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Sammlerleidenschaft  Sammlerleidenschaft : Der Mann der die Spur der Steine verfolgt

Von Sylvia Czajka 14.03.2013, 15:54
Paul Müller in seinem Reich. Die zahlreichen steinernen Fundstücke sind in Schränken verwahrt.
Paul Müller in seinem Reich. Die zahlreichen steinernen Fundstücke sind in Schränken verwahrt. André Kehrer Lizenz

Löbnitz/Bitterfeld/MZ - Mit einer Kiste fing alles an. Einer Kiste voller Steine. Paul Müller weiß es noch wie heute. Diese Kiste aus dem Olbernhauer Museum hat sein Leben verändert. Seines und das seiner Frau Birgitt. Die kann gefühlte 40 Jahre danach nur lächeln. Denn in der Kiste steckten Mineralien aus der Vergangenheit. Millionen Jahre alt. 100 DDR-Mark blätterte Müller dafür auf den Tisch des Hauses. Der Anfang war gemacht. Und „heute sind wir steinreich“, sagt Birgitt Müller.

Die Last wiegt schwer, die in Schränken, Vitrinen, Schachteln, Kästchen und Regalen steckt. Mineralien, Fossilien, Meteoritensplitter - Müller könnte den ganzen Tag über Alter, Formen, Ursprung erzählen. Manchmal macht er’s, manchmal nicht. Je nach Laune. Je nach Zeit. Die nimmt sich der 69-Jährige gern für Leute, die mehr wissen wollen über den Mann, der die Spur der Steine verfolgt. Irgendwie findet sich immer noch ein Plätzchen im Löbnitzer Einfamilienhaus. Der Spruch: „Rentner haben niemals Zeit“ trifft auch auf die Müllers zu. Die reisen an den Wochenenden zu den Mineralien- und Fossilienbörsen in der Region. Im Bitterfelder Kreismuseum sind sie Anfang des Jahres Stammkunden. Da wird getauscht und geredet. Man ist unter Fachpublikum und Gleichgesinnten.

Kupferschiefer hat bei Birgitt und Paul Müller, die einst in Eisleben zu Hause waren, das Interesse geweckt. Gewohnt haben sie an der Halde gleich vor den Schächten. Dort konnte man täglich auf die Suche gehen, erinnert sich das Paar. Heute sind sie unter anderem in Schweden oder Dänemark unterwegs. Sie haben schon den gewissen Blick dafür. Ob Fossil oder Mineral - das Alte hat seine Reize, seine Geschichte.

Die Arbeitshaltung ist der gesenkte Kopf. Der kommt erst hoch, wenn die Suche von Erfolg gekrönt ist oder man enttäuscht von dannen zieht. Die Arbeitsmittel sind Geologenhammer, Meißel, Lampe und Mikroskop.

Ob die Fundstücke für die Vitrine taugen, das erliest sich Paul Müller. „Ich kann nicht alles wissen, aber ich weiß meistens, wo es steht.“ Geologische Zeitabschnitte wie Tertiär, Perm, die Kreidezeit sind sein Zuhause. Versteinerte Hölzer, Blattabdrücke - Müller hat alles katalogisiert. Auch Meteoriten (siehe auch nebenstehender Beitrag). 99 Prozent aller Meteoriten verglühen in der Atmosphäre, berichtet Müller. Steinmeteoriten beispielsweise seien noch die Ursprünglichsten und entstanden mit dem Sonnensystem, so der Sammler. Hinter Glas liegen Pallasiten, die in Russland und Chondriten, die in Marokko gefunden wurden. Beide sind kosmischen Ursprungs.

Die Müllersche Sammlung ist bunt, so wie die Welt, und schwer. Wie viele Kilo? „Ich kann es nicht einmal schätzen.“ Platz für neue Funde, der findet sich immer. Komisch, dass Regale für die Mineralien schneller vom Hausherren gezimmert werden als für den Hausgebrauch. Ehefrau Birgitt kennt eben ihren Paul. Der möchte die steinige Zeit nicht mehr missen. Was ist die Steigerung von steinreich? Das ist Paul Müller egal. Entweder man ist es oder nicht. „Ich bin es eben.“