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Wo entsteht was? Festival OSTEN startet am 1. Juni: Wie Kunst und Kultur Wolfen verändern

Das Festival OSTEN startet am 1. Juni rund um die alte Feuerwache mit einem spannenden künstlerischen Angebot, tief gehenden Gesprächen und lädt Besucher zum Nachdenken ein.

Von Thomas Schmidt 30.05.2024, 14:00
Das Team Osten installiert die Wasserrutsche vor der Alten Feuerwache für ein unvergessliches Festivalerlebnis.
Das Team Osten installiert die Wasserrutsche vor der Alten Feuerwache für ein unvergessliches Festivalerlebnis. (Foto: Daniela Schulze)

Wolfen/MZ. - Es ist ein wolkiger Nachmittag in Wolfen, wenige Tage vor dem großen Ereignis. Die ehemalige Feuerwache der Filmfabrik, ein stattliches Gebäude aus rotem Backstein, erwacht zu neuem Leben. Graue Wolken ziehen am Himmel vorbei, aber das hält dort niemanden auf.

Denn Künstler und Helfer sind emsig bei der Arbeit, Installationen werden aufgebaut und die letzten Handgriffe an den Kunstwerken ausgeführt. Die Luft ist erfüllt von Vorfreude und kreativer Energie. Doch was genau entsteht auf dem Gelände rund um die ehemalige Feuerwache?

Industrie- und Filmmuseum

Im Industrie- und Filmmuseum entsteht gerade Neues. Hier erweitern Studierende der Burg Giebichenstein die Faserausstellung mit ihrer Schau „Made in Wolfen“. Studierende der Hochschule für Musik und Theater Leipzig proben zudem aktuell eine Lecture Performance, die am 1. und 2. Juni die Ausstellung begleiten wird.

Alte Feuerwache

In der Fahrzeughalle des Festivalzentrums laufen die Proben auf Hochtouren. Die Künstler Maryna Makarenko, Oscar Olivo und Elsa Saade bereiten sich intensiv auf ihre Eröffnungsperformances „Welt Weit Wolfen“ vor, die am Samstag präsentiert werden. Im hinteren Bereich der Halle entsteht eine Ausstellung über die internationalen Verbindungen zwischen den Filmfabrik-Standorten Wolfen, Rochester und Schostka. Hier dokumentieren die Künstler ihre monatelangen Recherchen und zeigen Performances: Makarenko richtet eine Soundinstallation ein, die die gesundheitlichen Folgen der Fabrikarbeit für die Arbeiterinnen in Schostka thematisiert, Oscar Olivo und Elsa Saade bereiten Puppen und Banner für die Parade „Allee der tausend Düfte“ vor, die am 8. Juni stattfindet.

Gleichzeitig setzen sie sich in ihrer Arbeit mit der Umweltverschmutzung in der Kodak-Stadt Rochester (USA) auseinander. Zudem werden Installationen mit Büchern, Akten und Fotos aus der Zeit der amerikanischen Besatzung Wolfens gezeigt. Eine Videoinstallation über die Erfindung des Kodakchromeverfahrens, dargestellt als Traum eines ehemaligen Kodak-Lagerarbeiters, wird genauso vorbereitet wie eine Hörbuchinstallation über die Geschichte des Kinos in Schostka.

In den angrenzenden Gängen und Räumen herrscht ebenfalls rege Aktivität: Studierende der Burg Giebichenstein hängen ihre Webarbeiten auf und installieren Soundkunstwerke. Der gebürtige Bitterfelder Fotograf Sven Gatter hat sich in der Schaltzentrale mit Fotografien von Motorbooten eingerichtet. „Ich zeige in meiner Arbeit Luftschiffe, die in der Region Bitterfeld-Wolfen vor fast zehn Jahren entstanden ist, aber hier noch nie gezeigt wurde. Ich habe damals an der Goitzsche fotografiert und mich dafür interessiert, wie die Leute um Bedeutsamkeit und neue Erfolgsgeschichten ringen“, freut sich Gatter auf die Ausstellung. Medienkünstlerin Anke Heelemann zeigt im Aufenthaltsraum private Fotografien aus Bitterfeld-Wolfen, die Besucher auf einer überdimensionalen Albumseite neu arrangieren können.

In der Werkstatt entsteht mit dem Malverein „Neue Schenke“ ein blauer Wandfries aus Stoff. Hier wird gerade auch die Verdunklung für die Dunkeldisco „Kein Licht, keine Faser“ vorbereitet, die ebenso am Samstagabend stattfindet. In der Garage arbeiten währenddessen Künstler an den Flach-Puppen für die Parade.

Auch die Architektur der Feuerwache verändert sich bereits sichtbar. Während in der Fahrzeughalle und auf dem Vorplatz der Feuerwehr Bühnen aufgebaut worden sind, ist es vor allem der Platz vor der Wache, bei dem der Wandel Wolfenern ins Auge fallen wird: Denn dort wird in mühevoller Kleinarbeit eine Wasserrutsche, die aus Baumarkt-Resten gebaut ist, montiert. Am morgigen Freitag soll dann noch eine Bar aus Holz folgen und die Architekten richten einen Infopoint in der Feuerwache ein.

Gebäude 122/123

Künstler haben an der Fassade des Gebäudes 122 ein Kunstwerk angebracht. Im Gebäude 123 richtet eine Künstlergruppe gerade ihre Installation „Kontaktanzeigen“ ein, während Autorinnen eine Wandzeitung gestalten.

Platz der Besten

Auf dem Platz der Besten, gegenüber dem Eingang zur Feuerwache, präsentieren Schüler des Heinrich-Heine-Gymnasiums ihre Kunstwerke. Studierende hängen bereits Siebdruck-Banner auf und laden zu einer Auseinandersetzung mit der Lebensrealität in Wolfen ein.

Ehemaliges Kino

Britt Hatzius wird am morgigen Freitag einen Audiowalk einrichten, der vom ehemaligen Filmvorführer Peter Krunitzki inspiriert ist. Gruppen von zehn Leuten können ab Samstag durch das unveränderte Kino wandern und so geführt den „Lost place“ erleben.

Der Filmvorführer Peter Krunitzki ist als Zeitzeuge  dabei.
Der Filmvorführer Peter Krunitzki ist als Zeitzeuge dabei.
(Foto: Falk Wenzel)

Kulturhaus und Rathaus

Im Kulturhaus finden derzeit die letzten Proben der Performance „Handarbeit“ statt, während der Hörsaal des Rathauses für Vorträge genutzt wird, die die historischen Verbindungen zwischen den Filmstädten Wolfen, Rochester und Schostka thematisieren.

Brache und Außenraum

Auf der Brache der Filmfabrik Wolfen, hinter der Feuerwache, beginnen am Donnerstag Studierende der Städelschule Frankfurt mit dem Aufbau ihrer Installationen zum Thema: Wie können Menschen und andere Spezies gemeinsam überleben?

In den Bereichen zwischen den Spielstätten bieten Studierende der Burg Giebichenstein und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Spaziergänge und weitere Überraschungsaktionen an. Zudem werden interaktive Hörstationen gebaut.Weitere Informationen zu Veranstaltungen, Künstlern und dem Festivalprogramm finden Interessierte unter www.osten-festival.de.