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Goitzsche-See Goitzsche-See: Studenten untersuchen Schmalblättrige Wasserpest

Von ULJANA WUTTIG-VOGLER 03.06.2010, 11:56

BITTERFELD/MZ. - Das Interesse am Goitzsche-See ist groß. Es reicht sogar bis nach München, wo man mit Seen wahrlich gesegnet ist. Nichtsdestotrotz zog es kürzlich eine kleine Studentengruppe unter der Leitung von Professor Arnulf Melzer von der Limnologischen Station Iffeldorf der TU München nach Bitterfeld, um sich mit dem Gewässer vertraut zu machen.

Aus gutem Grund, denn bei der Goitzsche handelt es sich um ein sehr junges Gewässer, das durch die Flutung eines Tagebaurestloches entstanden ist. Vor diesem Hintergrund interessierten sich die jungen Leute unter anderem für die Nährstoff- und Planktonsituation des Gewässers. Mit Schlauchbooten fuhren sie über den See, erfuhren viel Interessantes über dessen Entwicklung und nahmen verschiedene Proben. Auch Elodea nuttallii - die Schmalblättrige Wasserpest - spielte bei der Exkursion keine unerhebliche Rolle.

Sie war es auch, die Professor Melzer und Dr. Helmut Rönicke vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Magdeburg zusammengeführt hat. Gemeinsam beobachteten und untersuchten sie ab Herbst 2004 die Situation an der Goitzsche.

Elodea stammt ursprünglich aus Nordamerika. Seit den 50er Jahren breitet sich diese Pflanze in ganz Deutschland aus. Da sie sich vegetarisch vermehrt, reichen winzige Pflanzenteile aus, um sie von See zu See zu bringen. Wasservögel und Boote sind dabei von großer Bedeutung.

Das höchste Aufkommen an Elodea wurde in der Goitzsche im Jahr 2004 mit 26 000 Tonnen Frischmasse festgestellt, wie Rönicke sagte. Eine derartige Größenordnung sei auch im Jahr 2007 erreicht worden. Mittlerweile treiben die Pflanzen zwar nicht mehr so an der Oberfläche des Gewässers, so dass sie auch nicht sofort ins Auge fallen. Ein großes Problem für den Tourismus und für die Bootsfahrt stellen sie aber nach wie vor dar - und das übrigens in ganz Deutschland.

Auf einer Konferenz in Brehna vor zwei Jahren diskutierten deshalb Wissenschaftler aus ganz Deutschland unter anderem darüber, wie sie bekämpft werden kann. "Die Ernte mit speziellen Booten ist noch wenig effizient und echt kostenintensiv, sie wird deshalb auf ein Mindestmaß begrenzt", erklärt Rönicke. Ein im Zuge der Brehnaer Konferenz initiierter Ideenwettbewerb habe zwar viele interessante Ansätze gebracht, aber nicht die erhoffte effektive Lösung des Problems.

Mittlerweile haben sich Wissenschaftler verschiedener Forschungseinrichtungen aus Deutschland zu einem so genannten Konsortium zusammengeschlossen. Das soll zum einen die Entwicklung einer innovativen und ökonomischen Erntetechnik vorantreiben und zum anderen verschiedene Verwertungsmöglichkeiten für die abgemähte Pflanzenmasse untersuchen. Denkbar wäre beispielsweise, so Rönicke, die Nutzung der Pflanzen in Biogasanlagen oder die Verwendung im pharmazeutischen und kosmetischen Bereich. "Ziel des ehrgeizigen Vorhabens ist es, ein aufeinander abgestimmtes Gesamtkonzept von der Ernte bis zur Verwertung zu entwickeln", sagt der Wissenschaftler.

Die Studenten hörten es mit großem Interesse. "Uns hat es sehr gut gefallen", waren sie sich einig. Und die nächste Studentengruppe hat sich bereits angemeldet.