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Autor Lutz Heinrich Autor Lutz Heinrich: «Das Leben könnte 200 Jahre dauern»

Von Peter Hoffmann 18.10.2012, 16:29

Bitterfeld/MZ. - Als der zuletzt freiberuflich tätige Architekt Lutz Heinrich zu Beginn der 90er Jahre gesundheitsbedingt aus dem Berufsleben aussteigen musste, da überfiel ihn eine Leere. Eine Leere, die ihn in Depressionen hinab zog.

Herausgefunden hat er aus diesem Zustand durch das Schreiben. Das mag einfach klingen, war es aber nicht, und dieser Prozess dauert bis heute an. Man wird an die Worte: "Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben, der täglich sie erringen muss", erinnert, wenn man Heinrichs Werdegang als Autor verfolgt.

Etwa zwanzig Bücher hat er in den vergangenen zwei Jahrzehnten veröffentlicht. Das klingt nach Fleiß und wirft gleichzeitig Fragen nach den Motiven dieser - im wahrsten Sinne des Wortes - Schinderei auf. Was treibt einen Menschen dazu, solch ein Arbeitspensum auf sich zu nehmen, wo doch die großen Erfolge - materielle Anerkennung und jene durch die Gesellschaft - bisher weitgehend ausblieben?

Antworten auf diese Fragen konnte erhalten, wer die Lesung des Autors im Familien- und Quartierbüro in Bitterfeld besuchte. In seinen Geschichten offenbarte der Autor dabei zwei Stärken: seinen Sinn für Humor sowie seine Fähigkeit, Menschen einschätzen zu können und an ihren Schicksalen Anteil zu nehmen.

In seinen Texten bleibt Heinrich bodenständig und orientiert sich an dem, was ihn während seines Lebens an Dingen und Ereignissen prägte: Die Drogerie der Eltern auf dem Holzweißiger Berg, die lockere Hand eines Pfarrers im Konfirmantenunterricht, das Durchleben einer schweren Krankheit. Mit solchen Themen gab er den Zuhörern die Möglichkeit, den Bogen zu eigenem Erleben zu spannen.

"Je länger ich schreibe, um so genauer betrachte ich mich und andere, habe dadurch ein Gefühl für die menschlichen Stärken und Schwächen entwickelt. Beim Schreiben mache ich meine Gedanken lesbar. Ich mache mir bewusst, dass ich mitten im Leben stehe und es eine schöne Sache ist, das Leben. Es könnte 200 Jahre dauern", sagt er.

"Von den Leuten um mich herum bekomme ich zu spüren, ob sie meine Geschichten annehmen oder nicht. Das ist Autorenschicksal." Heinrich veröffentlichte bisher ca. 20 Bücher und Broschüren.