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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Oft ein einziges Jonglieren mit dem Müllfahrzeug

Von SILKE UNGEFROREN 20.05.2011, 16:14
Um die Zufahrten am Sandersdorfer Lindenplatz passieren zu können, bedarf es von den Entsorgungsfahrern Millimeterarbeit. (FOTO: THOMAS RUTTKE)
Um die Zufahrten am Sandersdorfer Lindenplatz passieren zu können, bedarf es von den Entsorgungsfahrern Millimeterarbeit. (FOTO: THOMAS RUTTKE) CARDO

SANDERSDORF/QUETZDÖLSDORF/MZ. - Die Straße zu den Grundstücken ist nicht nur ebenso eng wie die Einfahrt. Hier ist es durch überhängende Bäume fast noch problematischer, heil durchzukommen. Doch wieder geht es gut - auch wenn Bernd Janz und sein Beifahrer Rainer Lehmann diese Strapazen am Freitag gar nicht hätten auf sich nehmen müssen.

Müllabfuhrtag ist nämlich gerade nicht in jenem Sandersdorfer Wohngebiet, dafür gibt es aber bei diesem Fahrmanöver sicher einige Beobachter mehr als gewöhnlich. Hartmut Eckelmann als Geschäftsführer der Anhalt-Bitterfelder Kreiswerke und weitere Verantwortliche wollen mit dieser Vorführung demonstrieren, was oft nicht geht. Und Ulrich Zantop von der Berufsgenossenschaft Transport und Verkehrswirtschaft (BG Verkehr) notiert akribisch, was er gerade gesehen und ausgemessen hat. Er war von Eckelmann gerufen worden, damit es endlich zur Klärung der Probleme kommen kann.

"Anlass dafür sind meist Schäden, die unsere Fahrzeuge auf ihren Touren anrichten", erklärt der Geschäftsführer des kreiseigenen Entsorgungsunternehmens gegenüber der MZ. Weil Straßen aufgrund ihrer Breite kaum passierbar sind und parkende Autos oder Baumwuchs, Masten oder Leitungen die Zufahrt erschweren, komme es schnell zu Kratzern an Pkw oder am Müllfahrzeug selbst, können Einfriedungen oder Ähnliches beschädigt werden.

Fahrer Bernd Janz kann das nur bestätigen: "Für uns ist das jedes Mal ein Risiko. Und wenn ich Schaden mache, bin ich dran." Obendrein, so setzt er fort, müsse er sich oft auch noch von den Anwohnern frech kommen lassen.

Vor dem Termin am Lindenplatz war die Abordnung in Zerbst. Auch hier gibt es drei Straßenzüge, in denen die Müllfahrer manchmal Blut und Wasser schwitzen müssen. Bei zwei der Örtlichkeiten steht fest: "Hier werden wir den Kreiswerken die Auflage erteilen, dass dort künftig nicht mehr reingefahren wird", sagt Ulrich Zantop von der BG. Er nennt dafür noch ganz andere Gründe: "Es gab schon schwere und zum Teil sogar tödliche Unfälle durch das Nichteinhalten von Bestimmungen. Und das wollen wir natürlich nicht." Nicht nur, um die dann fälligen Entschädigungen zu vermeiden, sondern vor allem, weil die Sicherheit der Menschen im Vordergrund stehe - sowohl der Beschäftigten als auch von Passanten.

Für ihn ist jetzt schon klar: Auch in Sandersdorf wird es eine entsprechende Auflage geben. Für den Entsorgungsbetrieb heißt es dann handeln. "Wir werden uns an die Stadtverwaltung Sandersdorf-Brehna wenden und mitteilen, dass wir gemeinsam Wege finden müssen, um hier Abhilfe zu schaffen", erklärt Eckelmann. Bernd Schulz als Sachgebietsleiter Tiefbau der Landkreisverwaltung verspricht Unterstützung. Er kann bestätigen, dass hier die baulichen Vorschriften beim Straßenbau nicht eingehalten worden sind.

Die Lösung könnte so aussehen, dass Plätze geschaffen werden, wo die Mülltonnen zum Abfuhrtag hingebracht werden und dort gegebenenfalls ein zeitweiliges Parkverbot verhängt wird. Das wäre natürlich mit mehr Aufwand für die Anlieger verbunden, doch dass das möglich ist, zeigt ein Beispiel im Zörbiger Ortsteil Quetzdölsdorf.

Dort schauen sich die Verantwortlichen die Lerchenstraße an. Auch hier kämen die Müllfahrzeuge nur sehr schwer durch. "Deshalb bringen die Leute seit vielen Jahren ihre Mülltonnen vor zur Hauptstraße", sagt Hartmut Mingram, Betriebsleiter der Kreiswerke.

Der Zörbiger Fachbereichsleiter Bau und Ordnung, Andreas Voss, und der Quetzer Ortsbürgermeister, Manfred Tscharntke, die ebenfalls zur Lerchenstraße gekommen sind, werfen allerdings noch eine ganz andere Frage auf. An sie sei schon öfter die Frage herangetragen worden, ob man denn in solche engen Straßen nicht kleinere Müllfahrzeuge schicken könnte. Das hieße aber, neue anzuschaffen.

Eckelmann hat darauf eine klare Antwort: "Das würde zusätzlich Geld kosten, und unsere Effizienz wäre nicht mehr gewährleistet. Außerdem: was würden 99,9 Prozent der Leute sagen, wenn sie wegen vielleicht 200 Betroffenen künftig alle mehr zahlen müssten?" Und das, sagt er, wäre ohnehin eine politische Entscheidung.