Als Döbern der Kohle weichen musste Als Döbern der Kohle weichen musste: Ehemalige Einwohner erinnern sich an ihr Zuhause

Bitterfeld - Es war eine unendliche Traurigkeit, erinnert sich Bernd Donath als wäre es gestern gewesen. „Das vergesse ich nie“, sagt jener Mann, dem das Zuhause einst weggebaggert wurde. Und nicht nur ihm.
Etwa 550 Menschen waren es in Döbern, erzählt seine Schwester Dagmar. Familie, Freunde, Nachbarn ... Heimat eben. Die Kohle hatte den längeren Atem. „1983 mussten wir weg und wollten es nicht.“ Im September des selben Jahres beantragt die damalige Bürgermeisterin Ingeborg Müller die Streichung der Gemeinde. Es gab sie ja nicht mehr.
In Bitterfeld wurde den Döbernern eine Neubauwohnung angeboten
Ein paar Klinkersteine sind vom Haus mit der Nummer 104 geblieben. Einen Anhänger voll hatte Dagmar Donath beim Umzug mit ihrem Trabi mitgenommen. Die Steine wurden damals in der neuen Garage verbaut. In Bitterfeld wurde den Döbernern eine Neubauwohnung angeboten. Per Ringtausch wurde es dann doch wieder ein Haus. Dagmar Donath wohnt dort heute noch. Bruder Bernd baute später in Mühlbeck seine eigenen vier Wände.
Und doch wurde es irgendwie nie mehr so wie einst, sagen die Geschwister. Kindheit, Jugend - lang, lang ist’s her, der Kopf aber will, nein, darf nicht vergessen. Mit der Landwirtschaft wurden die Donaths groß. Vor Arbeit haben sie sich nie gescheut - Felder bestellt, sich ums Vieh gekümmert. Da blieb nie viel Zeit für die andere Leidenschaft: dem Fußball. Die Geschwister nahmen sie sich. Dagmar Donath wurde wohl die erste ihrer Zunft: Schiedsrichterin. An den Wochenenden pfiff sie auf den Bolzplätzen in der Region. „Und ich hatte viel Spaß dabei“, betont die heute 66-Jährige.
Döbern war ein uraltes Siedlungsgebiet, das beweisen Bodenfunde aus Gräbern der Bronzezeit
Erste Erwähnung fand Döbern übrigens schon 1404 als „Dobirn“ und erstmals schriftlich festgehalten wurde der Ort am 27. August 1466 im Lehnbrief „des Kurfürsten von Sachsen Ernst und Herzog Albrecht für den Ritter Siffrid von Schonfelt zu Löbnitz“.
Döbern war ein uraltes Siedlungsgebiet, das beweisen Bodenfunde aus Gräbern der Bronzezeit wie Töpfe, Amphoren, Vorratsgefäße, Bronzenadeln, ein Bronzedoppelknopf, eine Kinderkette aus pfenniggroßen durchbohrten Tonscherben und elf Tonröhrchen. Einige Grabbeigaben werden im Kreismuseum Bitterfeld bewahrt, wissen all jene, die Döbern aufgewachsen sind. (mz)
Der Döberntag hat Tradition. Am 25. Mai findet das 32. Treffen statt. In der Bitterfelder Gartensparte „Vergissmeinnicht“ kommen ab 14 Uhr ehemalige Anwohner zusammen.
Das Treffen ist öffentlich. Es gibt eine Bilderausstellung. Falkner Johannes Lorenz ist Gast sowie die Jagdhornbläser der Jägerschaft Bitterfeld.
