.“
Letztlich befindet sich die Stadtverwaltung aber in einer Zwickmühle. Einerseits muss sie für Ordnung sorgen. Andererseits will sie sich nicht mit den Bürgern anlegen. Das ist auch im Ausschuss deutlich geworden. In der Victor-Blüthgen-Straße Richtung Bahnübergang ist die Stadt daher im Bereich ab der Schützenplatz-Einfahrt schon auf die Einwohner zugegangen. An der Eisdiele ist ein Parkverbotsschild abgehängt worden.
Die Stadtverwaltung forciert dort seit Jahren ihr Umgestaltungsprojekt am Schützenplatz
Doch eine Entlastung ist bisher ausgeblieben. Zumal bis Anfang Mai die Einfahrt zum Schützenplatz an der Eisdiele noch gesperrt bleiben wird und damit auch eine Zufahrt zum neuen Parkplatz vorerst fehlt. Wird die Situation dann besser, wenn die Bauarbeiten vorüber sind? „Wir hoffen, dass sich das einspielt“, war Bauamtsleiter Andreas Voss im Ausschuss vorsichtig optimistisch. Matthias Egert blieb eher skeptisch: „Das Problem wird nicht nur in diesem Monat bestehen.“
Die Zörbiger und die Eisdielen-Besucher werden sich aber mit den neuen Gegebenheiten am Schützenplatz anfreunden müssen. Die Stadtverwaltung forciert dort seit Jahren ihr Umgestaltungsprojekt. Am 5. Mai zum bundesweiten Tag der Städtebau-Förderung will sie vor Ort die ersten Meilensteine der Öffentlichkeit präsentieren.
Der Eisverkäufer wollte weiterhin Parkplätze in unmittelbarer Nähe zur Eisdiele haben
Doch viele werden nicht mitfeiern. Auch der Eisdielen-Besitzer hat die Nase voll. Seit Jahren verfolgt er die Umbau-Pläne der Stadt argwöhnisch. „Meine Einwände sind ignoriert worden“, beschwert sich Gerald Blechschmidt. Der Eisverkäufer wollte weiterhin Parkplätze in unmittelbarer Nähe zur Eisdiele haben. Nach den Veränderungen fürchtet er vor allem um die Kundschaft, die sich in Zörbig wenig auskennt und dann überfordert mit dem Auto weiterfahre.
Auch die Händler in der Langen Straße in Zörbig würden durch die veränderte Parkplatz-Situation Kunden verlieren, fürchtet Blechschmidt. Der neue Parkplatz erschwere den Eisdielen-Besuch für Autofahrer. „Das Konzept ist nicht bis zum Schluss durchdacht.“
Und was sagen die Eisdielen-Besucher selbst? „Vorher war der Platz besser“, findet Stefan Hein, der gerade am Kurzzeitparkplatz am Auto ein Eis isst. Seine Partnerin wählt noch drastischere Worte. Andere Kunden sehen es gelassener. „Der Kurzzeit-Parkplatz ist okay“, meint ein Zehmitzer. Und ein Eiskäufer aus Priester (Wettin-Löbejün) sagte: „Man muss abwarten, was aus dem Platz wird. Momentan kann ich mich nicht beschweren.“ (mz)