Qualitätspass für Musikausbildung
MAGDEBURG/BITTERFELD/MZ. - "Staatliche anerkannte Musikschule in Sachsen-Anhalt" steht auf dem kleinen quadratischen Schild, das bald den Eingang zur Kreismusikschule an allen drei Standorten (also auch in Zerbst) schmücken wird. Und auch das "Zertifikat über die erfolgreiche Implementierung des QSM - Qualitätssystem Musikschule", vergeben vom Verband Deutscher Musikschulen, bekommt sicher einen Ehrenplatz in allen drei Einrichtungen der Kreismusikschule Anhalt-Bitterfeld.
Ein Jahr Arbeit
Die Würdigungen haben die Musikschulleiter am Montag im Schinkelsaal des Magdeburger Gesellschaftshauses aus den Händen von Kultusminister Jan-Hendrik Olbertz entgegen genommen, zusammen mit weiteren sieben Musikschulen des Landes. "Damit ist das Land Sachsen-Anhalt übrigens Vorreiter im Bund ", freuen sich die Teilnehmer aus dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld, zu denen auch Kerstin Hobusch aus Köthen gehörte. Hinter Cornelia Toaspern, Andreas Hardelt und dem Zerbster Schulleiter Rainer Gräßlich und ihren Teams liegt ein Jahr angestrengter Vorbereitung. In fünf Workshops haben sie den dicken Fragenkatalog für das Qualitätsmanagement durchgearbeitet, der ihre Arbeit letztendlich bis ins Detail bewerten sollte. Entwickelt wurde er vom Musikschullehrer Dr. Friedrich Soretz aus Hannover.
"Sie müssen sich das vorstellen wie die Zertifizierung nach ISO 2000 in der Wirtschaft", sagt Cornelia Toaspern. Die fünf Qualitätsstufen bezogen sich dabei sowohl auf leistungsorientierte Angebote für alle 1 898 Schüler der Kreismusikschule als auch solche für bestimmte Zielgruppen. Bewertet wurden aber auch die Leitung der Musikschule, die Qualifikation der Lehrkräfte, der Fächerkanon sowie die Entwicklung und Etablierung musikschulübergreifender Projekte, und es wurden Eltern und Schüler befragt.
Geschafft haben es die Anhalt-Bitterfelder insgesamt in die Wertungsstufe drei von fünf. Das bedeutet, dass sie mit ihrer Arbeit über die Stadien "sporadisch" und "regelmäßig" schon hinaus sind und ihre durchschnittliche Leistung im Bereich der Planmäßigkeit liegt. Vier wäre "systematisch" und Kriterium fünf bedeutet gar "modellhaft".
Große Zufriedenheit
Die Bewertung hat laut Auskunft der Schulleiter Stärken und Schwächen offenbart. Erstere liegen zum Beispiel in der Unterrichtsqualität, der Teilnahme an Wettbewerben (zum Beispiel "Jugend musiziert") oder der guten Erreichbarkeit der Schulen bis hin zu ihrer Präsenz in Kindertagesstätten und Schulen. Schwachpunkte hingegen sind die räumliche Ausstattung, beispielsweise in Köthen - was sich aber mit dem Ausbau des Marstalles am Schloss zur Musikschule schon bald ändern soll - oder aber die Öffentlichkeitsarbeit.
Die drei Standorte sind laut Toaspern und Hardelt durch die Zusammenarbeit im Vorfeld der Zertifizierung weiter zusammen gewachsen. Und sie wollen künftig noch stärker als bisher an einem Strang ziehen, wenn es darum geht, in vier Jahren den Titel zu verteidigen und gleichzeitig einen Qualitätssprung nach oben zu machen. "Womit wir schon sehr zufrieden sein können, ist die Bewertung durch die Eltern und Schüler", sagt Toaspern, hier sei man geradezu modellhaft. Ähnlich sei das im Bereich soziale Integration (zum Beispiel Arbeit mit Behinderten) wo die Kreismusikschule immerhin das Kriterium vier erreicht.
Einige Vergleichszahlen machen es noch deutlicher. So liegt die Kreismusikschule in Anhalt-Bitterfeld beispielsweise bei der Anzahl der AG / Projekte bzw. Kooperationen (65) weit über dem Landesdurchschnitt (47). Das trifft auch auf die Musikschüler pro Einwohnerzahl zu, wo das Land bei 0,84 und der Kreis bei 1,0 Prozent liegt. Und auch bei der Schülerbelegung pro Unterrichtsfach kann Anhalt-Bitterfeld mit 3 007 im Vergleich zu 2 706 (Land) punkten. Das bedeutet, dass einzelne Kreismusikschüler den 20 Fächern umfassenden Kanon gleich mehrfach belegen. Und bei den Jahreswochenstunden kommen die Musikschüler in Anhalt-Bitterfeld auf 2,7 Stunden, während der Landesdurchschnitt bei 1,6 liegt.
Was bringt der Unterricht an einer zertifizierten Schule nun aber dem einzelnen Schüler? "Zunächst einmal einen qualitätsgerechten Unterricht in seiner Einheit von Praxis und Musiktheorie zu einem erschwinglichen Preis", sagt Andreas Hardelt. "Kontinuität und das Angebot eines breiten Fächerkanons", ergänzt Cornelia Toaspern und weist auch darauf hin, dass die Förderpolitik des Landes sich künftig an der Zertifizierung orientieren wird. Selbst die Schüler, die später kein Studium im Fach Musik aufnehmen, profitieren aus Sicht der Kreismusikschulleiter vom jahrelangen Unterricht. Denn es sei nicht nur erwiesen, dass Musizieren das Lernen insgesamt positiv beeinflusst. Zunehmend lassen auch potentielle Arbeitgeber bei der Auswahl ihrer Bewerber die musikalische Vorbildung mit einfließen. Fleiß, Ausdauer und Teamfähigkeit sind Eigenschaften, die durch das Erlernen eines Instrumente unter anderem besonders ausgeprägt werden.