Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Die blaue Mauritius zum Greifen nah
WOLFEN/MZ. - Wie viele verschiedene Pflanzen sich bei Lehmanns gen Himmel strecken, sie wissen es nicht. Ob Tigergras, Trompetenblume, Silbertanne, Wachsglocke, Magnolien oder Affenschwanzbaum - Waltraud Lehmann weiß genau, wo jedes Gewächs ihren Stammplatz hat.
Doch der Zierde diente die bunte Oase gleich am Haus nicht immer. Vor der Wende war es ein Ziergarten, erzählen Waltraud und Lothar Lehmann. Der Charakter des Gartens wandelte sich nach der Wende. Die Frau des Hauses sorgte dafür.
Natürlich stecke viel Arbeit darin. Aber am Ende habe sich alles gelohnt. Ab 6 Uhr ist die 74-Jährige im Garten anzutreffen. "Dann sehe ich schon, was zu tun ist." 9 Uhr gibt's dann ein gemeinsames Frühstück mit Ehemann Lothar. Und der Nachmittag gehört meist auch ihren Pflanzen.
"Wenn ich noch einmal auf die Welt komme, werde ich Floristin und keine Sekretärin." Letzteres war sie viele Jahre lang im ehemaligen Chemiekombinat Bitterfeld. Aus dem Erzgebirge zog sie 1961 nach Wolfen und blieb. Mittlerweile sagt sie: Es ist mein Zuhause und der Garten ein Teil davon. Auf 200 Quadratmetern grünt und blüht es. Blumen für das Wohnzimmer werden kaum gepflückt. "Ich habe Blumen lieber in der Natur", sagt die Hobbygärtnerin. Deshalb bleiben die Vasen oft im Schrank.
Bei der Gestaltung ihres Gartens hat sich Waltraud Lehmann belesen, sich so manchen Tipp geholt. Die Pflanzen, die hier wachsen, kennt sie alle nicht nur namentlich auf Deutsch, sondern auch auf Lateinisch. Sie lerne immer noch gern und viel dazu, meint die Rentnerin. "Irgendwo muss man schon einen Vogel haben", lacht sie.
Und sie wird in ihrem Garten nicht allein gelassen, erhält Unterstützung von der gesamten Familie. Bei schweren körperlichen Arbeiten, wie dem Aufbau eines Pavillons - stehen ihr Mann und Sohn tatkräftig zur Seite.
Der Garten sei ihr Ein und Alles. Waltraud Lehmann hofft, dass sie ihn - wenn es die Gesundheit erlaubt - noch lange pflegen kann. Geht es ihr gut, geht es dem Garten gut. Und umgekehrt. Jede Jahreszeit habe seine Reize. Doch wenn alles blühe, sei dies immer wieder etwas ganz Besonderes. Genau wie bei der blauen Mauritius, die sie hegt und pflegt. Nicht im Briefmarken-Album, sondern in ihrem Garten.