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Rund 400 Sandsäcke in 20 Minuten gefüllt

Von Iris Lademann 10.05.2007, 17:37

Bitterfeld/MZ. - Es ist 13 Uhr. Die Fahrzeuge des Technischen Hilfswerkes Bitterfeld / Wolfen (THW), der Bitterfelder Wasserwehr und der freiwilligen Feuerwehren Mühlbeck, Greppin, Bitterfeld und Glebitzsch rücken auf dem Übungsgelände der Katastrophenleitstelle Bitterfeld an. Geprobt werden soll der Ernstfall. Er ist Inhalt einer Fortbildungsmaßnahme zum Hochwasserschutz, zu der die Leiterin der Bitterfelder Wasserwehr, Claudia Elze, Feuerwehr und THW eingeladen hat.

Die insgesamt 35 Teilnehmerinnen und Teilnehmer wissen sofort, was zu tun ist. Denn sie alle waren in irgendeiner Weise in den Hochwasserschutz 2002 involviert. Trotzdem nehmen sie die Übung ernst und setzen gewissenhaft das in die Tat um, was ihnen durch zwei Mitarbeiter der Feuerwehrschule Heyrothsberge am Vormittag beigebracht worden ist.

Auch für Ingolf Werner nichts generell Neues. Denn der Feuerwehrmann aus Greppin hat die Flut 2002 nicht nur live miterlebt, sondern gehörte auch zu den Helfern, die Tag und Nacht Sandsäcke füllten und die Deiche sicherten. Mit wenigen Handgriffen hat er gemeinsam mit anderen Kameraden die "Sandfüllmaschine" aufgebaut - eine Steckleiter auf zwei Böcken mit drei Kegeln, denen die Spitze fehlt. Verkehrt herum hängen diese wie große Trichter in der Leiter, darunter die leeren Sandsäcke, in die Schippe für Schippe der Sand rieselt. "Diese Technik haben wir schon 2002 angewendet", erzählt Claudia Elze. Doch wer auf die Idee gekommen sei, wisse sie nicht. Auf jeden Fall koste das Sandsackfüllen so weniger Kraft. Und so brauchen die Kameraden auch keine 20 Minuten um die rund 400 Säcke, die für die Übung benötigt werden, zu füllen.

Doch bevor es an den angenommenen Ernstfall geht, wird abgefragt, was am Vormittag Teil der Theorie war. "Welchen Neigungswinkel hat der Deich? Wie hoch ist er?" All das sei wichtig, bevor es an die Sicherung des vom Hochwasser bedrohten Dammes geht. Er weist auch auf kleine Kniffe hin und zeigt, wie die Wasserseite des Dammes, der beispielsweise am Fuß beginnt auszuwaschen, mit einer Plane, einer Eisenstange und Sandsäcken schnell "repariert" werden kann.

In der Menschenkette, in der die Sandsäcke weitergereicht werden, fliegen nicht nur lustige Bemerkungen hin und her, sondern sie scheinen auch die Erinnerungen an die Zeit vor knapp fünf Jahren wachzurütteln. Harald Jaroni hat aber nicht nur schlimme Erinnerungen an die Flut. Denn der Wahlbitterfelder aus Marl lernte seine heutige Frau beim Hochwasser 2002 kennen und lieben. Jetzt ist er Mitglied der Bitterfelder Wasserwehr und fühlt sich hier sehr wohl.

Jürgen Kalina, der am Bitterfelder Friedhof wohnt, habe beim Hochwasser Glück gehabt, erzählt der Feuerwehrmann. "Das Wasser stand nur im Keller", sagt er. Dass es bis etwa zehn Zentimeter unter die Decke reichte, wusste er aber noch ganz genau. Doch jetzt sei sein Häuschen wieder schmuck.

Damit den Bewohnern der Region noch größere Tragödien erspart bleiben, sei eine solche Übung ganz sinnvoll, merkte Dirk Trampenau vom LHW an. Vor allem lobte er das Zusammenspiel von Feuerwehr, LHW und Wasserwehr. "Alle lernten heute das gleiche", warf Claudia Elze ein. So könne es nicht passieren, dass im Ernstfall am Deich es zu Diskussionen kommt, weil der eine etwas so und der andere etwas anderes beigebracht bekommen habe. Zustimmend nickt auch Goldmann, der die Weiterbildung auf Anfrage von Claudia Elze gemeinsam mit seinem Kollegen eigens für Bitterfeld organisiert hat. "Außerdem hat die gemeinsame Übung den Vorteil", so Elze, "dass alle Kräfte - so wie im Ernstfall - zusammenarbeiten."