Heidecamp Heidecamp: Von der Arbeit in den Urlaub

Schlaitz/MZ - Die ersten Sonnenstrahlen kommen Carsten Gallander gerade recht. Der Delitzscher macht Klarschiff auf seiner Scholle. Harkt Laub, plaudert.
Gallander ist einer von gut 70 Dauercampern in Schlaitz. Das Heidecamp hat er bewusst gewählt. Es liegt kaum mehr als einen Katzensprung von seinem Zuhause entfernt und bietet praktisch alles, was der Sachse braucht: Natur, Ruhe und das Gefühl von Freiheit, das sich auf der eigenen Parzelle einstellt.
Die ist freilich wenig mehr als 100 Quadratmeter groß. Für Carsten Gallander ist sie allerdings sehr viel wert. Von der Arbeit könne er praktisch in den Urlaub fahren, schwärmt der Delitzscher und ist damit nicht allein. In der Nachbarscharschaft sind auch Ursel und Heinz Zepert am Werkeln. Die rüstigen Senioren gehören zum Camp wie kaum ein anderes Paar. Seit 1977 sind die Osternienburger vor Ort und genießen den Mix aus Wald und Wasser.
„Wir wollen hier schon sehr naturnah bleiben“, betont Heidecamp-Chef Walter Berger, der 1993 nach Jahren in der Kohle beruflich neu durchstartete am Muldestausee. Zwar legt der Schlaitzer großen Wert darauf, dass der Platz infrastrukturell beste Voraussetzungen für touristisches und Dauercamping bietet. Er bringt die Strom- und Wasserversorgung an jedem einzelnen Stellplatz ins Spiel und verweist auf die großzügig angelegten Sanitäranlagen. „Das wirklich große Plus im Camp ist aber die Natur“, meint Berger.
Er ist wie die ganze Familie praktisch rund um die Uhr und offensichtlich überall zu finden auf dem Platz, den er sich zur Lebensaufgabe gemacht hat. „Vor einer Woche habe ich hier noch Schnee geschoben“, erzählt der Mann, der immer ein offenes Ohr hat für seine Camper. Die honorieren das, plauschen über Gott, die Welt und manchmal auch über gesundheitliche Probleme. Dauercamper wollen in Schlaitz die Ruhe genießen. Sie sind aber auch eine große Familie. „Einmauern ist hier nicht“, sagt Carsten Gallander mit einem Augenzwinkern. Man kennt sich, kommt miteinander aus und freut sich gemeinsam über die ersten Sonnenstrahlen seit Wochen.
Während die Schlaitzer Camping-Urgesteine Ursel und Heinz Zepert ihren Platz an der Sonne vom letzten Laub befreien, denken sie zurück an die Anfänge. „Damals waren im Stausee noch die Erdhügel zu sehen. Die Flutung war im vollen Gange.“ Zeperts haben dennoch sofort Fuß gefasst. Sie sind mit dem Paddelboot gefahren und haben bis zum letzten Jahr mit dem Segelboot ihre Runden gedreht. „Geht jetzt nicht mehr“, wissen die Osternienburger. Mit 75 und 77 Jahren wollen sie dennoch nicht Abschied nehmen vom Heidecamp. „Es ist unser zweites Zuhause.“
Um das zu verschönern, legt sich auch Familie Lungwitz ins Zeug. Die Leipziger sind seit drei Jahren da und staunen. „Wir haben hier immer den meisten Schnee“, meint Andrea Lungwitz. „Vielleicht die Höhe“, fügt sie mit einem Augenzwinkern hinzu. Ehemann Stefan streut zusammen mit Sohnemann Kay schon einmal Rasensamen aus. „Funktioniert“, ist der Messestädter überzeugt. Rund ums Gewandhaus hätten die Leute auch im Spätherbst gesät. Und das Gras ist noch vor dem Schnee gewachsen.
Die Saison beginnt im Heidecamp. Das erste Schlachtefest ging am Wochenende über die Bühne. Es wird nicht die einzige größere Veranstaltung bleiben. „Die Leute sollen sich wohlfühlen bei uns“, betont Walter Berger und lässt den Satz für Camper und die ganz normalen Besucher gelten.
