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Gartenfrüchte reifen drei Wochen später

01.01.2008, 16:50

Bitterfeld/MZ. - In Anbetracht des sich vollziehenden Klimawandels dürften die bevorstehenden zwölf Monate wieder für zahlreiche Wetterkapriolen gut sein. Obwohl seit Beda Venerabilis und dem Zisterzienser-Abt Mauritius Knauer schon viele Jahre ins Land gegangen sind, haben sich ihre Prognosen für das Jahr 2008 hartnäckig gehalten.

Während Beda Venerabilis für das kommende Jahr einen veränderlichen Hochwinter, ein aus bäuerlicher Sicht gutes Frühjahr und einen trockenen, prächtigen Sommer, der in Ermangelung von Niederschlägen der Landwirtschaft Probleme bereiten wird, ins Auge gefasst hat, kleidet Mauritius Knauer, der eigentliche Vater des Hundertjährigen Kalenders, sein Jupiterjahr 2008, dieses beginnt genau genommen erst am 21. März, in ein warmes und überwiegend feuchtes Gewand. Dem vorangegangenen Saturnjahr 2007 hatte er ein kaltes Antlitz übergestülpt und dabei Schiffbruch erlitten. Im Jupiterjahr 2008 lässt er die Feld- und Gartenfrüchte drei Wochen später reifen. Da er auch der Ansicht war, dass es 2007 nicht sonderlich gut um den Rebensaft bestellt sein sollte, dürfen hier wieder laute Zweifel angemeldet werden. In den Prognosestreit der beiden "Wettergelehrten" Beda Venerabilis und Mauritius Knauer schaltet sich ab und an der heilige Donatus (2. / 3. Jhd.) als Wetterpatron mit ein, von dem allein im Weinviertel und im Waldviertel Österreichs 25 frei stehende Denkmale außerhalb kirchlicher Gebäude existieren sollen.

Januar

Väterchen Frost besinnt sich zeitweise seiner Tugenden und pflanzt Eisblumen. Frau Holle befindet sich anscheinend noch immer in einer tiefen Formkrise. Auch wenn Flockenwirbel, schenkt man Mauritius Knauer Glauben, zu Monatsmitte häufiger auftreten wird, dürfte aus einem guten Skiwinter zumindest im Tiefland wohl nichts werden. Zu oft vermag sich mildere Luft durchzusetzen. Februar

Dachs, Bär und Murmeltier erzählen, was der Winter noch vor hat. Die haben nämlich zu Mariä Lichtmess (2.2.) ihren großen Tag. Verschwinden sie nach ihrer "Befragung" wieder in den Winterschlafbehausungen, lässt der Frühling noch auf sich warten. "Kälte mit Schneesturm am Lichtmesstag, den Lenz bärenstark zu machen vermag", lehrt die Erfahrung. Also hoffen, dass es stürmt und schneit, denn dann ist der Frühling nicht mehr weit. Insofern müsste Flockenwirbel auch die Frühlingsanhänger in freudige Erregung versetzen. Erst recht aber die Ankündigung Knauers, der strenge Fröste auf uns zukommen sieht. Er spricht von Frösten in Kellergewölben und von erfrorenen Tieren in den Ställen. Bleibt zu hoffen, dass sich seine Prognose nicht bestätigt.

März

Der März kommt wie ein Wolf und wird wie ein Schaf gehen. Das heißt, er beginnt ziemlich kalt und endet mit frühlingshafter Wärme. Daran kann auch eine Stippvisite des Winters und die damit verbundene kurze Wind-Schnee-Regen-Attacke gegen Ende des ersten Monatsdrittels nichts ändern. Die Kraft des Winters dürfte nach Aussage Knauers danach gebrochen sein. Beda Venerabilis sieht dagegen sogar schon zu Anfang des Monats den Bauer die Rösslein vor seinen Pflug spannen. Die Sorge, dass wir doch noch einmal im Schnee versinken könnten, ist damit eher unberechtigt. Insofern scheinen sich auch die Experten Venerabilis und Knauer wieder einig zu sein. Donatus, der sich als Helfer gegen Unwetter, Blitzschlag, Hagel und Feuersbrunst einen Namen gemacht hat, schweigt bislang, woran auch der Scherzreim "Stellt sich im März schon Donner ein, so muss das ein Gewitter sein" nichts zu ändern vermag.

April

Der Volksmund witzelt, wenn er behauptet: "Am Ersten kann man ganz vermessen die Wetterkarte gleich vergessen." Lassen Sie sich beim Eintritt in den "Ostermond" nicht ins Bockshorn jagen. Einer alten Überlieferung zufolge käme als ein möglicher Urheber des alljährlich Spielchens, andere mit Scherzen und derben Späßen in den April zu schicken, durchaus der Wettergott Thor in Frage, dem gewaltige Kräfte nachgesagt werden.

