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Ehemalige Filmfabrik  Ehemalige Filmfabrik : Insolvenz vor 20 Jahren: Name der Firma lebt weiter

20.03.2018, 06:00
Hier fielen die wichtigen Entscheidungen: Das Verwaltungsgebäude der Filmfabrik Wolfen.
Hier fielen die wichtigen Entscheidungen: Das Verwaltungsgebäude der Filmfabrik Wolfen. Archiv/Christian Muhrbeck

Wolfen - 20 Jahre liegt die Insolvenz zurück: Nach Millionenverlusten musste die Filmfabrik Orwo AG in Wolfen Insolvenz anmelden.

Filmfabrik versorgte mit rund 15.000 Beschäftigten beinahe den gesamten Ostblock

Sie war aus dem DDR-Kombinat mit rund 15 000 Beschäftigten hervorgegangen, das fast den gesamten Ostblock mit Filmmaterial versorgt hatte.

Nach der Wende scheiterten alle Versuche der Treuhand, die Filmfabrik Orwo als Ganzes zu privatisieren, sagt die Sprecherin des Filmmuseums, Andrea Mähl, und beruft sich auf den Historiker Rainer Karlsch, der unter anderem die Agfa-Orwo-Story herausgab.

Erster universell einsetzbarer Mehrschichtfilm der Welt wurde dort 1936 hergestellt

Die Agfa-Filmfabrik - später Orwo für Original Wolfen - nahm am 19. Juli 1910 in Wolfen die Produktion auf und stieg zu einem der größten Filmhersteller Europas auf. 1936 wurde dort der erste universell einsetzbare Mehrschichtfilm der Welt hergestellt, der erste praktikable Farbfilm. Nach jahrelangem Tüfteln stellte ihn der Physiker und Chemiker John Eggert her.

Der Berliner Fotokaufmann Heinrich Mandermann übernahm 1996 Teile der Filmfabrik Wolfen und wollte einen neuen großen Fotokonzern schaffen. Doch das Geschäft lief nicht recht an, und der Unternehmer erkrankte schwer. Am 19. März 1998 musste das Unternehmen Antrag auf Gesamtvollstreckung stellen.

Firma FilmoTec Wolfen spielt mit Film, auf dem Archivmaterial gespeichert wird, in der höchsten Liga

Doch das war beim weitem nicht das Aus für die Filmherstellung am traditionellen Standort. Mitarbeiter gründeten 1998 die Firma FilmoTec Wolfen und erwarben später die Mitbenutzungsrechte der Marke Orwo. „Wir produzieren Schwarz-Weiß-Filme, die wir unter anderem in Archive auf der ganzen Welt liefern“, sagt Marketing-Chef Frank Böhme. In der höchsten Liga übrigens spielen die Wolfener mit dem aus der eigenen Forschung und Entwicklung kommenden Film, auf dem Archivmaterial gespeichert wird.

Der Jahresumsatz, den die 19 Mitarbeiter erwirtschaften, liege derzeit bei 2,5 Millionen Euro. Im selben Gebäude sitzt OrwoNet. 2003 gestartet, ist das Unternehmen heute nach eigenen Angaben der zweitgrößte deutsche Fotodienstleister. Zu den Produkten zählen Bilder, Fotobücher und Kalender, die etwa über die Marke „Pixelnet“ vertrieben werden. (dpa/mz)

Verpackungsschachtel eines ORWO-Films
Verpackungsschachtel eines ORWO-Films
André Kehrer