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Bitterfeld Bitterfeld: Abriss mit vielen Unbekannten

Von DETMAR OPPENKOWSKI 28.08.2009, 15:54

BITTERFELD/WOLFEN/MZ. - Doch der mit der Projektsteuerung beauftragte Geschäftsführer der IPG Stadtentwicklung, Werner Rienäcker, gibt schon jetzt einen Ausblick. "Das wird ein Filetstück", sagt er, "die Voraussetzungen sind alle da, daher wollen wir dieses etwa zehn Hektar große Industriegebiet als zusammenhängende Fläche vermarkten." Im Juni dieses Jahres haben die ersten Arbeiten für dieses Vorhaben begonnen. Ausgeführt werden sie von den Firmen Ecosoil und Reinwald. Sie sind mit dem Abriss und der Entsorgung der alten Anlagen betraut.

Dabei ist das Gelände quasi in drei Bereiche aufgeteilt, die nach und nach zurückgebaut werden sollen. Doch bevor es soweit ist, müssen in den nächsten Tagen erst einmal die Vorarbeiten abgeschlossen werden. Sei es die Verlegung der durch das Gelände gehenden Kabel, Leitungen und Rohre, das Abtragen von Böden oder die Entkernung von Gebäuden.

Bereits jetzt - nach drei Monaten - kann der Bauleiter von der Firma Ecosoil, Jürgen Kamitz, auf eine stattliche Bilanz verweisen. "Wir haben 3 400 Tonnen Boden und Steine, 1 500 Tonnen Bauschutt, 3 600 Tonnen Zementklinker hier heraus geholt", sagt er, "allein die Menge des kontaminierten Holzes beträgt 120 Tonnen."

Die Größenordnungen verwundern anfänglich, denn auf dem riesigen Areal stehen fast noch alle ehemaligen Produktionsanlagen. Doch dann holt Rienäcker seine Zahlen aus der Tasche. Erst jetzt eröffnet sich die Dimension des Projekts vollständig. "Mit Abschluss der Arbeiten im nächsten Jahr werden wir etwa 130 000 Tonnen Bauschutt, 58 000 Tonnen Bodenaushub und 3 000 Tonnen Schrott abtransportiert haben", sagt er, "die anschließende Verfüllung entspricht dann 120 000 Tonnen."

Der Zeitplan sieht im Groben wie folgt aus: Bis zum Oktober wird der erste Bereich, also die Zement- und Klinkeranlagen oberirdisch abgerissen. Bis November folgt der zweite, also die Ofen- und Siloanlagen, bis Dezember wird dann mit dem Säurebereich der dritte abgeschlossen sein. Parallel wird dann mit den unterirdischen Arbeiten - der Tiefenenttrümmerung - begonnen.

Herausforderungen gibt es bei dem Gesamtvorhaben viele. Beim Rundgang über das Gelände veranschaulichen Rienäcker und Kamitz dies. So sind beispielsweise nicht mehr alle Aufzeichnungen von der ab 1937 errichteten Anlage vorhanden beziehungsweise in den vorhandenen Bauplänen ist nicht alles eingezeichnet.

"Ich wäre glücklich, wenn ich wüsste, was unterirdisch noch alles auf uns zukommen wird", sagt Kamitz. Aber auch oberirdisch lauern die Tücken überall. So sind etwa nicht alle Anlagen ausgefahren wurden, Rückstände finden sich in Lagern und Silos. Aber auch die "Entkernung", die nach dem Jahr 2000 auf dem Gelände stattfand, bezeichnet Kamitz nur als "grob fahrlässig".

"Hier wurde vor uns herausgeholt, was heraus zu holen war", sagt Rienäcker und verweist auf die Hallen in denen Treppen, Geländer, aber auch Träger im großen Stil herausgeschweißt wurden. Selbst die vier überdimensionierten Drehrohröfen wurden abtransportiert. "Die Firmen, die hier am Werke waren, existieren nicht mehr", sagt Rienäcker. Das Schlachtfeld, das sie hinterlassen haben, beräumen nun etwa zehn erfahrene Arbeiter mit ihrem schweren Baggern. Ein Abriss mit vielen Unbekannten also, doch die Vorarbeiten sind fast abgeschlossen. "Jetzt können wir es krachen lassen", sagt Rienäcker, "voraussichtlich bis Ende Dezember ist hier alles weg."