Mini-Galerie im Freien Mini-Galerie im Freien: Graue Telekom-Kästen werden in Bitterfeld-Wolfen zu Kunst

Bitterfeld/Holzweißig - 215 Kabelverteiler für die Breitband-versorgung hat die Telekom in ganz Bitterfeld-Wolfen gesetzt - graue Kästen, schlicht und funktional. Doch vier davon sind in den vergangenen Wochen zu kleinen Kunstwerken mutiert. Die Künstler Anke Schön aus Holzweißig und Ronny Claus aus Bitterfeld haben je zwei davon bemalt. Das ist allerdings nur der Auftakt zu einer Art Mini-Freiluftgalerie, die sich im gesamten Stadtgebiet verteilen wird.
Telekom und Stadt haben sich geeinigt, in allen Ortsteilen solche Kabelverteiler farblich zu gestalten - finanziert vom Telefonanbieter. „Die erste Phase wurde im Zusammenhang mit der 2. Kunst- und Kulturwoche in Angriff genommen“, sagt die amtierende Stadtsprecherin Carolin Herrmann.
Schön und Claus machten Entwürfe, die mit Oberbürgermeister Armin Schenk (CDU) und der Telekom abgestimmt wurden. „Vorgegeben war, dass es sich um ein regionales Motiv mit Bezug zum jeweiligen Standort handeln soll. Auch das Ortswappen sollte auftauchen“, sagt Anke Schön. Sie freut sich, so öffentlichkeitswirksam arbeiten zu können.
Zu sehen ist außerdem der wieder sprudelnde Holzweißiger Springbrunnen
Schön gestaltete den Kasten in der Straße des Friedens ihres Heimat-Ortsteils Holzweißig und jenen am Bitterfelder Ratswall. Die Motive habe sie schnell gefunden. „Wenn man in Holzweißig an dem Verteilerkasten vorbeiläuft, geht es ja Richtung Goitzschewald.“ Und der taucht dort nun auch auf - zusammen mit einem der Goitzschewächter.
Zu sehen ist außerdem der wieder sprudelnde Holzweißiger Springbrunnen mit vielen bunten Steinen. „Es handelt sich um die Steine, die in Kindergärten während des ersten Lockdowns bemalt und auch dort abgelegt wurden“, erzählt Schön. So erinnere der Telekom-Kasten auch künftig an die schwere Corona-Zeit.
Am Ratswall dachte Schön sogleich an das Tiergehege, dass man beim Weitergehen erreicht. Und so tummelt sich dort nun ein Ziegenbock im Grünen, während auf der Rückseite Enten am Ufer des Großen Teichs samt Schwanenhäuschen schnattern. „Ich habe also Ziele gemalt, die in beiden Richtungen vom Kasten ausgehend liegen.“
In Thalheim am Thälmannplatz ist nun eine Ortsansicht künstlerisch verewigt
Ronny Claus dagegen lässt gemeinsam mit seiner Schwägerin Melanie Claus in der Dessauer-Alle von Wolfen-Nord die Filmtradition aufleben. Dort ziert ein Filmstreifen den Kasten, darauf als Negativbild ein Junge, der in den Anblick von Pusteblumen vertieft ist. „Dazu bin ich durch ein Foto mit meinen Kindern inspiriert worden“, sagt Claus. Das Motiv verbreitet Optimismus für den schrumpfenden Stadtteil, könnte als Aufblühen durch Familienzuzug gedeutet werden.
In Thalheim am Thälmannplatz ist nun eine Ortsansicht künstlerisch verewigt. Naturnah mit Schmetterling und Storch im Vordergrund. „Ich fand, der passt da gut hin“, wehrt Claus tiefere Deutungsversuche ab. Doch wenn der Vogel weitere Adebare nach Thalheim locken würde, hätte er nichts dagegen.
Für die Stadt sind diese vier bemalten Kästen aber nur der Anfang
Ganz einfach war die Bemalung nicht. „Wir mussten erst den Untergrund anschleifen und grundieren, damit die Künstlerfarbe hält“, erzählt Schön. Anschließend kam UV-Lack drauf - als Schutz und um das Ausbleichen zu verhindern. Und manches aus den Ideen musste vor Ort etwas angepasst werden. „Die Lüftungsschlitze zum Beispiel waren doch größer als gedacht.“
Für die Stadt sind diese vier bemalten Kästen aber nur der Anfang. 20 weitere Standorte hatte man der Telekom vorgeschlagen. Die gute Nachricht: „Sieben Standorte sind genehmigt“, so Claus. Er und Schön werden je drei gestalten. „Den siebten bemalen wir zusammen“, sagt Schön. Dieser steht übrigens in Wolfen. Die Umsetzung ist bis zum Frühjahr geplant. Wie zuletzt werden die Künstler sicherlich auch da Kommentare von Passanten bekommen. „Aber das war schön. Denn die Äußerungen waren lobend. Die Leute fanden das gut“, sagt Ronny Claus. (mz)