Nadine Müller im Diskusfinale Nadine Müller im Diskusfinale: Die Beste Deutschlands
Roitzsch - Die Müdigkeit der Qualifikation zum olympischen Diskusfinale der Damen steckt noch in den Knochen von Beate und Hans-Jochen Müller. Mitgeworfen haben sie nicht, aber gedrückt: alle Daumen. Die Nacht war kurz. Macht nichts. Hauptsache Tochter Nadine ist weiter.
Geschafft. Ein Smiley reist per Handy nach Rio. Und das Daumendrücken auf der Terrasse in Roitzsch geht weiter. Am Ende ist Nadine Müller mit Platz sechs die Beste Deutschlands. Enttäuschung? „Vielleicht ein wenig Traurigkeit“, gibt Mutter Beate preis. Es war nichts Weltbewegendes, nichts Außerirdisches. Weiter vorn war irgendwie zu schaffen, sagt sie. „Du kannst es doch, Mädchen“, ruft Vater Hans-Jochen immer wieder. „Wir wissen es“, sagt der ehemalige Schulkamerad Robert Kaschig. „Sie hat es drauf und schon so oft bewiesen.“
Erst jüngst beim Wettkampf in Schönebeck. Da warf sie den Diskus auf 66,84 Meter. 63,13 Meter waren es am olympischen Dienstagabend. „Was wäre wenn?“ Darüber lohne es nicht zu diskutieren - weitab von Rio vor dem Bildschirm auf der Terrasse. Hier ist guter Empfang. Was stört, das sind die anderen Sportarten, die parallel zum Diskusfinale laufen. Die Müllers wissen, es ist nicht zu ändern. Schade, eigentlich. Es wird stiller vor der Mattscheibe von Versuch zu Versuch. Erlösung gibt’s erst ob des Wissens, Nadine Müller ist unter den besten Acht. Am Ende reicht es für den sechsten Platz. „Sie gehört zu den Besten der Welt.“ Das ist das, was zählt. „Das soll ihr erst mal jemand nachmachen“, meint Vater Hans-Jochen stolz.
Nadine Müller hatte sich mit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft für die Olympischen Spiele qualifiziert. Die 30-Jährige gehört seit Jahren zur Weltspitze, liegt mit 65,79 Meter Wurfweite aktuell auf Rang sechs. Sie verpasste knapp eine Medaille bei der Europameisterschaft in Amsterdam. Bei den Olympischen Spielen 2012 in London war die Polizeiobermeisterin der Bundespolizei als Vierte schon einmal vorn mit dabei.
„Sie hat es versucht. Diskuswerfen ist eben reine Kopfsache“, weiß Hans-Jochen Müller. Einer vom Fach. Er selbst ist mit dem Sportgerät groß geworden. Da habe man den Blick dafür, ob der Diskus weit fliegt oder steinhart fällt. All das war nach einer Stunde olympischer Disziplin Vergangenheit.
„Schreib bitte eine Nachricht an Nadine“, ruft Vater Hans-Jochen seiner Frau zu. Das ist nicht so einfach, sagt sie: „Mir fehlen die Worte.“ (mz)