Mit seinem "bumerangartigen" Hammer konnte dieser schwerste Gewitter erzeugen und war in der Lage, Furcht erregende Blitze zu schleudern. Während des Wiedererwachens der Natur soll sich Thor allerdings eher neckisch und närrisch, wie sich in der Regel auch das Aprilwetter zu zeigen pflegt, verhalten haben. So schlüpfte er in das Gewand der Liebesgöttin Freya und versuchte den Winterriesen Thyrm zu betören. Dieser vielleicht erste "Aprilscherz" scheint ihm allerdings nicht besonders gut gelungen zu sein, denn oft genug hat in den zurückliegenden Jahren der Winter den bereits erwachten Frühlingsgefühlen einen herben Dämpfer versetzt. Das wird diesmal voraussichtlich nicht anders sein. Wie Knauer betont, wird neben reichlichem Sonnenschein, stürmischem Wind, Regen und Gewitter auch Väterchen Frost von der Partie sein und in den Nächten noch ab und zu herzhaft zum Zepter greifen. Beda Venerabilis kontert. Er stellt einen lieblichen April in Aussicht, wird dabei aber nicht von Donatus unterstützt.

Mai

Zunächst verspricht Knauer wunderschönes Frühlingswetter, so dass das Regiment der Eisheiligen, bestehend aus vier frostigen Männern namens Mamertus (11.05.), Pankratius (12.05.), Servatius (13.05.) sowie Bonifatius (14.05.) und einer Frau, der "kalten Sophie" (15.05.), zu Schweißheiligen ausarten könnte. Kurz nach Monatsmitte soll nochmals nordische Kälte einbrechen, die zumindest in den Bergen noch einmal Flockenwirbel nach sich zieht. Nach Donatus muss auch mit Gewittern und Hagelschauern gerechnet werden. Nichts mehr mit kurzen Hemdsärmeln, Bermudas und Badehosen, und auch die modisch bedingt längeren Beine des angeblich "schwachen" Geschlechts könnten sich mit einer Gänsehaut überziehen.

Juni

"Ein Feuer und ein Wasserkessel drauf, das ist des Brachmonds bester Lauf." Nach der Vorhersage von Mauritius Knauer beschert der Juni tatsächlich wohl dosiert sommerliche Wärme, Sonnenschein und Regen. Beda Venerabilis sieht dagegen den Sommer wegen des großen Verdunstungshungers der Atmosphäre und zunehmender Niederschlagsarmut auf eine ausgeprägte Bodendürre zusteuern, die einem guten Gedeihen des Getreides und der Hackfrüchte abträglich wäre. Daran könnten auch die von Donatus beschworenen Gewitter nichts ändern. Zwischen allen drei Experten herrscht, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen dahingehend Einigkeit, dass die Halme des Wintergetreides nur wenig Körner tragen werden.

Juli

Nach Knauer lässt der Juli trotz heißer Grüße aus der Sahara, wobei das Quecksilber auf 31 bis 35 °C klettern wird, insgesamt die große Wärme vermissen. Unser Experte führt dies auf einen vorherrschend bedeckten Himmel und stärkeren, überwiegend aus westlicher bis nordwestlicher Richtung wehenden Wind zurück. Demnach fehlt es auch an Sonnenschein. Ab dem 27. Juli würde sogar kaltes, unfreundliches Wetter ins Haus stehen, so dass man einen Grund hat, seinen Urlaub fernab der Heimat zu verbringen. August

Die bis zum 23. August währende Hundstagsperiode steht ins Haus. Da der Sommer sein Pulver noch nicht verschossen hat, lassen unsere Experten keinen Zweifel daran aufkommen, dass nach trübem Monatsbeginn uns noch einige schöne Tage erfreuen werden. Lediglich die zweite Augustdekade lässt zu wünschen übrig.

September

Was Beda Venerabilis vorsichtig andeutete, spricht Mauritius Knauer klar aus: Der September vermag nicht mehr viel zu retten, zumal die erste Monatshälfte verregnet ins Land gehen soll, bevor sich, sieht man von den letzten Septembertagen ab, ein Hauch freundlicheren Wetters einstellt.

Oktober

Der Oktober zeigt uns nach Knauer nicht die kalte Schulter. Er beschert viel Wärme, besonders am Ende der zweiten Dekade, aber wenig Sonnenschein. Vor allem die erste Monatshälfte lässt viele Wünsche offen. Das sich rot und gelb färbende Laub, das noch einmal alle unsere Lebensgeister wecken könnte, wird wenig in der Sonne leuchten, denn "Klärchen" vermag sich nur selten aus der Wolkenumklammerung zu befreien.

November

"Kräht der Maulwurf auf dem Dach, legt sich der Hahn vor Lachen flach", scherzt der Volksmund. Vom 1. bis 10. November herrscht freundliches Wetter. Die als "Allerheiligenruhe" bezeichnete Hochdruckwetterlage scheint von längerer Dauer zu sein. Ab dem 11. November setzt sich nasskaltes, windiges und zum Teil auch nebliges Wetter durch. Dezember

Alle Jahre wieder die große Frage: Wird es weiße Weihnachten geben? Der Zisterzienser-Abt Knauer weiß darauf keine Antwort. Er vermutet nur, dass zum Christfest frühlingshafte Witterung den Ton angeben wird. Damit wird sich der Wunsch des Landmannes "Im Dezember sollen Eisblumen blüh'n, Weihnachten sei nur auf dem Tische grün" nicht erfüllen.

Gut, dass sich noch nicht alles vorhersagen lässt.