Bonjour Wolfen Bonjour Wolfen: Schüler am Heine-Gymnasium lernen mit "echter" Französin

Wolfen - Ungewohnt, diese Schulstunde. Noch sitzen die Neuntklässler ein wenig zaghaft im Stuhlkreis. Aus zwei kleinen Boxen an der Tür dudelt ein französischer Chanson. Die Blicke gehen zu der jungen Frau mit den schulterlangen Haaren und der roten Mütze. „Des Voyelles peut-être?“, fragt Lucie Caroulle in die Runde. Vokale vielleicht?
Ja, ein „i“ fehlt noch. Schnell haben die Schüler erraten, welche Buchstaben auf die fünf Striche an der Tafel gehören. „L-u-c-i-e.“ Jetzt kennen sie den Namen ihrer Lektorin.
„Französisch auf Rädern“ an die Schule geholt
Er ist gemacht, der Anfang zur ersten Französisch-Stunde mit einer „echten“ Französin. Am Dienstag hat das Heinrich-Heine-Gymnasium sich mit dem sogenannten France Mobil „Französisch auf Rädern“ an die Schule geholt. Zum ersten Mal machen die Wolfener beim Programm des Deutsch-französischen Jugendwerks (DFJW) und der Französischen Botschaft mit.
Eingefädelt hat das Ganze Carolin Wrobel. „Es geht darum, den Schülern der sechsten bis zehnten Klasse Französisch nahezubringen. Auf spielerische Art und Weise, mit einer echten Muttersprachlerin“, sagt die Lehrerin, die das Fach am Heine-Gymnasium unterrichtet.
„Gerade in den neunten Klassen sind die Defizite groß, die Motivation sinkt“ eine Sprache zu lernen
Als Erstes ist an diesem Tag ihr Neuntklassen-Kurs dran. Später folgen Achtklässler. Also Jugendliche, die sich bereits dafür entschieden haben, Französisch zu lernen. Die aber in einem Alter sind, in dem das Faible für die Sprache dank anderer Reize der Pubertät vielfach nachlässt. „Gerade in den neunten Klassen sind die Defizite groß, die Motivation sinkt“, sagt Wrobel. Dazu komme, das andere Sprachen ebenfalls beliebter würden. In Wolfen entschieden sich etwa viele Gymnasiasten für Italienisch. „Konkurrenz ist da“, sagt Wrobel.
Grund genug also, für die Sprache aus dem Nachbarland zu werben. Die Stunde mit der Lektorin soll helfen, „Hemmungen abzubauen, die Angst zu nehmen vor Französisch“, so die Lehrerin. An der Tafel hängt an diesem Vormittag deshalb eine Karte der blau-weiß-roten Republik. „Je viens de Lyon“, sagt Caroulle und deutet auf ihre Heimatstadt im Osten Frankreichs.
Das Programm gibt es bereits rund 17 Jahre
Die junge Frau ist eine von zwölf Lektorinnen und Lektoren, die seit September vergangenen Jahres für „France Mobil“ durch Deutschland touren. Das Programm gibt es bereits rund 17 Jahre. Über eine Million Jugendliche an 13.000 Schulen hat es nach eigenen Angaben erreicht.
Jetzt also auch in Wolfen. Beim „Debut“ mit dem Kurs von Carolin Wrobel ist für die Neuntklässler schnell Schluss mit Rumsitzen. Schüler und Lektorin kommen spielerisch ins Gespräch. Es geht um Musikinstrumente, um Frankreich-Reisen.
„Je fait du sport“, sagt Caroulle. „Ich mache Sport.“ Alle sportbegeisterten Schüler treten zur rechten Seite des Klassenzimmers. Und erzählen dann vom Volleyball oder dem Fitnessstudio. Das klingt schon nicht mehr so zaghaft. (mz)
Das Programm „France Mobil“ schickt jedes Jahr ein Dutzend junge Französinnen und Franzosen in alle Ecken Deutschlands. Sie sollen den Schülern vor Ort nicht nur mit der Sprache weiterhelfen, sondern laut den Organisatoren auch über Austauschprogramme informieren und „ein zeitgemäßes Frankreichbild“ vermitteln. Gleichzeitig bereisen Deutsche beim Pendant mit demselben Anliegen Frankreich.