Sammler Andreas Warschau aus Wolfen Sammler Andreas Warschau aus Wolfen: Guinness-Buch? Nein danke.

wolfen - Der separate Raum, er ist so etwas wie das Schatzzimmer. Dort hat Andreas Warschau sich eine Art Parallel-Welt innerhalb der Wohnung geschaffen - mit über 5 000 Bierverschlüssen sowie rund 10 000 Muscheln und Schneckenhäuser. Zieht Warschau einen der vielen Ordner aus dem Regal, dann steht da so etwas wie der Stammbaum zum einzelnen Verschluss. Die Exemplare sind alphabetisch, nach Ländern und Brauereien geordnet. Die Kronkorken stammen aus China zum Beispiel, oder aus Russland und Australien. „Vom Nord- bis zum Südpol habe ich diese Stücke gesammelt“, sagt der Ruheständler. „Wir reisen viel , tauchen in fremde Länder und Kulturen ein - und sammeln eben“, sagt Warschau. Seine Frau Ruth teilt das Hobby. „Manchmal denke ich sogar, sie ist verrückter als ich. Sie sammelt, recherchiert, guckt und macht - das ist schon irre.“
Im Jahr 2013 wurden weltweit etwa 173 Millionen Hektoliter Bier gebraut. Dabei liegt Belgien mit fast 400 Millionen Hektolitern an der Spitze, Deutschland rangiert im Mittelfeld.
Im Jahr 98 wurde bei Tacitus das erste Mal auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands gebrautes Bier erwähnt. Die nächsten Berichte stammen aus dem frühen Mittelalter. Zu dieser Zeit hatten als Braustätten in erster Linie Klöster eine große Bedeutung. Entsprechend sind die weltweit ältesten Brauereien heute auch ehemalige Klosterbrauereien wie die Bayerische Staatsbrauerei. Dies änderte sich später, als auch Städte das Braurecht erhielten. In Deutschland existierten im Jahr 2011 insgesamt 1341 Brauereien, davon 632 in Bayern.
Bei ihm begann alles vor über 50 Jahren. Da hat Andreas Warschau seine erste Muschel bekommen. „Zwei DDR-Mark habe ich dafür bezahlt.“ Kurz darauf habe ihm wieder einer seiner Kumpels eine vorbeigebracht und wollte dann schon drei Mark dafür. Nun ist der Wolfener 59 Jahre alt und meint, dass seine Muschel- und Schneckenhaussammlung wohl die größte in Sachsen Anhalt ist. Sogar das Guinness Buch der Rekorde hatte er schon avisiert - allerdings waren die bürokratischen Hürden viel zu hoch. „Das hat uns abgeschreckt. Und Sammeln ist auch ohne so einen Titel wunderbar.“
Bier-Verschlüsse, die begann er ab 1994 zu sammeln. „Der Neffe war schuld“, sagt Warschau. Er habe „so schöne bunte Kronkorken“ aus der Tschechoslowakei mitgebracht. Und als sich Warschau dann zum ersten Mal bewusst die Aufdrucke anschaute, da war das Feuer schon entzündet. Mittlerweile sammelt er auch Bügel- und Schraubverschlüsse, Literatur über das Bier und über dessen Geschichte. Nachschub kommt nicht nur von unzähligen Reisen, sondern auch vom Tausch auf Sammelbörsen und Flohmärkten.
„Zu Beginn hatte ich alles in Kisten verpackt, doch als sich die Sammlung vergrößerte, musste ich mir was einfallen lassen“, erzählt Warschau. Seine Frau habe ihm dann Kästen aus dem Baumarkt besorgt und später Alben, in denen er die Korken wie in einem Präsentationsbuch fein säuberlich geordnet aufbewahrt. Und Warschau hat nun viel Zeit für sein Hobby. Im vergangenen Jahr ist er in den Ruhestand gegangenen, lange war er im Dreischichtsystem bei Bayer beschäftigt.
Und? Interessierte ihn eigentlich auch der Inhalt der Flaschen? „Ja!“ ist die eindeutige Antwort. „Es gibt Biere, die richtig gut schmecken. Manche habe ich aber auch weggeschüttet.“ Holländische Sorten, die seien sehr lecker, vor allem die Starkbiere. „Aber dort waren wir noch nie.“ Und deshalb sind die Niederlande auch das nächste Reiseziel. „Vielleicht gibt es ja auch noch ein paar Kronkorken, die ich noch nicht habe.“ Zu sammeln gibt es eben immer etwas.
Wer etwas zum Tauschen hat - Andreas Warschau ist unter 0163/8 66 27 55 zu erreichen. (mz)
