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Nach 17 Jahren Leerstand Nach 17 Jahren Leerstand: Poucher Schloss gerettet - Neuer Eigentümer gefunden

Von Detmar Oppenkowski 16.02.2019, 08:00
Das Schloss Pouch stand seit 2002 leer, nun hat es einen neuen Besitzer. Dieser will das Haus sanieren und ein neues Gebäude errichten.
Das Schloss Pouch stand seit 2002 leer, nun hat es einen neuen Besitzer. Dieser will das Haus sanieren und ein neues Gebäude errichten. André Kehrer

Pouch - Nachdem schon niemand mehr an die Rettung des Poucher Schlosses geglaubt hat, gibt es nun eine überraschende Wendung: Das historische Ensemble am Goitzsche-See hat einen neuen Eigentümer. Der bisherige Besitzer, Hans Grimm, hat das stattliche Anwesen mit Unterstützung der Muldestausee-Gemeinde an die Facta Invest GmbH für einen nicht genannten Betrag verkauft. Voraussetzung hierfür war die Auflösung bestehender Verträge über Wegerechte zwischen der Gemeinde und dem Alteigentümer.

„Für die nachhaltige Entwicklung des Schlossareals haben wir nun einen verlässlichen Partner gefunden, der in der Region etabliert ist und mehrere Referenzobjekte vorweisen kann“, sagt Bürgermeister Ferid Giebler (parteilos) über den Wechsel und verweist auf das Altwerk, das von Facta Invest bereits saniert wurde, und die frühere Grundschule, die die Immobiliengesellschaft jüngst erworben hat und umbauen möchte.

Teile des 10.000 Quadratmeter großen Parks sollen öffentlich zugänglich sein

Besonders positiv zu bewerten sei, dass Teile des 10.000 Quadratmeter großen Parks an die Gemeinde zurückgehen und so für die Öffentlichkeit zugänglich sein sollen. „Wird dies so in die Tat umgesetzt, dann erhalten wir einen geschichtsträchtigen Erholungsort und bekommen einen attraktiven Zugang zum Roten Turm.“

Doch was hat Facta Invest motiviert, das Schloss mit geschätzten 900 Quadratmetern Wohnfläche zu kaufen? Schließlich steht das Gebäude bereits seit dem Jahr 2002 leer und macht von außen derzeit eher einen desolaten Eindruck. „Zugegeben, der Zustand ist zwar nicht der allerbeste, aber man bekommt das erfahrungsgemäß alles wieder hin“, sagt Geschäftsführer Christian Eichler. Aus seiner Sicht lohne sich der Aufwand zum einen wegen der Lage. „Denn die Strahlkraft der Goitzsche und

die damit verbundene Nachfrage nach Wohnraum geht weit über die Landkreisgrenze hinaus.“ Zum anderen sei es „das spannendste und bestgelegenste Objekt im Altkreis. Man thront förmlich über dem See“.

„Acht bis neun hochwertige Eigentumswohnungen“ sollen im Gebäude entstehen

Er habe sich entschlossen, „acht bis neun hochwertige Eigentumswohnungen“ in dem Gebäude unterzubringen, so Eichler. Zudem soll auf dem Gelände ein weiteres Haus mit genau so vielen Mietwohnungen errichtet werden. „Bei der Konkretisierung der Pläne wollen wir mit der Hochschule Anhalt zusammenarbeiten, einen Wettbewerb ausrufen und die Frage beantworten: Was für ein Gebäude passt neben das Schloss?“

Noch in diesem Jahr wolle man die Planungen beginnen und fertigstellen, „denn wir würden gerne im Jahr 2020 mit den Arbeiten starten“. Geschätzte eineinhalb Jahre werde man dann für die Sanierung beziehungsweise den Neubau benötigen und „vier bis fünf Millionen Euro“ investieren. (mz)

Über die Geschichte des Poucher Schlosses gibt es mehrere Veröffentlichungen. So berichtet beispielsweise der Journalist André Winternitz (www.rottenplaces.de), dass das Gebäude „als zweiflügliger, zweigeschossiger Bau mit hohem Kellergeschoss im 18. Jahrhundert im Stil der Romanik und des Historismus neu errichtet“ wurde. An der Ostseite befindet sich ein fünfgeschossiger Turm mit spitzbogigen Fenstern und geschweifter Haube. Westlich davon steht frei der „Rote Turm“, ein mittelalterlicher Backsteinrundturm mit Kegelspitze. Darüber hinaus sind Reste der Burgmauer aus Bruchstein erhalten.

Die Vorgeschichte des Schlosses reicht seinen Ausführungen zufolge weiter zurück. „1114 erbaute man einen Burgward.“ Später wurden dann die Türme errichtet. Besitzer der Anlage seien seinen Ausführungen zufolge von 1552 bis 1945 die Grafen von Solms gewesen. Dieses auf Schloss Pouch ansässige Geschlecht hatte direkte verwandtschaftliche Verbindungen zu den Herzögen von Anhalt-Bernburg und Anhalt-Dessau. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat das Gebäude als Alten- und Pflegeheim gedient. Ab 2002 stand das Haus leer.

Im Jahr 2007 verkaufte der Landkreis das Schloss an Hans Grimm, Inhaber der Grimm Aerosol Technik GmbH. Die Firma hatte ihren Sitz in Pouch und ist mittlerweile nach Friedersdorf umgezogen. Ursprünglich wollte Grimm in dem historischen Gebäude eine Akademie etablieren. Die Idee wurde nie umgesetzt. 2015 wurde das Unternehmen von der Durag Gruppe übernommen. Das Schloss blieb bis dato im Eigentum von Grimm. Erst nach Gesprächen mit der Gemeindeverwaltung willigte er ein, das Haus zu verkaufen.

Das Schloss befindet sich direkt neben dem Roten Turm.
Das Schloss befindet sich direkt neben dem Roten Turm.
André Kehrer