Brasilianischer Kampftanz Brasilianischer Kampftanz in Wolfen: Blanca De Roja will der Region Capoeira beibringen

Wolfen - Josefine ist das einzige Kind, das sich zur Ferienaktion ins Mehrgenerationenhaus nach Wolfen auf den Weg gemacht hat. Capoeira-Training steht auf dem Plan.
Capo... - was? Trainerin Blanca De Roja erklärt es: Capoeira ist ein brasilianischer Kampftanz, dessen Ursprung auf den afrikanischen „Zebratanz“ zurückgeführt wird. Sport und Musik werden eins. Das hört sich an nach Kreativität und Spaß. „Das ist es“, sagt Blanca De Roja fröhlich.
Und los geht es: Die achtjährige Josefine folgt genau dem, was die Trainerin ihr vormacht: Laufen im Kreis, hüpfen, springen, treten, schließlich miteinander quasi in einen tänzerischen Dialog treten, wie es die Trainerin nennt.
Capoeira gehört zu Blancas Leben wie die Sonne zum Sommer
„Wir kämpfen nicht, wir spielen“, erklärt sie, während sie den Pandero im musikalischen Rhythmus schlägt. Der gebürtigen Spanierin mit den raspelkurzen schwarzen Haaren, die in Deutschland aufgewachsen und nach dem Studium in Halle geblieben ist, liegt der Rhythmus im Blut. Josefine hat Glück - sie und nur sie steht heute hier im Mittelpunkt. Das freilich ist Pech für all die, die nicht neugierig geworden und ins Mehrgenerationenhaus gekommen sind.
Capoeira gehört zu Blancas Leben wie die Sonne zum Sommer. Den Kampftanz, den sie durch Freunde entdeckte, betreibt sie seit Jahren im Verein Culture Academie in Halle. „Ich finde diesen Sport toll, denn der verbindet Musik und Bewegung. Und das sind zwei Sachen, die mir wichtig sind“, sagt sie.
So trainiert sie inzwischen nicht nur selbst zweimal die Woche, längst ist sie auch Übungsleiterin für einen Kinderkurs. Und keine Frage: Capoeira ist gefragt, auch wenn man sich das in Bitterfeld-Wolfen nicht vorstellen kann. Noch nicht.
In den größeren Städten hat der brasilianische Kampftanz längst Massen bezaubert
Geht es aber nach Blancas Idee, soll sich das ändern. Denn die 28-Jährige studierte Sprach- und Kulturwissenschaftlerin will irgendwann in Wolfen wohnen. Sie ist Mitglied der Initiative „Herzensgemeinschaft“, die in Wolfen-Nord ein Öko-Dorf errichten wird.
In den größeren Städten hat der brasilianische Kampftanz längst Massen bezaubert. Allein 150 Kinder sind in Halle im Verein. Immerhin: Sie sind im Alter von drei bis 14 Jahren. „Wir nutzen die Methode auch, um bildungsbezogene Angebote zu machen“, erklärt sie und meint damit, dass die Trainer oft auch in Schulen Capoeira vorstellen.
„Es geht dabei um das Miteinander: Eine Person macht eine Bewegung, die andere reagiert darauf. Es ist wie Frage und Antwort. Dabei gibt es keine Gewinner und keine Verlierer.“ Die Tanz-Kämpfe finden immer in einer so genannten Roda statt - einem Kreis, den die Sportler und die Musiker bilden.
Blanca De Roja hofft irgendwann vom Job als Capoeira-Trainerin leben zu können
Jeweils zwei Capoeiristas spielen in diesem Kreis. Auch Erwachsenen übrigens machen die Capoeira-Fans das Angebot - zunächst in der Volkshochschule. „Das macht so viel Spaß“, sagt Blanca De Roja. „Ich will das mehr in mein Leben integrieren.“ Und irgendwann, hofft sie, wird sie als Trainerin davon leben können.
Übrigens: Die Elemente des Capoeira verschmolzen im Laufe der Jahre mit Einflüssen anderer Kampfkünste wie Ringen, Jiu Jitsu und Wushu. In den 1970er Jahre entwickelten sich auch viele der heute charakteristischen Akrobatiken wie hohe, gedrehte Sprünge oder Salti. Das allerdings ist natürlich für Fortgeschrittene. Aber vielleicht dauert es gar nicht mehr so lange, bis es auch in Bitterfeld-Wolfen welche gibt. (mz)