Pflegeheim Rosenior Pflegeheim Rosenior: In einer neuen Großfamilie
Roitzsch/MZ. - 1997 hat die Krankenschwester und Inhaberin eines Pflegedienstes das Heim eröffnet. "Ich hatte einige Patienten, die schwerst krank waren. Manche konnten von ihren Angehörigen nicht mehr gepflegt werden, andere hatten gar keine mehr", blickt sie zurück. "Für die, dachte ich, muss ich was tun. Ich habe das Haus gekauft und ausbauen lassen."
Entstanden ist das erste private Pflegeheim im Kreis. Ein modernes, aber gemütliches Haus mit 30 Plätzen. Eins, in dem die Leute sich wohl fühlen. Und nichts spüren davon, dass die Kassen das Budget immer weiter straffen, die Pflegestufen immer strenger begutachten, weil die Decke auch im sozialen Bereich zu kurz ist.
Weihnachtliche Weisen klingen aus dem geschmückten Wintergarten. Martin Meixelsberger, der als Pfleger und Ergotherapeut arbeitet, singt mit den Frauen und Männern, die fast alle das 80. Lebensjahr schon erreicht haben. Sie blicken zurück, wie sie früher Weihnachten gefeiert haben, sie reden über die Weihnachtsgeschichte und ihren Glauben. "Erinnerung wach halten ist wichtig, das ist ja ein Teil des Lebens", sagt der 30-Jährige. Dem Mann mit den extrem kurzen Haaren schlug hier anfangs von den Bewohnern viel Skepsis entgegen, berichtet Brigitte Thiele. "Jetzt, wo alle ihn kennen gelernt haben, ist er fast der Liebling."
20 Schwestern und Pfleger sind in Rosenior beschäftigt und zwei Azubis. Dabei hat Brigitte Thiele einen Grundsatz: Alle im Team müssen zueinander passen. "Zickenalarm" mag sie nicht. Lautstärke und Hektik auch nicht. "Ich verlange einen freundlichen, anständigen, herzlichen Ton gegenüber den Bewohnern. Das muss auch umgekehrt funktionieren. Wenn nicht, gibt es nach einiger Zeit die gelbe Karte." "Opa" und "du" - das ist hier ausgeschlossen. Alle werden mit "sie" angesprochen. Auch das ist ein Grundsatz von Brigitte Thiele. "Das gehört sich so, das hat was mit Achtung zu tun." Viele im Rosenior sind schon über 90 Jahre alt. Manche werden besucht von Angehörigen, manche haben schon lange niemanden mehr gesehen. Da bauen sich emotionale Bindung zum Personal auf. Und oft ist es sogar so, dass die Bewohner mehr über ihre Betreuer wissen als über die Familie daheim, erzählt die Chefin.
"Wir erleben so viel Schönes: Eine bettlägerige Frau haben wir aufgepäppelt, dass sie im Rollstuhl wieder am Leben teilnehmen konnte", sagt sie. "Aber wir haben eben auch mit dem Tod zu tun. Da fließen auch Tränen." Mit der Erfahrung achtet sie darauf, dass die Bindungen nicht zu eng werden.
Im Wintergarten indes warten alle auf das Mittagessen. Erna Reiche und ihr Sohn Wolfgang sitzen mit Anna Kindermann am Tisch. Sie sind sich so ziemlich einig: "Wir haben schöne Zimmer, sind unter Leuten. Unternehmen alle zusammen noch Ausflüge. Der Martin unterhält uns gut - der kann alles. Gemütlich ist es. Was wollen wir mehr?"