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Bauprojekt an der Goitzsche Bauprojekt an der Goitzsche: Neues Gebäude könnte Pflegeheim den Ausblick versperren

Von Detmar Oppenkowski 28.04.2017, 06:00
Die Leiterin vom „Haus am Leineufer“, Julia Stein (re.), und Pflegedienstleiterin Susanne Bock (li.) stehen mit Bewohnerin Gisela Rößler auf der Terrasse des Altenpflegeheims von Pro Civitate. Sie befürchten, dass ihnen der Blick auf den Goitzsche-See verbaut werden könnte.
Die Leiterin vom „Haus am Leineufer“, Julia Stein (re.), und Pflegedienstleiterin Susanne Bock (li.) stehen mit Bewohnerin Gisela Rößler auf der Terrasse des Altenpflegeheims von Pro Civitate. Sie befürchten, dass ihnen der Blick auf den Goitzsche-See verbaut werden könnte. André Kehrer

Bitterfeld - Ein geplantes Bauvorhaben am Goitzsche-See erregt die Gemüter der Anrainer und Ortschaftsräte. Nach MZ-Informationen will die Berliner Seagate Projects GmbH auf einem knapp 5.000 Quadratmeter großen Gelände zwischen dem Rund- und dem Bernsteinweg in Bitterfeld eine - so der Projektname - „Seepromenade“ für geschätzte acht bis zehn Millionen Euro errichten.

Sie soll aus einem dreiteiligen Komplex mit insgesamt 58 Eigentumswohnungen und drei Büros bestehen. Da die Firsthöhe der Wohngebäude 16 Meter betragen soll, befürchten die unmittelbaren Nachbarn - die bislang in der ersten See-Reihe leben - nun Einschränkungen. Vor allem, was den freien Blick auf den See anbelangt.

An der Goitzsche sollen Eigentumswohnungen und Büros entstehen

„Für uns ist das unzumutbar“, sagt Julia Stein. Die Leiterin des Pflegeheims „Am Leineufer“ meint, dass das eigene Haus mit seinen 52 Plätzen gerade einmal zehn Meter hoch sei.

„Wenn man uns nun ein fast doppelt so hohes Gebäude vor die Nase setzt, schränkt das die Wohnqualität der Heimbewohner ein.“ Viele von denen, die in der Einrichtung ihren Lebensabend verbringen, seien immobil.

Gebäude könnte Wohnqualität im Pflegeheim einschränken

Daher sei für sie der Blick auf die Goitzsche eine Abwechslung und Bereicherung. „Vor allem unsere Terrasse wird sehr gut angenommen“, sagt Julia Stein.

„Wenn der davor verlaufende Bernsteinweg aber - so wie es geplant ist - von vier auf sechs Meter ausgebaut und als Zufahrtsstraße genutzt werden soll, dann ist das eine weitere Beeinträchtigung.“ Das alles könne in Summe dazu führen, dass Heimbewohner ausziehen oder sich potenzielle Interessenten erst gar nicht für das Haus am Leineufer entscheiden.

Welche Auswirkungen dies auf die Auslastung der Einrichtung und die Zahl der Mitarbeiter hat, könne man zwar noch nicht sagen. „Aber wir werben mit dem Seeblick, der nun verbaut werden soll.“

Leiterin des Pflegeheims befüchtet, dass Interessenten fern bleiben

Damit hat auch Cornelia Heidrich zu kämpfen. Die Geschäftsführerin der gleichnamigen „Pflege Mobil GbR“ lässt für 2,5 Millionen Euro gerade ein „Palais am See“ mit 20 Wohnungen errichten. Auf einem Plakat wirbt sie mit: „Jedes Apartment verfügt als zusätzliche Besonderheit über einen Blick auf den Goitzschesee.“

Auf Nachfrage, ob diese Aussicht mit Errichtung der Seepromenade nicht hinfällig ist, erwidert sie: „Das Vorhaben ist viel zu überdimensional. Ich denke nicht, dass das geht und umgesetzt wird.“

„Seepromenade“ soll maximal drei Geschosse bekommen

Das sieht Eckbert Flämig anders. Der Projektentwickler betreut nach eigenen Aussagen die Bauherren in einigen Fragen der Erschließung und meint: „Die Bebauungspläne für die Flächen, auf denen die Seepromenade errichtet werden soll, sind bereits seit 2005 rechtskräftig.“

Auf dem Grundstück könnten demnach Gebäude mit mindestens zwei und maximal drei Vollgeschossen errichtet werden. „Insofern halten die Bauherren alle rechtlichen Rahmenbedingungen ein, die von Stadt, Land und Bund vorgegeben werden.“

Baugenehmigung könnte bis Ende Mai vorliegen

Auch ein Blick auf das Wasser sei prinzipiell möglich, „weil die drei Wohngebäude weit genug auseinanderstehen“. Darum geht Flämig davon aus, dass man bis Ende Mai die Baugenehmigung in Händen halten und noch in diesem Jahr mit den bauvorbereitenden Arbeiten beginnen könnte.

Der Ortschaftsrat von Bitterfeld gibt sich damit nicht zufrieden. Der Komplex werde viel zu hoch und füge sich nicht in das Gebiet ein. Deshalb lehnte der Rat das Vorhaben ab. Der Bau- und Vergabeausschuss greift das Thema nächsten Mittwoch auf. (mz)