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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Die Kreide hat längst ausgedient

Von ULF ROSTALKY 04.02.2011, 17:32

RAGUHN/MZ. - Ein wenig unsicher ist Erik Walter. Der Zehnjährige hantiert mit hauchdünnen Zwiebelhäuten, platziert sie unterm Mikroskop und beobachtet. Es ist seine Premiere in der Biologie, die keine Eintagsfliege bleiben wird. "Erik wird hier lernen", lässt Mutter Ivonne Marbach keinen Zweifel an der Zukunft ihres Sohnes.

In Jeßnitz besucht der Junge die vierte Klasse der Grundschule, in der Raguhner Sekundarschule soll er ab August lernen. Mutter und Sohn stehen symbolisch für die Zielgruppe des Tages der offenen Tür, der in der Raguhner Schule seit Jahren unmittelbar vor den Winterferien angesetzt wird. "Die Grundschüler und ihre Eltern sollen wissen, was auf sie zukommt", erklärt Schulleiterin Regina Bretschneider den Sinn des Schaulaufens vor durchaus großem Publikum. "Wir haben nichts zu verstecken, können mit der guten Atmosphäre werben", gibt sich die Pädagogin selbstbewusst, spricht vom Wohlfühlen mit Anspruch, nicht von der Kuschelschule.

Was das bedeutet, erlebt Julia Plaschnick schon im zweiten Jahr. "Ich finde es hier wirklich super", sagt die Schülerin der sechsten Klasse. Die Lehrer seien nett, sagt sie und meint es auch so. "Wirklich. Die erklären alles so, dass man es auch versteht. Und außerdem sind viele auch für die Arbeitsgemeinschaften verantwortlich. Das macht richtig Spaß dort."

Die Raguhner Sekundarschule ist seit zwei Jahren Ganztagsschule und besticht neben dem klassischen Lehrplan-Unterricht auch mit einer Vielzahl von weiterführenden Angeboten. "Wir müssen den Schüler stark machen", bringt die Schulleiterin den Anspruch des Kollegiums auf den Punkt. Einfach so Frontalunterricht sei nicht mehr zeitgemäß. "Die Begabungen müssen gefördert werden", ist die Lehrerin überzeugt und präsentiert Beispiele. Maurice Schmidt könne hervorragend Klavier spielen. "Er hat sich das selbst beigebracht, er freut sich über Erfolge mit dem Instrument." In den Hintergrund rücken dann die Tücken des Alltags, das Büffeln für Noten.

Vielfalt ist Trumpf in der Sekundarschule, in der neben den Kernfächern auch Kurse in Russisch angeboten werden oder von Technik begeisterte Schüler als Lego-Kids Horizonte zu erweitern versuchen. Sascha Troitzsch und Kevin Steinhäuser steuern ihren kleinen Roboter, an dessen Arm sie Kreide befestigt haben. Das Gefährt zeichnet ein Strichmännchen auf den Boden. "Das haben wir alles am Computer programmiert und dann über die USB-Schnittstelle übertragen", erklärt Sascha. Kleine Tüftler in Hochform: Das freut die Lehrer, das ringt aber auch den Besuchern staunende Blicke ab.

Vieles ist bereits auf Vordermann gebracht worden in der Heimstatt für 243 Sekundarschüler aus allen Orten der Stadt Raguhn-Jeßnitz. "Aber wir haben noch mehr vor", betont die Schulleiterin. In erster Linie gehe es natürlich um die Fertigstellung der umfangreichen Bauarbeiten. "Es geht aber auch um die weitere Ausstattung der Fachräume." Hoch im Kurs stehen dabei intelligente Tafeln. An denen hat Kreide ausgedient. Stattdessen lässt Computertechnik schnell und anschaulich Lehrstoff für jedermann sichtbar werden.