Bald «Villa am Bernsteinsee»
Bitterfeld/MZ. - "Was man sieht, ist nur das eine", sagt Gerhard J. Geising beim Gang durch die rustikalen Gemäuer. "Doch der Mensch hat fünf Sinne, und möglichst alle sollen Berücksichtigung finden, wenn man ein solches Haus mit Leben erfüllt", ist der Architekt überzeugt.
Und weil er diese Ansicht in mehreren Einrichtungen schon sehr erfolgreich praktiziert hat, engagierte ihn auch die Bitterfelder Kreissparkasse für ihr aktuelles Vorhaben, das nun kurz vor der Vollendung steht: Am 30. April wird die Biermannsche Villa nach ihrer umfassenden Sanierung eröffnet - als Restaurant und unter dem Namen "Villa am Bernsteinsee". Eine Bezeichnung, mit der das Haus auch über die Region hinaus schnell bekannt werden und möglichst viele Besucher in die Goitzsche ziehen soll, erklärt Sparkassen-Vorstandschef Franz Halbritter.
Villa am Bernsteinsee - ein wohlklingender Name, findet auch Architekt Geising. Wie der Klang im neuen Haus überhaupt noch sympathischer werden soll in diesen letzten Tagen der Arbeiten, die noch in vollem Gange sind. "Weil sich Geräusche und Gerüche weit eher einprägen beim Menschen als das Äußere", sagt er. Während sein Berufskollege aus der hiesigen Region, Martin Eipert, den Hut auf hat für das gesamte Villa-Projekt, bemüht sich Geising hauptsächlich um deren Innenleben. Die Geising + Böker GmbH, deren Geschäftsführer er ist, betreibt Architekturbüros in Hamburg und Vechta und hat hervorragende Erfahrungen vor allem im Bereich der Freizeitarchiktektur - entwirft Bäder und Freizeiteinrichtungen und hat so auch erst jüngst ein Feriendorf in Eibenstock in Sachsen errichtet.
Wert lege er in jedem Fall darauf, dass "alles stimmig" ist, zueinander passt und sich gegenseitig ergänzt. Durch die eingesetzten Materialien, Erhalt von viel Vorhandenem und nicht zuletzt durch das Mobilar, das Geising für die Villa "von klassisch bis modern, gemischt mit traditionellen Antiquitäten" beschreibt. Und vor allem passend zum Stil der Neorenaissance, in der das Gebäude 1896 als Fabrikantenvilla erbaut wurde. Was aber nicht heißt, dass alle Räume im gleichen Stil gehalten und ausgestaltet werden - im Gegenteil, "denn Stil hat die Villa selbst genug". Also erhalten alle Bereiche ihre Individualität - viel mit Farben wurde dabei gearbeitet.
"Und trotz der Größe des Hauses haben wir versucht", sagt Geising, "die Räume und auch Etagen miteinander zu kombinieren." Nicht zuletzt durch solche Details wie zweiflügelige Türen, die auch dann nicht stören, wenn sie offen sind.
Rund zwei Millionen Euro sind investiert worden, wenn das Haus Ende des Monats in neuem Glanz als "Villa am Bernsteinsee" erstrahlt. Nicht nur aus Marketinggründen übrigens habe sich die Sparkasse, die seit 1999 neuer Eigentümer ist und das Gebäude damit vor dem weiteren Verfall bewahrte, für die Umbenennung entschieden, sagt Halbritter.
"Schließlich wurde Bernstein abgebaut in Bitterfeld, deshalb wollen wir an den Bergbau erinnern und in gewisser Weise auch die Bergleute ehren."
Sei die Villa als Besitz der Fabrikantenbrüder ein Privathaus gewesen, werde sie jetzt der Öffentlichkeit zugänglich. "Und dieser veränderte Charakter soll auch nach außen sichtbar werden", so der Sparkassenchef. Und das natürlich gleich am ersten Tag, wie er betont, denn anlässlich der Eröffnung soll es auch einen Tag der offenen Tür geben, wo sich die Leute einen eigenen Eindruck verschaffen können vom neuen Gesicht des Hauses - von der Fassade bis zum letzten Stuhl im Gastronomiebereich, der mit verschiedenen Räumen über zwei Etagen aufwartet.
Unschwer zu erkennen ist dann auch schon das künftige Aussehen des riesigen Biergartens unmittelbar vor der Villa und direkt am Wasser, der einen Monat später ebenfalls seine Pforten öffnen soll.