Fünf Mädchen, ein Junge Wie eine Familie mit sechs Kindern in Bernburg in der Crona-Krise lebt: Fünf Mädchen, ein Junge

Bernburg - Zwei Kinder sind bereits anstrengend und können die Nerven der Erwachsenen strapazieren. Sechs kleine Persönlichkeiten fordern noch mehr Aufmerksamkeit und Hingabe ein. Wenn die Dreikäsehochs dann in einer recht kleinen Plattenbauwohnung leben und ihre Wünsche von den Eltern unter einen Hut gebracht werden müssen, kann es schon einmal lauter werden als normal.
„Ab und zu haben die Nachbarn mit einem Besenstiel an die Wand geklopft, weil die Kinder zu laut waren oder zu heftig getobt haben. Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie haben sie jedoch Verständnis, wenn mal ein wenig über die Stränge geschlagen wird“, plaudert Svetlana Semrau aus dem Nähkästchen. Mit ihrem Mann Alexander (beide 38) ist sie seit zwölf Jahren glücklich verheiratet.
Die Beschränkungen haben das Leben der Großfamilie sehr verändert
Die mit dem Corona-Virus einhergehenden Beschränkungen haben das Leben der Bernburger Großfamilie komplett auf den Kopf und die aus Russland stammende Svetlana sowie ihren Ehegatten vor große Herausforderungen gestellt.
Neben den ohnehin daheim betreuten „Zwergen“ Sajana-Johanna (5), Seela (3) und Sascha-Gottfried (2) waren wegen der Schließung der Schulen nun auch Samuela, die diesen Donnerstag ihren elften Geburtstag feiert, Sara (9) und Sofija (8) den ganzen Tag über nicht nur zu Hause, sondern mussten außerdem auch unterrichtet werden.
Dabei schlüpft die Mutter vormittags von neun bis zwölf Uhr in die Rolle der Lehrerin und der Vater in die des Motivators, damit bei seinen drei Mädchen der mögliche Feriengedanke nicht zu sehr in den Vordergrund rückt.
„Die Zusammenarbeit mit der Schule, insbesondere mit den drei Klassenlehrerinnen Petra Böhm, Christine Spangenberg und Petra Käfer klappt hervorragend.
„Die Zusammenarbeit mit der Schule klappt hervorragend“, sagt Vater Alexander Semrau
Ich merke aber auch, welche Fächer meinen Mädchen besonders viel Freude bereiten. In Deutsch oder Gestalten läuft es fast von allein“, berichtet Alexander Semrau. Der Facharbeiter für Lagerlogistik unterstützt seine Frau derzeit bei der Hausarbeit in den eigenen vier Wänden.
Neben der Schule und den sozialen Kontakten zu ihren Freundinnen haben die fünf Mädchen und der kleine Hahn im Korb, der zweijährige Sascha-Gottfried, die regelmäßigen Besuche auf dem Spielplatz am meisten vermisst.
„Die Kinder konnten sich im Freien nicht austoben. Auch die beliebten Picknicks oder die gemeinsamen Einkäufe sind ausgefallen“, sagt Svetlana Semrau, die in der Freizeit mit ihren Töchtern viel näht. Neben der Handarbeit und dem beliebten Zeichnen gibt es als Ausgleich auch das Kinder-Fernsehprogramm und Spiele auf der Playstation.
Zeichnen und Kinderfernsehen sind kaum ein Ausgleich für Austoben im Freien
„Wir wünschen uns, dass so schnell wie möglich wieder Normalität herrscht und unsere drei Mädchen nach den Pfingstferien gemeinsam wieder regelmäßig die Schule besuchen können“, sagt Alexander Semrau. Die ersten positiven Signale sind vorhanden.
Samuela wird den Vormittag ihres elften Geburtstages in ihrem Klassenraum gemeinsam mit ihren Klassenkameradinnen begehen können. Sofija kann am Donnerstag und Sara am Freitag zum Schnupperunterricht in die Grundschule „Regenbogen“. Und mit der Öffnung der Spielplätze am Freitag können alle Eltern von Kindern im Alter zwischen einem und zwölf Jahren wieder etwas aufatmen – nicht nur die Semraus. (mz)