Neuer Glasofen für Thalheim Glashersteller Guardian Thalheim: Von hier kommt das Glas für Reichstag und Elbphilharmonie

Thalheim - Guardian kriegt ein neues Herz: Für einen hochmodernen Glasofen und eine Katalysator-Filteranlage investiert der US-Konzern in sein Flachglaswerk in Thalheim „um die 50 Millionen Euro“.
Die Summe bestätigte Guus Boekhoudt, Vizepräsident Guardian Flachglas Europa, beim Besuch des sachsen-anhaltischen Wirtschaftsministers Jörg Felgner (SPD) im Thalheimer Werk.
Nach 20 Jahren Dauerbetrieb wird der Glasofen am 9. Januar außer Betrieb genommen. Schon 100 Tage später soll im neuen Exemplar wieder Glas geschmolzen werden. Die Zahlen können am übergroßen Display verfolgt werden. Die Stunde Null am 9. Januar ist ein Einschnitt. Aber natürlich kein schmerzlicher.
Ein Meilenstein in Sachen Umweltschutz
„Wir wissen, dass in Unternehmen wie Guardian nach 20, 25 Jahren umfangreiche Investitionen anstehen. Die Frage ist, wo sie diese realisieren“, betont Felgner und freut sich, dass die Entscheidung für Thalheim und Sachsen-Anhalt gefallen ist.
Dabei ist das Land anders als bei der Errichtung des Glaswerks vor genau 20 Jahren finanziell nicht im Boot. „Einen Förderantrag gibt es nicht. Er würde auch mit unserem Regelwerk kollidieren“, so Felgner. Gefördert werden Investitionen in Aufbau und Erweiterung.
In Thalheim geht es um Ertüchtigung. Bereits zuvor wurde eine neue Katalysator-Filteranlage installiert und am Mittwoch offiziell in Betrieb genommen. Für Mario Walke, Chef der Guardian Flachglas GmbH in Thalheim, ist die Investition ein Meilenstein in Sachen Umweltschutz.
Produktionsabgase werden über diese Anlage getrennt und sauber aufbereitet. „Wir erfüllen damit auch künftig die strengen Normen.“
Erfolg nur dank der Leute vor Ort
Guardian hält am Standort Thalheim fest. Und das offenbar nicht ohne Grund. „Diese Erfolgsgeschichte war nur möglich mit den Leuten vor Ort, mit guten Kontakten zur Landesregierung und den Kommunen“, so Boekhoudt, der europaweit für zehn Glaswerke und 15 Vertriebszentren mit gut 4.000 Beschäftigten verantwortlich ist.
Das Flachglaswerk in Thalheim wurde im Jahr 1996 errichtet und angefahren. Am 7. Oktober 1997 schickte der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) symbolisch den ersten Lkw mit dort produziertem Glas für den Umbau des Reichstages auf die Reise nach Berlin.
Heute sind in Thalheim 342 Mitarbeiter beschäftigt. Das Werk ist Teil des US-amerikanischen Guardian-Konzerns mit Sitz in Auburn Hills in Michigan, der weltweit 17.000 Mitarbeiter beschäftigt. (mz/ur)
Thalheim war das sechste Glaswerk, das der US-Konzern Guardian in Europa errichtet hat. Die neuen Investitionen sind Voraussetzung für ein weiteres Wachstum.
Die Glashersteller rechnen damit, dass die Nachfrage nach dem Werkstoff in den kommenden fünf Jahren einen Zuwachs der Extraklasse erfährt. „Zwei Prozent über dem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts“, rechnet Boekhoudt vor. Die Zuversicht macht der Vizepräsident unter anderem am veränderten Konsumverhalten fest: Die Menschen wollten heutzutage Licht im Haus haben. Große Fensterflächen seien daher ein Muss. Um Wärmedämmung und Sicherheit zu gewährleisten, sind Mehrfachverglasungen gefragt.
Glas für den Reichstag geliefert
Der Bedarf an Glas steigt. Thalheim steckt mittendrin im Geschäft und kann mit beachtlichen Referenzen punkten. Das Unternehmen lieferte bereits Glas für den Umbau des Berliner Reichstags, den neuen Berliner Hauptbahnhof und die Elbphilharmonie in Hamburg.
Auch im höchsten Gebäude der Welt, dem Burj Khalifa in Dubai, sind sage und schreibe 120.000 Quadratmeter Glas aus Thalheim verbaut. (mz)
