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Restrukturierung von Solar-Unternehmen Meyer Burger stoppt US-Expansion: Solar-Werk in Bitterfeld-Wolfen dadurch gesichert

Das Solarzellen-Werk in Bitterfeld-Wolfen ist vorerst gesichert, weil dem Schweizer Konzern die Mittel fehlen, um eine neue Fabrik in den USA zu errichten. Der Aktienkurs bricht weiter ein.

Von Steffen Höhne Aktualisiert: 26.08.2024, 22:21
Meyer-Burger-Chef Gunter Erfurt kündigt eine weitere Restrukturierung des Unternehmens an.
Meyer-Burger-Chef Gunter Erfurt kündigt eine weitere Restrukturierung des Unternehmens an. Foto: Sebastian Willnow/dpa

Bitterfeld-Wolfen/MZ - Die drohende Schließung der Solarzellenproduktion des Herstellers Meyer Burger in Bitterfeld-Wolfen ist abgewendet. Der geplante Aufbau einer alternativen Produktionsstätte in den USA sei derzeit nicht finanzierbar und daher gestoppt worden, teilte das Unternehmen mit. Damit werde die Produktion in Bitterfeld-Wolfen weiter gebraucht. „Das ist die gute Nachricht zur Schlechten“, sagte Geschäftsführer Gunter Erfurt.

Die schlechte Nachricht ist: Meyer Burger muss die geplante Expansion stoppen. Zudem wird ein Restrukturierungsprogramm gestartet. Im welchen Umfang dabei weiter Jobs abgebaut werden, ist unklar. So könnte der Anlagenbau im sächsischen Hohenstein-Ernstthal betroffen sein.

Meyer Burger hatte bereits im Frühjahr die Solarmodulproduktion im sächsischen Freiberg geschlossen. 500 Mitarbeiter verloren ihren Job. Der Schweizer Konzern machte damals den Druck durch chinesische Billigimporte nach Europa dafür verantwortlich. Zuvor hatte die Branche erfolglos an die Bundesregierung appelliert, europäische Hersteller zu fördern. Auch die Produktion von Solarzellen in Bitterfeld-Wolfen mit einer Kapazität von 1,4 Gigawatt stand zur Disposition. Zuletzt hatte es geheißen, die Produktion dort werde noch bis 2025 gebraucht.

Umrüstung der ehemaligen Chipfabrik zu Solarwerk ist zu teuer

Meyer Burger wollte sich voll auf den US-Markt konzentrieren. Dazu sollte in einem ehemaligen Intel-Chipwerk in Colorado Springs im US-Staat Colorado eine neue Solarzellfertigung aufgebaut werden. Bereits für den Ausbau von Bitterfeld-Wolfen vorgesehene Maschinen wurden in die USA geliefert. „Das Werk ist jetzt erstmal vom Tisch“, so Erfurt. Hintergrund der Finanzierungsprobleme der Zellproduktion in den USA seien unter anderem Kostensteigerungen für Material, das zum Umbau einer Fabrik gebraucht wird.

Die Produktion in Bitterfeld-Wolfen mit 350 Mitarbeitern solle daher auch zukünftig das „Rückgrat“ der Solarzellenversorgung von Meyer Burger sein und die Modulproduktion der Firma im US-Bundesstaat Arizona beliefern. Das sei aktuell die wirtschaftlichste Option, verkündete Erfurt. Jobs sind in Bitterfeld-Wolfen laut einer Firmensprecherin nicht gefährdet.

In Bitterfeld-Wolfen werden Solarzellen produziert, die im US-Werk in Goodyear zu Modulen verbaut werden.
In Bitterfeld-Wolfen werden Solarzellen produziert, die im US-Werk in Goodyear zu Modulen verbaut werden.
Foto: Meyer Burger

Die in Bitterfeld-Wolfen produzierten Module werden im US-Werk in Goodyear im US-Staat Arizona verarbeitet. Diese können dann bei den Kunden auf Hausdächer oder in Solarparks montiert werden. Die Modulproduktion in Arizona soll auf 1,4 Gigawatt steigen. Ein weiterer Ausbau ist aktuell nicht vorgesehen. Meyer Burger legt Pläne, die Kapazität zunächst auf zwei und dann auf fünf Gigawatt zu erhöhen, ebenfalls auf Eis.

Neue Regelungen in den USA hätten es lukrativer gemacht, Solarzellen für die Modulproduktion zu importieren, erklärte Erfurt. Die Logistikkosten für Zellen seien auch vergleichsweise gering. Zudem gebe es in den USA deutlich mehr Restriktionen und Zölle gegenüber den Importen aus Asien. „Das allgemeine Preisniveau in den USA ist daher vergleichsweise gesund im Vergleich zu Europa. Deswegen funktioniert es auch.“

Preise für Solarmodule sind im freien Fall

Die Modulpreise in Europa sind durch chinesische Importe im freien Fall. Im Juli kosteten laut einer Erhebung des Großhändlers PVXchange hocheffiziente Module 18 Cent je Watt. Vor einem Jahr waren es noch 31 Cent, im Jahr 2022 rund 40 Cent. Erfurt wirft China vor, mit Dumping-Angeboten die Konkurrenz vom Markt zu drängen. Zuletzt hatte der Dresdner Solarmodul-Hersteller Solarwatt die Produktion eingestellt.

Die Preise für Solarmodule sinken seit Jahren. In den vergangenen Monaten sind sie regelrecht eingebrochen.
Die Preise für Solarmodule sinken seit Jahren. In den vergangenen Monaten sind sie regelrecht eingebrochen.
Grafik: Kroschel

Nach Angaben von PVXchange-Chef Martin Schachinger werden in China aktuell mehr Module produziert als im eigenen Markt gebraucht werden. „Die Überschüsse werden zu niedrigen Preisen nach Europa exportiert“, erläutert Schachinger. Die Preise würden etwa auf dem Niveau der Produktionskosten oder darunter liegen.

Meyer Burger hatte im Geschäftsjahr 2023 unterm Strich ein Minus von 291,9 Millionen Schweizer Franken (rund 303 Mio. Euro) eingefahren. Die Vorlage der Halbjahreszahlen 2024 wurde vom 16. auf den 30. September verschoben. Die Aktionäre des Unternehmens sind von den neuesten Nachrichten geschockt. Der ohnehin niedrige Aktienkurs brach am Montagmorgen um mehr als 50 Prozent auf etwa zwei Franken ein. Die Anleger sorgen sich um die finanzielle Stabilität der Firma.