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Klartext gegen «Komasaufen»

Von Antonie Städter 30.03.2006, 16:07

Wolfen/MZ. - Die Schüler der Klasse 9 / 3 des Gymnasiums Wolfen-Stadt hörten still, beinahe fassungslos zu, als der ehrenamtliche Suchtkrankenhelfer der Bundespolizei, Dietmar Sette, ihnen am Mittwoch all diese Zahlen präsentierte.

Eine präventive Belehrung zum Thema Alkohol stand auf dem Stundenplan - es wurde eine mitreißende Unterrichtsstunde daraus. Denn Dietmar Sette belässt es nicht bei trockenen Paragraphen und Verboten; er knüpft bei der Realität der Jugendlichen an.

Und bringt die Problematik anschaulich auf den Punkt: "Alkohol ist kein Durstlöscher, sondern ein Kalorienbomber" oder "Die Mädchen haben uns nicht nur beim Saufen überholt, sondern auch beim Rauchen". Und dann wieder eine Zahl, die die Schüler aufschrecken lässt: "383 Menschen sterben jeden Tag an der Zigarette."

Er berichtet vom "Komasaufen", dem schnellen Trinken bis zum Umfallen; junge Leute aus der Region hätten ihm kürzlich erzählt, sie seien vom so genannten "Trichtertrinken" zum "Schlauchtrinken" übergegangen. Der Alkohol als Freizeitspaß - höchst bedenklich, findet Dietmar Sette, der Sprüche wie "Frei sein... ohne high sein" an der Tafel befestigt hat.

"Man sollte Klartext reden, um den Irrsinn zu bremsen. Denn diejenigen, die Alkohol trinken, werden nicht mehr, nicht weniger - sondern immer jünger", sagt Dietmar Sette. Schulleiter Reinhard Gebauer freute sich, dass der Suchtkrankenhelfer gleich in vier Klassen über das Problem Alkohol sprach: "Es ist wichtig, dass aktuelle Bezüge hergestellt werden."

Auch im Anschluss an die außergewöhnliche Unterrichtsstunde war der Alkohol noch häufiges Gesprächsthema unter den Jugendlichen. "Der Vortrag war interessant und die Zahlen waren sehr schockierend, aber ich glaube nicht, dass das junge Leute davon abhalten kann, zu trinken", sagte etwa die 16-jährige Fränze Dubrau aus Hoyersdorf. "Es kommt darauf an, ob man sich überreden lässt", meinte indes die 15-jährige Wolfenerin Solveig Pobuda, "und, welche Freunde man hat." Dieser Meinung ist auch Dietmar Sette. Sein Schlusssatz an die Schüler lautete: "Jeder Mensch hat die Möglichkeit, sich für den Alkohol oder dagegen zu entscheiden."