Bitterfeld Bitterfeld: Mit den Füßen in der Gülle
BITTERFELD/MZ. - Karin Trunetz-Garten ist über Ergebnis des Vermittlungsgesprächs mit dem Abwasserzweckverband "Westliche Mulde" (AZV) enttäuscht.
Seit zehn Jahren bewohnt sie zusammen mit ihrem Mann ein Haus im Bitterfelder Hahnstückenweg. Seit dieser Zeit haben die beiden schon viel durchgemacht. Im Jahr 2002 kam die Flut, seit zwei Jahren steht nun immer wieder Wasser in ihrem Keller. "Schmutzwasser", wie sie bemerkt. Und das, obwohl die Familie versucht hat, alles so zu machen, wie es der AZV vorsieht. "Nach der Flut wurde unser Grundstück an die Kanalisation angeschlossen. So, wie es vorgeschrieben ist, haben wir das Abwasserrohr mit einer Rückschlagklappe versehen", sagt sie. Etwa 2 500 Euro habe dies alles gekostet, dennoch sei das so genannte "Schmutzwasser" bereits zum dritten Mal in den Keller geflossen.
Dabei sei zu beobachten, dass dieser Fall immer wieder bei starkem Regen eintritt. Obwohl man an ein Mischsystem - das also Regen- und Schmutzwasser getrennt abführt - angeschlossen sei, führt Karin Trunetz-Garten das Problem auf das vorgelagerte Mischwassersystem zurück. "Wir haben vor unserer Haustür einen Hauptsammler. Da kommt das Mischwasser aus anderen Ortschaften, die noch kein Trennsystem haben, an. Aufgrund der großen Mengen führt dies zu einem Rückstau und wir sind hier - obwohl wir das nicht verursachen - die Leidtragenden und stehen mit den Füßen in der Gülle", sagt sie.
Auf Dauer sei das nicht hinzunehmen, daher haben sich Karin Trunetz-Garten und ihr Mann an den AZV gewandt. Doch das Vermittlungsgespräch zwischen der Familie und der AZV-Geschäftsführerin, Ines Koeckeritz, hatte keinen Erfolg. "Man hat uns vorgeschlagen, dass wir auf eigene Kosten nun eine Hebeanlage einbauen sollen. Wenn man dies nicht mache, müsse man damit leben, dass das Schmutzwasser zurückdrückt", gibt sie den Inhalt des Vermittlungsgesprächs wider. "Das finde ich nicht in Ordnung."
Dass das Thema prinzipiell ein schwieriges ist, räumt auch Ines Koeckeritz ein. Dennoch versucht sie, den Sachverhalt noch einmal aus AZV-Sicht darzustellen. "Wir haben es hier mit einer Potenzierung zu tun", sagt sie. "Zum einen sind da die ungewöhnlichen Niederschlagsmengen der vergangenen Wochen, zum anderen ist da der Hauptsammler, der auch das Schmutz- und Regenwasser der Mischwassersysteme aus Holzweißig, Petersroda, Roitzsch und Brehna aufnimmt. Hinzu kommt die Grundbelastung durch Grundwasser. Das alles kann zur Überbelastung des Kanalnetzes führen."
Dies seien die äußeren Rahmenbedingungen. Im Fall Hahnstückenweg gelte es aber zunächst einmal, auch technische Fehlerquellen auszuschließen. "Wir haben vorgeschlagen, die Rückstauklappe zu untersuchen. Mit einer funktionierenden Rückstauklappe dürfte eigentlich kein Schmutzwasser zurück drücken. Doch selbst bei einer funktionierenden Klappe ist nicht gesagt, dass das Schmutzwasser vom System aufgenommen werden kann. Es gibt da keine einhundertprozentige Entsorgungssicherheit, da Rückstauerscheinungen im Kanal auch aufgrund einer möglichen Verstopfung nicht prinzipiell auszuschließen sind. Daher war unser zweiter Vorschlag, dass man sich eine Hebeanlage einbauen lässt, damit das Abwasser in den Kanal gedrückt werden kann. Das ist eigentlich technische Norm."
Somit bestehen zwischen den beiden Parteien die Meinungsverschiedenheiten auch weiterhin. Während Familie Trunetz-Garten auf eine Regulierung durch den AZV hofft, verweist der AZV auf die Pflicht des Grundstückseigentümers, eine intakte Rückstauklappe und eine Hebeanlage einzubauen. Der erste Vermittlungsversuch ist damit also vorerst gescheitert.