Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Neujahr bei Familie Neujahr
THALHEIM/MZ. - Neujahr bei Neujahrs: Was andere mit einem Schmunzeln registrieren, ist für eine Thalheimer Familie die ganz normale Angelegenheit. "Ich kenne es nicht anders. Ich heiße nun einmal so. Und das seit 55 Jahren", sagt Peter Neujahr, lehnt sich gemütlich im Sessel zurück und schaut zufrieden in die Runde.
Neujahr bei Neujahrs ist kein Grund, abzuheben. "Wir sehen das auch nicht als besondere Verpflichtung an", meint der Familienvater. Schließlich müsse der Name doch nichts damit zu tun haben, dass irgendwelche Vorfahren besonders gern gefeiert haben am Anfang eines neuen Jahres. Ganz sicher habe alles etwas mit einem bestimmten Ereignis zu tun. "Geboren zu Neujahr", vermuten Peter Neujahr, Ehefrau Cornelia und die über die Festtage aus Eberswalde angereiste Oma Hannelore. Das genauer herauszufinden, haben sie sich Thalheimer vorgenommen. "Wir wissen zumindest schon, wo noch überall Leute mit dem Namen wohnen", erklärt Herr Neujahr. Ob es gemeinsame Wurzeln gibt, wollen sie irgendwann ergründen. "Wenn Zeit dafür ist", meint er.
Die haben sie sich genommen in den letzten Tagen und gemeinsam in Erinnerungen geschwelgt. Die 83-jährige Hannelore Neujahr steuerte eine Geschichte bei, die ihr längst zum vertrauten Ritual geworden ist. Zum Jahreswechsel haben sie zu Hause immer Beethovens Neunte gehört. "Stimmt", bestätigt Peter Neujahr, hält es in diesem Fall aber anders als die Mutter nicht so sehr mit der Tradition. "Wir sind Silvester immer mit Freunden aus der Nachbarschaft zusammen", sagt er.
Dieses Jahr verlassen sie Thalheim und fahren an die Ostsee. In Mönchgut soll gefeiert werden. In lieb gewonnener Landschaft, mit Freunden und ganz sicher ohne Festnetztelefon. Fragende Blicke quittieren alle drei Neujahr mit einem Lächeln. "Da haben oft genug wildfremde Leute angerufen und Neujahrs zum Neujahr alles Gute gewünscht. Wirklich", sagt Oma Hannelore und denkt zurück an die Jahre in Halle und die Zeit in Eberswalde. Ein, zwei Anrufe wären ja noch nett, fügen Sohn und Schwiegertochter hinzu. "Aber irgendwann nervt das."
Nicht, dass sie die Funkstille lieben. Doch über Stunden zum Spaßobjekt anderer zu werden, liegt ihnen auch nicht am Herzen. Das müsse mal gesagt werden, betont Peter Neujahr, freut sich über das Fehlen des Festnetztelefons zum Jahreswechsel und frohlockt über dann regelmäßig versagende Handy-Netze. Was auch in den ersten Tagen 2011 wieder passieren wird, ahnt Cornelia Neujahr. "Wenn ich mich am Telefon zum Beispiel beim Arzt kurz mit Frau Neujahr melde, bekomme ich immer wieder eins zu hören: Wünsche ich auch." Die Leute am anderen Ende würden nicht mit einem solchen Namen rechnen und an ein frohes neues Jahr denken. Cornelia Neujahr ist dann die selbst ernannte "Frau einen Tag nach Silvester".
Sie können lachen über viele Begebenheiten rund um ihren Namen, die Thalheimer. Und sie haben wie alle anderen Familien Wünsche. Enkel wären nicht verkehrt, sagen sie und wissen, dass sie da mehr hoffen als bewusst steuern können. "Und ein wenig mehr Anerkennung für alle Menschen, Respekt vor der Arbeit, Unterstützung im sozialen Bereich." Dass 2011 auch für einen Fortbestand des Jobs und für Gesundheit stehen soll, ist ihnen ebenso wichtig. Wie auch der Vorsatz, als Ehepaar weiter alle Höhen und Tiefen des Alltags zu meistern. Urlaub? Ferne Länder kommen nicht in Frage. "In Deutschland gibt es so viel zu entdecken. Die Ostsee im Winter zum Beispiel." Mönchgut rückt in den Blick und mit dem Ort der Start der Neujahrs in 2011.