Big Brother im Goitzsche-Horst Big Brother im Goitzsche-Horst: Dank Webcam Fischadlern beim Brüten zuschauen

Bitterfeld - Vogelfreunde müssen nicht länger rätseln. Erstmals in der 13-jährigen Geschichte des Vogelhorst mitten in der Goitzsche-Wildnis können sie direkt beobachten, was sich im Nest abspielt. Denn der BUND hat dort in luftiger Höhe eine Kamera installiert. Alle 30 Sekunden lädt sie ein neues Foto ins Internet. Deshalb wissen Falko Heidecke von der Stiftung Goitzsche-Wildnis und alle Hobbyornithologen nicht nur, dass die Fischadler zurück aus Afrika sind. Sie jubeln auch über das erste Ei.
„Wir sind ganz aus dem Häuschen, denn seit Mittwoch liegt das erste Ei im Horst“, teilt Heidecke mit. Und weitere könnten folgen. Denn im Durchschnitt legt das Weibchen zwei bis drei Eier. Auf dem ehemaligen Hochspannungsmast vom Tagebau wurde 2003 eine Nisthilfe installiert, seit 2006 ist der Horst dauerhaft besetzt.
Seeadlerweibchen seit 2006 im Goitzsche-Horst
„Das Weibchen ist noch immer das selbe“, so Heidecke. Seit letztem Jahr habe sie einen neuen Partner. „Der war wohl noch etwas unerfahren in Sachen Paarung. Deshalb kamen die Jungen zwei Wochen später als sonst zur Welt.“ Dennoch wurden alle drei auch flügge.
Überwintert haben sie wie die Eltern im Mittelmeerraum bis nach Westafrika. Zurückkommen wird der Nachwuchs vorerst nicht. „Die Jungtiere machen erst mal Dauersommerurlaub in Afrika“, weiß Heidecke. Zwei Jahre würden sie dort bleiben, erst danach zurückkehren nach Mitteleuropa. „Wo genau sie dann hängen bleiben, ist immer ein Rätsel.“ Zur Goitzsche-Wildnis zurück kämen sie eher nicht. Durch die Beringung bekomme man aber manchmal Hinweise. „Zwei unserer hier geschlüpften Fischadler sind zum Beispiel in Frankreich geblieben.“ Treuer sind die älteren Vögel - und pünktlich.
Zwei bis drei Wochen brauchen die Seeadler von Afrika nach Bitterfeld
Ab dem 1. April könne man mit ihrer Rückkehr rechnen. Das sei unabhängig von den Temperaturen in Deutschland. „Denn die Vögel wissen in Afrika ja nicht, wie bei uns das Wetter ist.“ Verspätungen würden eher durch ungünstige Witterungslagen auf dem Rückflug verursacht. Zwei bis drei Wochen brauchen die Goitzsche-Seeadler dafür. Vögel, die per Satellitentechnik überwacht wurden, hätten das sogar mal in zehn Tagen geschafft. „Das ist eine ziemliche Meisterleistung“, betont Heidecke.
Doch von solchem Technikeinsatz ist man in Bitterfeld weit entfernt. Immerhin hat man es nun geschafft, eine Fotokamera auf einem der Ausleger des alten Strommasten anzubringen. Natürlich mit Genehmigung der Naturschutzbehörde. Die Webcam fotografiert von oben in den Horst hinein. Sie hielt die Ankunft des ersten Fischadlers am 3. April und des zweiten zwei Tage später ebenso fest wie nun das erste Ei.
Webcam ermöglicht Vogelfreunden Blick in den Horst
„Die Fotos werden über die Monate hinweg sicherlich spannende Geschichten erzählen und neue Einblicke in das Leben der Fischadler geben“, meint Heidecke. Die Webcam habe man vor allem deshalb angeschafft und installiert, damit Vogelfreunde die Möglichkeit haben, in den Horst zu schauen. „Bisher konnte man ja nur zu ihm hinaufschauen und rätseln, was dort passiert.“ (mz)
Interesse gefiederter Besucher gibt es auch am Horst beim Haus am See in Schlaitz, das per Videokamera überwacht wird. Doch noch ist das Nest, in dem in den Vorjahren Mäusebussarde brüteten, nicht fest bezogen. „Bis letzte Woche haben wieder Mäusebussarde dort gekreist und sich auch gepaart“, sagt Mitarbeiter Roland Engel.
Doch offenbar zogen sie einen anderen Nistplatz vor. Gegenwärtig tauchen nun vermehrt Fischadler an dem Horst auf. Offenbar handele es sich um ein Weibchen und ein Männchen. „Doch bislang haben sie den Horst nicht in Beschlag genommen und sich wohl auch noch nicht gepaart.“ Doch hofft man im Haus am See, wieder mal Fischadler zu filmen.