Diskussion um den Haushalt Diskussion um den Haushalt: Höhere Eintrittspreise im Kulturhaus?

Wolfen - Das Wolfener Kulturhaus ist eine Bühne großer Gefühle: Egal, ob Freude oder Trauer - auf den Brettern, die die Welt bedeuten, sind Komödien und Tragödien gleichermaßen zu erleben.
Eines dieser - wenn auch kleinen - Dramen spielt sich nun sogar außerhalb der regulären Vorführungen ab, denn im Rahmen der Diskussionen um den Haushaltsausgleich sind Vorschläge unterbreitet worden, die die „Verringerung der Zuschüsse für den Kulturbereich durch höhere Eintrittsgelder“ vorsehen. Obwohl die Links-Fraktion diesen Vorstoß bislang durch keinen konkreten Beschlussantrag untermauert hat, ist man im Kulturhaus dennoch irritiert.
„Zumindest ist der Zeitpunkt für uns überraschend“, sagt der für die Kultur in Bitterfeld-Wolfen verantwortliche Geschäftsbereichsleiter, Joachim Teichmann. Denn das Kulturhaus habe 2015 mit knapp 80.000 Euro die höchsten Einnahmen durch Veranstaltungen seit Jahren erzielt. „Und dabei sind der November und Dezember bislang noch nicht einmal mit eingerechnet worden.“
Das Kulturhaus in Wolfen hat im vergangenen Jahr geschätzte 60.000 Besucher und Gäste begrüßt. Die Angebote reichen neben Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche über Musikveranstaltungen und Kabarett bis hin zu Theater und Kleinkunst.
Zudem wird das Haus für Konferenzen, Vereinsarbeit, Trauungen, Festveranstaltungen und Ausstellungen genutzt.
Mehr Einnahmen, aber keine schwarze Null
Der Grund für diese Entwicklung sei vor allem die neue Bestuhlung im Großen Theatersaal. „Wir haben die Sitzplätze von 700 auf 600 reduziert“, sagt die Leiterin des Kulturhauses, Gabriela Schulze. Damit habe man zweierlei erreicht. Einerseits würden die Agenturen mehr Veranstaltungen durchführen. „Anderseits fühlen sich die Besucher auf den komfortableren Theaterstühlen einfach wohler.“ Das führe dazu, dass man trotz weniger Plätzen eine höhere Auslastungsquote habe.
Dennoch - so Teichmann - müsse man sagen: „Kultur ist und bleibt immer ein Zuschussgeschäft. Die Frage ist daher: Wollen wir uns das leisten oder nicht?“ Neben den Investitionen - alleine acht Millionen Euro seit 1991 - veranschaulichen das auch die Bewirtschaftungskosten. Diese betrugen 2015 knapp 180.000 Euro. „Wir haben damit im Unterschied zu vergleichbaren Häusern zwar einen hohen Kostendeckungsgrad, aber wir werden keine schwarze Null schreiben.“ Aber wäre da eine Mieterhöhung für externe Veranstalter nicht durchaus vertretbar?
„Ich denke, da die sogenannte Entgeltvereinbarung gegenüber den Agenturen auch mit eingeschränkter Platzkapazität unverändert blieb, kann zum jetzigen Zeitpunkt eine Gebührenerhöhung schwer vermittelt werden“, sagt Gabriela Schulze. Das heißt: Obwohl die Veranstalter nur 600 Plätze zur Verfügung haben, zahlen sie weiterhin für 700. Wenn man jetzt die Gebühren erhöhen würde, könnte es sein, dass Partner abspringen. „Aber wir sind ständig bemüht, qualitativ hochwertige Veranstaltungen unter Vertrag zu nehmen.“
Dies sei nicht immer einfach, da viele große Veranstaltungsstätten eine große Konkurrenz zu den kleineren Kulturhäusern darstellen. „Durch ständige Akquise und Werbung ist es uns gelungen, dass wir sehr gut angenommen werden.“ Zur Diskussion um die Erhöhung der Eintrittsgelder sagt sie: „Wir erreichen jetzt viele Menschen, die sich Kultur bei höheren Preisen nicht leisten könnten.“ Sprich: Dreht man hier an der Schraube, so würden diese Besucher schlichtweg ausgegrenzt. (mz)
