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Deponie Greppin Deponie Greppin: Wieso rollen unaufhörlich Transporter mit Erde an?

Von Christine Färber 03.06.2016, 16:59
Die Deponie Greppin wird saniert und mit einer dicken Erdschicht abgedeckt. Bis Jahresende soll das geschafft sein.
Die Deponie Greppin wird saniert und mit einer dicken Erdschicht abgedeckt. Bis Jahresende soll das geschafft sein. André Kehrer

Bitterfeld - Eine braune Staubwolke liegt über der Deponie Greppin. Hier, in der Farbenstraße im Chemiepark, ist richtig Ballett: Lkw auf Lkw kippt Erde ab. Die rund 13 Hektar große Deponie der Mitteldeutschen Sanierungs- und Entsorgungsgesellschaft (MDSE) wird saniert und rekultiviert.

Ende des Jahres soll die Fläche mit einer 1,5 Meter dicken Erdschicht abgedeckt und begrünt sein. Wer allerdings denkt, bald schon entsteht hier etwas Neues, der irrt. Bleibt alles anders, könnte man sagen. Denn die Fläche wird auf Jahre hinaus zwar schön anzusehen sein, aber unbebaut bleiben. Und das hat seinen Grund, wie MDSE-Geschäftsführer Harald Rötschke erklärt: Die Deponieverordnung gibt da ganz klare Regeln vor - nach der Rekultivierung beginnt die so genannte Nachsorge-Phase für die Deponie. Und die kann bis zu sage und schreibe 30 Jahre dauern.

Der ehemalige Braunkohletagebau ist im Laufe der Jahre - wie anderen Gruben in der Gegend - mit Abfällen aus den Chemiebetrieben verfüllt worden. Vorwiegend mit Klärschlamm. Die Becken wurden abgedeckt. Die Zeit ging dahin. Und sie heilte Wunden. Allerdings, wer weiß es wohl besser als die Bitterfelder, nur oberflächlich. Doch dann war es mit der Ruhe für die Deponie an der Farbenstraße vorbei. Gut und gern fünf Jahre liefen die Planungen, die Abstimmungen und Vorbereitungen für die fachmännische Sanierung des Areals, bis die ersten Lkw mit ihren Lieferungen anrollen konnten.

Zeitgleich, so Rötschke, läuft die Sanierung der Deponie Freiheit III an der B 100. Während die Anlage Greppin rund 410 000 Tonnen an Abdeckungsmaterial schluckt, braucht die Freiheit III wegen ihrer Größe wesentlich mehr - insgesamt rund 650 000 Tonnen. Verwendet wird nicht irgendwelches Material. Der Boden, der zum größten Teil von Baustellen im Land stammt, muss schon bestimmten Anforderungen genügen - er darf keinerlei Schadstoffe enthalten und muss eine vorgegebene Menge Wasser speichern können, das letztlich die Grünpflanzen nach der Sanierung am Leben hält. „Da gibt es ein enges Raster an Qualitätsprüfungen“, so Rötschke. „Auch der Abstrom aus den Flächen wird überwacht, die Belastung mit Schadstoffen ist jeweils sehr, sehr gering.“

Die Kosten für all diese Arbeiten werden aus dem Altlastensanierungsfonds des Landes beglichen. Allein für das Projekt Greppin übrigens liegt die Summe bei rund vier Millionen Euro. Im Vergleich zur Deponie „Antonie“ an der B 184 indes sind das Peanuts. Denn hier lagert zudem unter der Erde ein Chemikalien-Cocktail. Dieser Deponie wendet sich die MDSE praktisch zu, sobald die Arbeit an der Anlage Greppin geschafft ist. Man sei in der Konzeptionsphase, so Rötschke.

„Das Geschäft, das mit der Entsorgung hier am Standort lief, ist beendet“, stellt er fest. Und auch der Zeitpunkt, bis zu dem die einstigen Ablagerungsflächen sicher saniert sind, ist bereits absehbar. Überhaupt kann die MDSE, übrigens größter Sanierer ökologischer Altlasten in Sachsen-Anhalt, auf ein super Resultat am Chemiestandort Bitterfeld-Wolfen blicken. „Die großen Bodenmaßnahmen sind durch“, so der MDSE-Geschäftsführer, „da ist nicht mehr viel zu erwarten.“

Was noch „deutlich über 100 Jahre“ als Problem bleibt, ist die Reinigung des Grundwassers. „Das ist der Hauptkostenfaktor in der Sanierung - auf viele Jahrzehnte hinaus.“ (mz)