Berufsschulzentrum "August von Parseval" Bitterfelder Berufsschulzentrum "August von Parseval": Schüler sind mit Ausweichstandort zufrieden

Bitterfeld-Wolfen - Das Klingelzeichen bleibt aus an diesem Montagmorgen, doch der Unterricht beginnt auch nach den Winterferien pünktlich 7.30 Uhr. Die Pausen werden ebenfalls nicht eingeläutet, aber natürlich nicht vergessen.
Ansonsten scheint alles wie immer im Berufsschulzentrum „August von Parseval“. Selbst die heißen Bockwürste dampfen schon morgens in der Caféteria - wie gewohnt.
Unterricht findet am anderen Standort statt
In Wirklichkeit aber ist vieles anders. Für 1 200 Schüler nämlich begann das zweite Schulhalbjahr nicht in der Bitterfelder Parsevalstraße, sondern im Chemiepark auf dem Gelände der ehemaligen Wolfener Filmfabrik.
Die Gebäude 0122 und 0123, die zum ältesten Bestand auf diesem Areal gehören, werden jetzt für eineinhalb Jahre als Berufsschule genutzt. Grund dafür ist die dringend notwendige Sanierung der Bitterfelder Einrichtung, weil die dort in den Jahren von 1998 bis 2000 verbauten Mineralfaserplatten möglicherweise gesundheitsgefährdend und sogar krebserzeugend sind.
Umzug mit 500 Schülern und 20 Lehrern schnell über die Bühne gebracht
Deshalb hatte der Landkreis als Träger Ende November die Reißleine gezogen und den Umzug des größten Teils der rund 2 500 Schüler auf Zeit festgelegt (die MZ berichtete).
„Und dann ging alles ganz schnell“, blickt Schulleiter Rainer Woischnik zurück. 500 Schüler und 20 Lehrer seien mit Stichtag 12. Februar an den Köthener Standort gewechselt, ein weiterer Teil könne in den nicht betroffenen Bereichen in der Parsevalstraße verbleiben.
Ausweichobjekt ist in einem sehr guten Zustand
Doch mit 1 200 Schülern lerne das Gros nun in Wolfen. Von drei ins Auge gefassten Ausweichobjekten habe man sich rasch für die Gebäude unmittelbar neben dem Industrie- und Filmmuseum (Ifm) entschieden. Technische Voraussetzungen wie Telefon und Internet sowie infrastrukturelle wie die kurzen Entfernungen zu Bahnhof und Bushaltestelle nennt er als Gründe.
Und: „Das Objekt ist in einem sehr guten Zustand, musste lediglich gesäubert werden.“ Und eingerichtet natürlich. Doch den Umzug hätten die Leute von Bitterfeld-Transport in der Woche vor den Ferien professionell gemeistert.
Längerer Schulweg wird von Schülern gut aufgenommen
Woischnik nennt weitere fleißige Helfer und Partner: die Reinigungsfirma und die Hausmeister der Berufsschule, den Chemiepark und das Ifm und den Landkreis natürlich wegen der guten Zusammenarbeit.
Die Rechnung scheint also aufgegangen, zumindest wirken die Schülerinnen und Schüler so, als könnten sie gut damit leben. „Wir haben zwar unsere Unterkunft in Bitterfeld und nun einen längeren Weg, aber das ist nicht schlimm“, sagt Sebastian Velske aus Bernburg, Chemikant im zweiten Lehrjahr. Kurzerhand hätten sie eine Fahrgemeinschaft gegründet.
Trotz Kompromissen sei Bildungsfaktor ausschlaggebend
Auch Jessica Zsok und Lasse Müller aus dem ersten Lehrjahr der Chemielaboranten haben nichts zu meckern. Außer, dass sich die Tafel in ihrem Klassenraum nicht verschieben lässt.
Natürlich müsse man hier auch mit Kompromissen leben, räumt Woischnik ein. Doch für ihn sei der Bildungsfaktor ausschlaggebend.
Standort im Chemiepark fördert Identität durch Geschichte
„Wir wollen zeigen, dass es durch den Umzug keinerlei Abbruch an Qualität gibt und auf demselben Niveau weitergearbeitet wird.“ Das würde auch sein Kollegium einmal mehr motivieren. Zudem fördere der Standort die Identität - mit der Tradition der Bildung hier ebenso wie mit der Geschichte und der Region insgesamt.
Ifm-Chef Uwe Holz jedenfalls zeigt sich sehr erfreut über die neuen Nachbarn, Woischnik und sein Team sehen darin ebenfalls viel Potenzial bezüglich der gegenseitigen Bereicherung.
Lösung für fehlende Klingel ist schon in Sicht
Und für die fehlende Pausenklingel scheint auch schon eine Lösung in Sicht. Da wollen sich die Azubis aus dem Bereich Gebäudetechnik etwas einfallen lassen. (mz)

