Wandel nach schwerer Krankheit Kristin Otto aus Holzweißig hat den Krebs besiegt - und ist kaum mehr wiederzuerkennen

Holzweißig/MZ - Der Glückskäfer hat bei Kristin Otto seinen Stammplatz auf der Haut. Dort ist es oft sonnig, mal schattig, je nach Haarlänge. Ein schöner Ort für den Flieger, das findet nicht nur die Holzweißigerin. Deshalb bleibt er - ein Leben lang -, hat sich festgesetzt und eingebrannt in ihren Hals.

Aber er ist auch eine Erinnerung an ein „Ding“, das genau an dieser Stelle steckte: ein zentraler Venenkatheter. Das war vor vier Jahren. Kristin Ottos Diagnose damals: Krebs. „Du denkst, die Welt hält an. Es war wie ein Trancezustand.“ Nicht nur bei ihr. „Auch bei meiner Mutter wurde Krebs festgestellt - ganz woanders. Egal. Krebs ist Krebs. Da kommen wir gemeinsam durch“, war ihr Wunsch. Doch manchmal gehen Wünsche nicht in Erfüllung. Kristin Ottos Mutter hat den Kampf gegen die Krankheit verloren.
Die Löwin hält Wacht
Zurückgeblieben ist eine „Löwin“, die selten brüllt, aber einen Wandel vollzogen hat. Als Gesamtkunstwerk oder Erscheinung? Letzteres treffe es wohl eher. So sieht sich Kristin Otto heute selbst. Doch der Weg dorthin war lang, oft traurig, zuweilen schmerzhaft, aber auch bunt, manchmal schwer. Viel zu schwer findet die heute 43-Jährige. Genau 55,9 Kilogramm. Knapp 119 Kilo schleppte Kristin Otto noch vor vier Jahren mit sich herum.

„Ich war ein wahres Schwergewicht.“ Sport, die Umstellung der Ernährung und ein starker Willen sorgten für eine Verwandlung. Heute ist ihr Wiedererkennungswert gleich null. Otto wiegt jetzt 63 Kilo und könnte auch als Kunstobjekt durchgehen. Tattoos, wohin das Auge blickt. Einige werden im Verborgenen gehütet. Andere - wie ihre Mutter in Kindertagen - zeigt sie gern in lauen Sommernächten auf ihrer Wade. Die Beziehung zu ihrem Körper ist eine andere geworden. Sie mag die Bilder auf der Haut. „Die machen mich aus. Erinnern mich an mein Leben.“ Dazu gehören Mann und zwei Töchter, drei Hunde.
Kritin Otto ist mittendrin im zweiten Leben - und genießt es
Einst zog sie aus Halberstadt nach Anhalt-Bitterfeld und blieb. „Ich glaube, ich bin angekommen.“ Auch beruflich. Kristin Otto ist Hortleiterin der Grundschule Sandersdorf und glücklich in ihrem Job. „Ich lasse alles Negative hinter mir und genieße mein zweites Leben“, lacht sie. Dazu gehört, anderen Mut zu machen. Vielleicht auch kurz mal den Zeigefinger heben: „Geht zur Krebsvorsorge!“
Kristin Otto hat wieder Träume. Hoffentlich noch lange. Einige hat sie sich erfüllt, ein paar sind noch übrig. Doch Hauptsache gesund. Da blickt sie optimistisch in die Zukunft. Schließlich wird sie der Glückskäfer ihr Leben lang begleiten. Vielleicht bekommt der ja noch Gesellschaft.
