Großbrand im Chemiepark Großbrand im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen: Suche nach Brandursache bleibt ein Stochern im Nebel

Wolfen - Nach dem Großbrand mit erheblichem Sachschaden auf dem Fehr-Betriebsgelände im Wolfener Teil des Chemieparks sind wichtige Fragen offen.
Weder ist bekannt, wodurch das Feuerinferno in der Lagerhalle ausgelöst wurde, noch ist von der Fehr Umwelt Ost GmbH auf MZ-Nachfrage zu erfahren, was zum Zeitpunkt des Brandes dort alles eingelagert war.
Nach früheren Unternehmensangaben werden in Wolfen vor allem Sonderabfälle entsorgt. Fehr ist eine von 22 Firmen im Chemiepark, die daher in einer Störfallbroschüre aufgeführt wird.
237 Feuerwehrleute kämpften gegen die sich schnell ausbreitenden Flammen
Auf dem Firmengelände war am Dienstagabend aus noch ungeklärter Ursache ein Feuer in einer von zwei Lagerhallen ausgebrochen. Die pechschwarze Rauchsäule war kilometerweit zu sehen und lockte zahlreiche Schaulustige an.
237 Feuerwehrleute kämpften gegen die sich schnell ausbreitenden Flammen. Bereits nach kurzer Zeit stürzte das mit Blech überzogene Holzdach der 4.000 Quadratmeter großen Halle ein.
Mit einem Wasserschleier verhinderte die Feuerwehr ein Übergreifen der Flammen auf die Nachbarhalle, die zur Lagerung und zum Umfüllen gefährlicher Abfälle genutzt wird.
Dicker schwarzer Rauch entstand durch brennendes Kunststoffmaterial
Dabei kam ihnen offenbar der Wind zugute, der Flammen und Rauch auf freie Flächen in Richtung Thalheim und nicht zu benachbarten Firmen drückte, in denen auch mit Trockenbaustoffen gehandelt wird. „Wenn es in dem anderen Betriebsteil gebrannt hätte, wäre es sicherlich zur Explosion gekommen“, sagt Wolfens Stadtwehrleiter Gerd Theuerkauf.
Die dicken schwarzen Rauchwolken seien unter anderem durch brennendes Kunststoffmaterial entstanden. So gingen laut Theuerkauf außerhalb der Halle Folienrollen in Flammen auf. Einsatzleiter Sven Rißland sprach am Mittwoch unter anderem von Plastikabfällen, leeren Fässern und Papier, die in der Halle gelagert hätten.
„Es waren keine gefährlichen chemischen Stoffe in dem Rauch“
„Wir haben Dienstagabend viele Messungen durchgeführt - auch mit dem modernen Messgerät ,Tiger’ aus den USA“, so Theuerkauf. „Aber es waren keine gefährlichen chemischen Stoffe in dem Rauch.“
Die Aufforderung an die Bewohner, Fenster und Türen zu schließen, sei der starken Rauchentwicklung geschuldet gewesen. Auch eine Explosion habe es nicht gegeben. „Durch die Hitze sind aber wohl leere Fässer mit einem Knall geborsten.“
Bis Mittwochmorgen 6 Uhr dauerten die Löscharbeiten. Auch Firmenmitarbeiter halfen. Gegen 8 Uhr wurde die Meldung zum Großbrand über die Handy-Anwendung „Katwarn“ zurückgenommen. „Im Zuge einer großflächigen Emissionsmessung durch die Feuerwehr wurde festgestellt, dass keine Gefahren für Mensch und Umwelt bestehen“, teilt das Landesverwaltungsamt in Halle mit.
Brandursachenermittler konnten ihre Arbeit noch nicht aufnehmen
Gegen die Glutnester unter der eingestürzten Dachhaut ging man am Mittwoch mit Löschschaum vor. Zudem wurde ein Räumtrupp des Technischen Hilfswerks mit schwerem Gerät aus Merseburg-Querfurt angefordert. Er begann gegen Mittag mit den Arbeiten.
So wurden Dachbleche aus der zerstörten Halle gezogen, wobei immer wieder Feuer aufloderten. Zwischenzeitlich waren auch Brandursachenermittler der Polizei eingetroffen.
Aufgrund der einsturzgefährdeten Halle und der Hitze betraten sie die Brandstelle nur kurz. „Wir konnten unsere Ermittlungen noch nicht aufnehmen.“ In den nächsten Tagen sollen die Untersuchungen starten.
Kleidung und Schläuche der Feuerwehr müssen entsorgt werden
Derweil hat die Untere Wasserbehörde des Landkreises das Gelände beprobt. „Während des Brandes wurde ein Großteil des Löschwassers in Regenrückhaltebecken aufgefangen und ist nicht in den Boden gelangt“, heißt es.
Man müsse nun prüfen, ob es kontaminiert ist. Liegt das Ergebnis vor, werde man entscheiden, ob man das Wasser normal ableitet oder entsorgt.
Die Feuerwehr unterdessen muss die verwendeten Schläuche entsorgen. „Sie sind mit Öl und anderen Flüssigkeiten getränkt“, erklärt Theuerkauf. Das beträfe ebenso die Kleidung der Feuerwehrleute.
Fehr darf vorerst die zweite Halle weiter betreiben
Allein bei den Wolfener Wehren müssen demnach mindestens 34 Löschuniformen neu angeschafft werden. Kosten pro Stück: rund 1.000 Euro.
Da die zweite Halle von dem Brand nicht betroffen war, kann dieser Anlagenteil weiter betrieben werden. „Eine Stilllegung der Gesamtanlage wurde deshalb nicht verfügt“, so das Landesverwaltungsamt.
Allerdings müsse Fehr kurzfristig einen umfassenden Ergebnisbericht über den Schadenshergang und die weiteren Maßnahmen einreichen. Auch eine sicherheitstechnische Prüfung wurde angeordnet. (mz)
Bei Unternehmen, die der Störfallverordnung unterliegen, gelten besondere Anforderungen an die Sicherheit in den Produktionsanlagen.
Dazu gehören beispielsweise der verantwortungsbewusste Umgang mit gefährlichen Substanzen, die sichere Lagerung sowie der gefahrlose Transport von Chemikalien zum Schutz der Gesundheit der Menschen und der Umwelt.
Die Fehr Umwelt Ost GmbH entsorgt nach früheren Angaben sowohl Gewerbe- und Industrieabfälle als auch Sonderabfälle aus Industrie und Gewerbe. Zudem sammelt sie Schadstoffe aus Haushalten und Kleingewerbebetrieben.
Die Firma beräumt auch Altlasten und entsorgt Chemikalien sowie kontaminierte Böden und Bauschutt. Die Betriebstätte entstand 1992 auf dem Gelände der ehemaligen Filmfabrik.
