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Hilfsprojekt in Gambia  Hilfsprojekt in Gambia: Für 50 Euro ein Jahr lernen

Von Michael Maul 12.05.2016, 14:00
Die Bobbauerin Ursula Stoye inmitten ihrer Schüler in Gambia. Die ehemalige Lehrerin engagiert sich ehrenamtlich für das Lernen.
Die Bobbauerin Ursula Stoye inmitten ihrer Schüler in Gambia. Die ehemalige Lehrerin engagiert sich ehrenamtlich für das Lernen. Privat

Bobbau - Es sind vor allem die Kinder in dem westafrikanischen Land Gambia, die es der Bobbauerin Ursula Stoye angetan haben. Arme Kinder im kleinsten Land des afrikanischen Festlandes, die scheinbar vergessen sind. Vor allem vergessen von der Bildung. Das zu ändern, hat sich die ehemalige Lehrerin auf die Fahnen geschrieben. Angesteckt wurde sie mit dem Gambia-Syndrom von ihrer Tochter Kerstin Gebhardt, die ebenfalls in Bobbau lebt. Die Entwicklung von Landwirtschaft und Viehzucht sind die Schwerpunkte, auf die Tochter Kerstin setzt.

Sinnvolle Spenden

„Wir wollen den Menschen dort im rund 6.000 Kilometer entfernten Gambia nicht unsere Kultur überstülpen und sie auch nicht mit Dingen beschenken, die wir hier für wichtig erachten“, beschreibt die pensionierte Lehrerin ihr ehrenamtliches Engagement, das sie mit vielen anderen Ehrenamtlichen Vereinsmitgliedern teilt. Vielmehr wolle man den Menschen aufzeigen, dass man mit der eigenen Hände Arbeit etwas für sich tun kann. Voraussetzung sei aber dort wie auch hier eine ausreichende Bildung. Diese zu vermitteln, aber vor allem erst einmal die Voraussetzungen dafür zu schaffen, hat sich der mittlerweile 250 Mitglieder zählende und seit 1999 bestehende deutschlandweit agierende Verein „Social Projekt for the Gambia“ auf die Fahnen geschrieben. „Wir sammeln Spenden, kaufen dafür Schulsachen sowie Kleidung und stecken die Finanzen auch in den Aus- und Neubau von Schulgebäuden“, sagt Stoye.

Geringes Einkommen

Aber auch Sachspenden jeder Art, die von den vielen freiwilligen Helfern gesammelt würden, seien willkommen. Der Keller im Bobbauer Häuschen gleiche schon einem Spendenlager, aus dem bei den Fahrten nach Gambia immer die passenden Lieferungen zusammen gestellt würden. Bis jetzt sei es so, dass man einmal jährlich für sechs Wochen in Afrika tätig sei, sagt Stoye.

„Bedenkt man, dass ein Kind für insgesamt 50 Euro ein Jahr lang lernen und in der Schule auch noch die passende Kleidung bekommen kann, ist die finanzielle Hilfe nicht wegzudenken“, weiß Ursula Stoye. Zurzeit würden schon sechs Paten mit ihren Zuwendungen dazu beitragen, dass Kinder den Weg zur Schule gehen dürfen. Dabei würden auch die vielen Waisenkinder nicht ausgeschlossen, erläutert die Bobbauerin. „Gambia ist ein kleines und armes Land, dessen Einwohner hauptsächlich vom Fischfang leben“, erzählt Stoye. Industrie oder Bodenschätze gebe es in dem Sinne nicht und so sei auch das Einkommen der Menschen sehr gering. Wenn dann noch die großen Fischfangflotten der reichen Länder vor den Küsten wildern würden, bleibe für die Einheimischen nicht viel übrig. An dieser Stelle greife nun die Hilfe der deutschen Vereinsmitglieder. „Wenn die Jugend lernt, dass sie zu Hause auch etwas für sich und die Familie schaffen kann, ist die Verlockung nach Europa auszuwandern geringer.“

Die Liebe weitergeben

„Ich habe mich hier in Wolfen 44 Jahre lang als Lehrerin und Erzieheruin um die Kinder gekümmert“, blickt Stoye zurück. Jetzt, da sie pensioniert sei, habe sie sich vorgenommen, diese Liebe zu den Kindern im afrikanischen Gambia weiterzugeben. „Man braucht auch im Alter eine Beschäftigung, die einen fordert und wenn diese dann noch mit so viel Freunde und Dankbarkeit bedacht wird, macht es um so mehr Spaß.“ (mz)

Informationen gibt es auch unter www.social-gambia.com