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16 Meter hoch 16 Meter hoch: Geplantes Bauprojekt an der Goitzsche sorgt für Unmut

Von Detmar Oppenkowski 05.05.2017, 12:30
Auf der Fläche vor dem Haus am Leinufer und der Palais-am-See-Apartments soll die Seepromenade entstehen.
Auf der Fläche vor dem Haus am Leinufer und der Palais-am-See-Apartments soll die Seepromenade entstehen. Adré Kehrer

Bitterfeld - Die Emotionen kochen hoch. Nachdem ein Berliner Investor angekündigt hat, am Goitzsche-See einen dreiteiligen Komplex mit 58 Eigentumswohnungen errichten zu wollen, haben Anrainer und Bürger im Bau- und Vergabeausschuss ihren Unmut gegen das geplante Projekt namens „Seepromenade“ zum Ausdruck gebracht.

Neben der Bauhöhe von 16 Metern werden auch die geringe Anzahl an Parkplätzen (24), die vorgesehene Verbreiterung des Bernsteinwegs von vier auf sechs Meter sowie die fehlende Transparenz kritisiert.

Altenheim befürchtet Nachteile durch das hohe Gebäude

Vor allem die Pro Civitate GmbH, die hinter der ausgewiesenen Baufläche das Altenheim „Haus am Leineufer“ betreibt, und die Heidrich Pflege Mobil GbR mit ihrem Palais-am-See-Apartments befürchten massive Nachteile.

„Wenn die verkehrstechnische Erschließung über die Straße am Leineufer in Richtung Bernsteinweg erfolgt, dann ist das eine Katastrophe“, sagt Pro-Civitate-Geschäftsführer Walter Schild und meint: „Bislang leben unsere Bewohner in einem sehr ruhigen und ungefährlichen Bereich. Mit einer Durchgangsstraße ändert sich die Situation grundlegend. Das ist unzumutbar.“

Sicht auf die Goitzsche könnte versperrt werden

Cornelia Heidrich merkt an: „Sollte das Vorhaben umgesetzt werden, dann geht die ganze Uferpromenade den Bach runter.“

Und: Sowohl Schild als auch Heidrich befürchten, dass ihre Mieter mit der Umsetzung des Vorhabens nicht mehr auf das Wasser schauen können. Bislang werben beide Unternehmen mit dem freien Blick auf den See.

Für Eckbert Flämig stellt sich die Situation indes anders dar. „Nur 30 Prozent der knapp 5.000 Quadratmeter großen Fläche sollen bebaut werden“, sagt der Projektentwickler, der die Berliner Seagate Projects GmbH vor Ort vertritt.

Stadt lässt den Bau mehrgeschossiger Bauten an der Goitzsche zu

Aus seiner Sicht seien die Abstände zwischen den drei geplanten Wohngebäuden „sehr großzügig bemessen“. Zudem sei auch die Entfernung zu den Nachbargrundstücken ausreichend. Eine Aussage, die allerdings nicht unwidersprochen bleibt.

Auf die Frage, warum die Seepromenade so hoch gebaut werden soll, antwortet der frühere Baudezernent von Bitterfeld: „Es waren damals keine Flachbauten geplant, sondern es sollte die Stadtsilhouette erkennbar sein.“ Daher habe man eine mehrgeschossige Bebauung zugelassen.

Neubau könnte die anderen Gebäude überragen

Dass die geplanten Häuser nun eine Höhe erreichen sollen, die die Nachbargebäude überragen, begründet Flämig wie folgt: „Die Planer haben unter anderem ein Galeriegeschoss vorgesehen. Das ist eine Wohnung über zwei Etagen.“

Sprich: Durch ein offenbar probates Mittel wird zwar die vorgegebene Anzahl der Geschosse nicht überschritten, aber dennoch mehr Raum geschaffen. „Jeder, der dort gebaut hat, hätte das so machen können.“

Das alles überzeugt die politischen Mandatsträger allerdings nicht. Nach dem Bitterfelder Ortschaftsrat lehnte auch der Bau- und Vergabeausschuss das Vorhaben am Mittwochabend mehrheitlich ab.

Geplantes Bauprojekt lässt sich wahrscheinlich nicht aufhalten

Aber damit ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Denn in dem Papier ging es nicht darum, ob die Seepromenade gebaut werden darf oder nicht, sondern - wenn man so will - nur um eine Befreiung von den Vorgaben, da die Grundflächenzahl - also das Maß der baulichen Nutzung - und die Baugrenze überschritten werden.

Nach der erteilten Absage muss jetzt final der Landkreis Anhalt-Bitterfeld entscheiden. Und der hat nach Aussagen vom zuständigen Bitterfeld-Wolfener Geschäftsbereichsleiter Stefan Hermann nur zwei Möglichkeiten.

Die lauten verkürzt: Einerseits könnte das Bauordnungsamt das Vorhaben dennoch durchwinken, anderseits könne es die Planer auffordern, nachzubessern. Unter dem Strich - so die Interpretation - könnte also so oder so auf dem Gelände an der Goitzsche gebaut werden.

Bestehende Gebäude müssen berücksichtigt werden

Dies ist prinzipiell möglich, da die entsprechenden Bebauungspläne bereits seit 2005 rechtskräftig sind.

Dem entgegnet Walter Schild von Pro Civitate, dass sich die Gegebenheiten vor Ort seit dieser Zeit aber grundlegend geändert haben, sprich: Die Neue Bitterfelder Wohnungs- und Baugesellschaft (Neubi) habe am Leineufer eine Siedlung mit „prägendem Charakter“ geschaffen.

Dies müsse man berücksichtigen. „Daraus kann man nun aber nicht schlussfolgern, dass man das Baurecht für nebenliegende Flächen abschafft“, entgegnet Flämig.

Wann der Landkreis eine Entscheidung trifft und ob er die nachbarlichen Interessen würdigt, war am Donnerstag nicht in Erfahrung zu bringen. Spricht er sich für die Seepromade aus, dann könnten Anrainer - so sehen es Beobachter - rechtliche Mittel einlegen. (mz)