Karl-Liebknecht-Straße Karl-Liebknecht-Straße: Geländeabsenkung in Greppin lässt Häuserwände reißen

greppin/MZ - Die Angst geht um in Greppin. Denn die Häuser in der Karl-Liebknecht-Straße senken sich massiv ab. Risse durchziehen das Mauerwerk der Gebäude, die teils bereits Ende der 1920er Jahre erbaut wurden. Über die Ursache gibt es nur Spekulationen. Für viele Besitzer sollten die Häuser eine Altersabsicherung sein. Inzwischen werden sie stattdessen zur Kostenfalle. Die Hauseigentümer sind verbittert. Sie fühlen sich allein gelassen. Weder die Stadt noch die Mitteldeutsche Sanierungs- und Entsorgungsgesellschaft (MDSE) fühlen sich verantwortlich. „Von Seiten der Stadt Bitterfeld-Wolfen kann nur bei der Suche nach einem Gutachter geholfen werden“, sagt die Bürgerbeauftragte Ute Fronek. Auch der Landkreis sehe sich nicht in der Pflicht, so Pressesprecher Udo Pawelczyk.
An den Häusern Karl-Liebknecht-Straße 95 und 97 ist der Missstand am deutlichsten. Längs- und Querrisse überziehen die Fassaden, die Kellerwände, die Anbauten, sogar das Innere der Gebäude. Sie zeugen von heftigen Bewegungen im Erdreich, die jedoch niemand erklären kann. „Wir haben das Haus im Jahr 2000 gekauft. Nur fünf Jahre später kamen die Risse“, sagt Gert Urban. Mit den Jahren habe sich das Problem massiv ausgeweitet. Auf Renovierungen habe man daher weitgehend verzichtet, ergänzt Nachbar Andreas Heleske. Die Absenkungen seien so stark, dass er die Eingangstür viermal im Jahr nachsetzen müsse. „Es klemmt immer wieder.“ Und die Risse würden ständig größer. „Eigentlich wollten wir das Haus noch von außen dämmen“, sagt Urban. „Doch das haben wir aufgegeben.“ Er wäre herausgeschmissenes Geld. Zudem könne man ohne Verkleidung die Rissbildung besser beobachten. „So sehen wir wenigstens, wohin die Fuhre geht.“
Bei Andreas Heleske sind die Schäden offenbar noch gravierender. Längsrisse im Treppenhaus und ein durchgebrochenes Fundament zeugen von einer massiven Senkung, die zurzeit keiner stoppen kann.
Bei der Reparatur des Fundamentes will der Hausbesitzer sogar fließendes Wasser gesehen haben. „Wenn das so weiter geht, bricht hier noch etwas Größeres weg“, ist sich Heleske sicher. Er fürchtet um die Sicherheit der Bewohner. Das Nachsetzen der klemmenden Türen sei dagegen schon Routine.
Seit 2009 schlagen die betroffenen Hausbesitzer immer wieder bei den örtlichen und kreislichen Verantwortlichen Alarm. „Doch bisher gab es nur Vertröstungen und Absagen“, macht Heleske seinem Unmut Luft. „Es muss doch eine Ursache haben, dass gerade unsere Häuser so stark von den Senkungen betroffen sind. Er und sein Nachbar glauben, dass die Absenkung des Grundwassers um Greppin herum die Ursache für die massiven Schäden ist. Sie sehen die MDSE in der Pflicht.
Pumpen sind nicht verantwortlich
Doch Ronald Basmer von der Mitteldeutschen Sanierungs- und Entsorgungsgesellschaft mit Sitz in Bitterfeld sieht das anders. „Unsere Brunnen befinden sich in einem so großen Abstand zu den Häusern, dass ihr Betrieb nicht ursächlich für die Absenkungen der Häuser verantwortlich ist.“ Es gebe zwar um jeden Brunnen einen Absenkungstrichter, dessen Durchmesser betrage aber maximal zehn Meter. Außerdem würden nur zwölf bis 13 Kubikmeter Wasser pro Stunde abgepumpt. Basmer sieht die Absenkung der Häuser in der Bauweise der 20er Jahre begründet. Er schließt aber nicht aus, dass die insgesamt veränderte Grundwassersituation nach der Beendigung des Bergbaus und der damit erfolgten großflächigen Wasserabsenkung eine Ursache für die Risse sein kann.
„Wir raten den Hauseigentümern, sich einen Bodensachverständigen zu suchen, der dem Übel auf den Grund geht und Lösungs- oder Sanierungsvorschläge unterbreitet.“ Je mehr Familien sich zusammentun, um so preiswerter werde es für den Einzelnen. Die MDSE als Firma könne und dürfe nicht von sich aus handeln, würde aber den Anwohnern mit Informationen zur Verfügung stehen.
