Hochwasser in Anhalt-Bitterfeld Hochwasser in Anhalt-Bitterfeld: Aufräumarbeiten in vollem Gange
Bitterfeld/MZ - Gummistiefel, Handschuhe, Plastiksäcke, Eimer, Pumpen, Schläuche - alles das bildet eine Insel im Baumarkt in der Thalheimer Straße in Wolfen. Die Mitarbeiter haben die Sachen extra konzentriert und in Sichtweite hingestellt. Zu denen greift nämlich jetzt jeder, der von der Flut betroffen ist. Das ist eine Erfahrung, die das Baumarkt-Team schon vor elf Jahren gesammelt hat.
Horst Maschke hat eine Pumpe unterm Arm. Er kommt „von dort, wo nichts gemacht worden ist“ - von Jeßnitz West also, konkretisiert er. Der Keller steht wieder unter Wasser, wie auch damals bereits. „Die Feuerwehr hat schon gepumpt. Aber ich muss noch weitermachen“, sagt der Mann. Und zu allem Unglück war die Pumpe, die er kürzlich gekauft hat, nicht in Ordnung, so dass er sie umtauschen muss.
Das geht problemlos. Frank Popiela, Leiter des Teams Verkauf beim Max-Bahr-Markt, setzt auf unbürokratische Hilfe für die Betroffenen. Und der Baumarkt hat, wie viele andere auch, Extrarabatte für Flutopfer eingerichtet. Die gibt es gegen Vorlage eines Dokuments, das den Schaden durch das Hochwasser bestätigt. „Aber wenn einer den Zettel vergessen hat oder noch nicht beim Amt war, der bekommt trotzdem den Rabatt - da reicht für die Schnelle auch erstmal der Ausweis“, sagt er. Popiela unterteilt die Kaufgewohnheiten der Leute aus seiner Erfahrung heraus in diesem speziellen Krisenfall in drei Phasen. Zuerst wird alles ausgeräumt. Da brauchen die Leute Pumpen, Schläuche, Gummistiefel, Handschuhe, Besen etc. Dann kommt die Phase, in der sie wieder Grund reinkriegen wollen in die Häuser oder Lauben. Da sind vor allem Luftentfeuchter gefragt, Notstromaggregate, Hochdruckreiniger. Und dann schließlich gehe es ans Wiederaufbauen. Also kommt die Zeit, in der Baumaterialien, Rigipsplatten, Tapeten, Farben auf den Einkaufswagen landen. Und viele Gartenbesitzer ersetzen ihre weggeschwommenen Gartenmöbel und verbeulten Zäune.
Um von allem genügend im Angebot zu haben, hat die Baumarkt-Leitung schon dies und jenes nachgeordert, sagt er. „Die Industrie ist nun auch nicht so darauf vorbereitet, dass sie sofort liefern kann.“ Das Zeug werde überall gebraucht, wo das Wasser gewütet hat. „Und das ist ja insgesamt gesehen gewaltig. Wir können hier sehr froh sein, dass uns das in dem Ausmaß erspart geblieben ist“, so Popiela. 2002, erinnert er sich, sei auch hier im Baumarkt viel mehr los gewesen. Dennoch: Zehn Prozent Kunden kommen auch in diesen Tagen mehr als an anderen Tagen - vor allem aus Kleckewitz, Raguhn und Jeßnitz-West. Der Umsatz steige in diesen Tagen. „Ja“, sagt er, „aus einem traurigen Anlass.“
Im Bitterfelder Baumarkt an der Brehnaer Straße hält sich die Nachfrage der Flutopfer in Grenzen. Marktleiter Frank Wecke erklärt sich das damit, dass sich in Bitterfeld die Schäden absolut in Grenzen hielten. Hier und da wird ein Trockner geordert oder ein Kärcher. „Wir haben jetzt hier auch nicht mit einem größeren Ansturm gerechnet“, sagt er. „Der war 2002 bedeutend größer. Und in Sachsen - in Grimma und Dresden zum Beispiel haben unsere Märkte jetzt auch ganz schön zu tun.“
Dennoch sind momentan auch hier in Bitterfeld für Hochwasser-Opfer Rabatte eingeräumt worden, um so mitzuhelfen, dass alles schnell wieder zur Normalität findet. Beim Baustoffhändler Raab-Karcher in Bitterfeld finden sich an diesem Sonnabend wenig Kunden ein, die den Eindruck vermitteln, dringend Baumaterial haben zu müssen. Für Mitarbeiterin Kornelia Preis ist das nicht verwunderlich: „Bitterfeld ist ja diesmal nicht so betroffen.“