Buchdorf Mühlbeck-Friedersdorf Buchdorf Mühlbeck-Friedersdorf: Vor 22 Jahren haben die ersten Antiquariate geöffnet

Mühlbeck - Im Herbst vor 22 Jahren war es, als Heidi Dehne in der hiesigen Region, die gerade komplett andere Probleme hatte als Literatur, die Idee formulierte, ein Buchdorf etablieren und sich der Pflege und Verbreitung deutschen Schriftgutes und deutscher Kultur widmen zu wollen.
Eine Handvoll Interessierter hat sie damit angesteckt, sie fanden sich zusammen und gründeten Ende September das erste deutsche Buchdorf mit Antiquariaten, in denen die besonderen Schätze nur ausgegraben werden müssen - in Mühlbeck-Friedersdorf. Nach einem besonderen Vorbild: In Hay-on-Wye, in den walisischen Black Hills, hatte Richard Booth 1961 das erste Buchdorf der Welt ins Leben gerufen. Und von hier aus strahlte seine Idee auf ganz Europa aus. Bis, ja, bis in den spröden Industrielandkreis Bitterfeld.
Der Buch-Bestand in den Regalen hat sich in den 22 Jahren versiebenfacht
Sechs Buch-Antiquariate gibt es heute, die bilden quasi den harten Kern. Der Bestand in den Regalen hat sich in den 22 Jahren versiebenfacht, sagt Heidi Dehne. In ihrem „Bücher con sum“ stapeln sich die Exemplare, alle Räume sind gefüllt. Wer hier anfängt zu stöbern, muss Zeit mitbringen. „Am besten ist es, man übernachtet gleich hier“, sagt sie und lacht. Immerhin sind auch die anderen Läden zu besuchen.
Bücherfreunde kommen nicht nur aus der Region. Sie kommen aus ganz Deutschland und längst auch aus anderen Ländern. Heidi Dehne hat eine Karte an der Wand, auf der sie mit Stecknadeln akribisch festhält, von wo die Leute kommen. Zudem verschickt sie, wie sie sagt, „von Japan bis Australien jeden Tag etwas“. Dabei hat sie Bücher und Fachschriften in verschiedenen Sprachen wie Russisch, Englisch, Französisch, Schwedisch, in arabischen Sprachen, in Latein.
Zum Buchdorfgeburtstag hat Hans-Joachim Lüdke seine Galerie „Thonicum - Ton & Holz in Form“ geöffnet
Zum Buchdorfgeburtstag hat auch Hans-Joachim Lüdke in Mühlbeck seine Galerie „Thonicum - Ton & Holz in Form“ geöffnet. „Damit wird der Kreis derer, die was fürs Gemüt und fürs Auge anbieten, ein bisschen größer“, meint er. Stehen Ereignisse im Dorf an, ist er dabei. Und für den Buchdorfgeburtstag hat er eigens neue kleine Kunstwerke aus Holz und Keramik gefertigt.
Seit 2007 betreibt Lüdke, der Rohrschlosser gelernt, Maschinenbau studiert und sich später nochmal auf die Schulbank gesetzt hat, um Tischler zu werden, seine Galerie. Holz, das ist für ihn ein faszinierender Werkstoff - auch in interessanter Kombination mit Metall oder Glas. Hinzu kam irgendwann die intensive Beschäftigung mit Keramik. Was der Mühlbecker künstlerisch draus macht, ist im „Thonicum“ zu sehen. (mz)