Konzert in Zörbig City-Gitarrist spricht mitten im Lied mit einem Fan
Hilmar Trappiel stand schon im Gründungsjahr 1972 beim City-Konzert in Cösitz im Publikum und erlebte Unglaubliches. Auf ihrer Abschiedstour spielt die Rockband nun endlich in Zörbig. Auch der Fanclub reist an.
Zörbig/MZ - Mario Schroeder mag es noch immer nicht glauben. Schon als 14-Jähriger war der Kraftfahrer aus dem sächsischen Plauen Fan der DDR-Kultband City. „Irgendwann rafft man, dass nicht nur wir älter werden, sondern auch die Band. Als es hieß, City macht Ende 2022 Schluss, war es dennoch ein Schock“, erzählt er. An diesem Sonntag, 10. Juli, reist der mittlerweile 55-Jährige deswegen mit anderen Mitgliedern des City-Fanclubs „Grenzenlos“ nach Zörbig. Auf der Festwiese spielt die Kultband um 20 Uhr innerhalb ihrer Abschiedstour „Die letzte Runde“.
Kultband City zu Gast in Zörbig: Fanclub hat mehrere Konzerte besucht
Vor zwei Wochen waren Schroeder und einige Clubmitglieder bereits in Landsberg. Im „Goldenen Löwen“ brachten die Altrocker den Saal noch einmal zum Beben. City und Landsberg - das ist eine ganz besondere Beziehung. Seit 46 Jahren tritt die Band regelmäßig in der Stadt kurz hinter der Landkreisgrenze von Anhalt-Bitterfeld auf - laut Fanclub sind seitdem zwischen 80 und 90 Konzerte zusammengekommen. Ganz anders in Zörbig, wo der Fanclub mit 15 bis 20 Mitgliedern stark vertreten sein wird.
In Zörbig hat City offenbar noch nie gespielt - jedenfalls streng genommen. Denn im Gründungsjahr 1972 gab sie ein Konzert im Park von Cösitz, heute ein Ortsteil von Zörbig. Im Publikum mit dabei: der 18-jährige Hilmar Trappiel. Er war Gitarrist der Band Prokyon A (nach einem Stern im Sternbild Hund), die bis heute Musik macht. „Damals hieß die Band noch City Rockband und von der späteren Stammbesetzung waren nur Fritz Puppel und der inzwischen leider verstorbene Klaus Selmke als Bandgründer dabei“, erzählt Trappiel.
Kultband City zu Gast in Zörbig: Rätselraten um Gitarre von Fritz Puppel
Als Gitarrist schaute er während des Auftritts auf der kleinen Bühne besonders auf die Instrumente. „Schau mal“, sagte er zu seinem Freund und Schlagzeuger Wolfgang Weichold. „Der Puppel spielt ne Jolanda.“ Jolanda hieß der tschechische Nachbau der berühmten amerikanischen Gibson-Gitarren. „Mitten im Spiel drehte sich da Fritz Puppel zu uns um und korrigierte: ,Nee, das ist ne Gibson’.“ Der Musiker hat also die Bemerkung aus dem Publikum trotz der Musik gehört. „Da kann man sich vorstellen, wie leise das damals im Vergleich zu heutigen Auftritten abging.“
Als dann in späteren Jahren bei City wie bei vielen Bands die Keyboard-Klänge in den Vordergrund traten, ließ Trappiels Interesse etwas nach. „Ich bin mehr ein Fan der handgemachten Musik.“ Die Verbindung zum Zörbig-Konzert ist dennoch eng. Denn Sohn Elmar ist mit seiner Veranstaltungsservice-Firma zusammen mit dem Zörbiger FC Veranstalter des Konzerts, für das bereits rund 3.000 Karten verkauft sein sollen. Dort könnte Trappiel als Fan der ersten Stunde auch auf Mario Schroeder treffen.
Der kam zu City, weil „ich ein Rockfan bin und die Texte verstehen konnte“. Die Idole seien zwar reifer geworden, hätten aber nichts von ihrer Faszination verloren. „Natürlich hört man auch andere Musik. Aber das sind unsere Jungs“, erzählt er. Das mag auch daran liegen, dass City in der DDR Topstars waren, die auch im Westen auftraten. So verwundert es nicht, dass sich im Club „Grenzenlos“, dem einzigen, den City anerkennt, auch „Wessis“ tummeln. Die knapp 60 Mitglieder haben ihre Wurzeln nicht nur im Osten, sondern auch in Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Bayern oder Baden-Württemberg. „Wir sind ein bunter Haufen, nur Fans aus dem Ausland haben wir nicht“, erzählt der Voigtländer Schroeder.
City: Kultband der DDR zu Gast in Zörbig: Jüngstes Fanclub-Mitglied ist zwölf
Die Musik der Rocker elektrisiert noch immer Generationen. Das älteste Mitglied im Club ist 72 Jahre alt, das jüngste erst zwölf - mit dem City-Virus infiziert durch die Eltern. Der Fanclub sitzt bei Konzerten nicht „Am Fenster“, sondern steht in der ersten Reihe. Musiker und Fans kennen sich. „Wir haben Hardcore-Anhänger, die pro Jahr 21 Konzerte besuchen und dafür Tausende Euro bezahlen.“ Nach den Auftritten nehme sich die Band Zeit für ihre Fans. Dann seien Toni Krahl, Fritz Puppel, Georgi Gogow und Manfred Hennig „ganz normal“ - Stars ohne Allüren.
Offiziell will sich der Fanclub aber nicht in Zörbig von City verabschieden, sondern am 2. September in Thale. Und was passiert, wenn die letzte Runde von City vorbei ist? „Es gibt jedenfalls keine Anzeichen, dass dann auch der Fanclub aufhört. Die Musik wird bleiben.“