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Von der Idee bis zum fertigen Bild dauert es seine Zeit

Von ANDREAS BRAUN 16.07.2009, 16:19

BERNBURG/MZ. - Gabriele Krüger kann überzeugen - mit einfachen, aber klaren Worten. Im Job sieht sie Unternehmern in Sachen Arbeitsschutz auf die Finger. Hier zählt fachliche Qualifikation, die die Frau hat, um der hohen Verantwortung gerecht zu werden.

Ihre Bilder, die noch bis zum 24. Juli im Amtsgericht Bernburg zu sehen sind, zeigen eine Vielfalt und Klarheit, die einen in den Bann ziehen. "Wenn ich male, dann tauche ich in eine ganz andere Welt. Dann bin ich weg", sagt Gabriele Krüger. Die 55-jährige verheiratete Frau ist Mutter von zwei erwachsenen Kindern und kommt bei ihrer Arbeit auch mit schweren, teils sogar tödlichen Arbeitsunfällen in Berührung, was ihr emotional viel abringt. "Das nimmt einen mit", meint die Frau, die neben ihrem Abitur eine Lehre als Betriebsschlosserin absolviert hatte. "Das war so ein Versuch Mitte der 60er Jahre, der sich nicht durchsetzte", blickt sie zurück. Die Malerei bietet einen Ausgleich zum Job.

Als Technische Aufsichtsperson betreut sie 300 Betriebe im Raum Zerbst, Dessau-Wittenberg und in der Stadt Köthen. Bis Mitte der

90er Jahre war Frau Krüger für den Raum Bernburg-Halle zuständig. Sie kennt den Kreis aber auch, weil sie bis zur Wende in Projektierung und Konstruktion des Metallleichtbaukombinates in Calbe arbeitete. Erst durch den Umzug nach Pretzien habe sie einen neuen Aufsichtsbezirk übernommen. Die Ausbildung in einem technischen Beruf, der sich ein Maschinenbaustudium anschloss, ebnete später den Weg, um im jetzigen Job Fuß zu fassen. "Ich war nach 105 Jahren die erste Frau in der Maschinenbau- und Metall-Berufsgenossenschaft, die eine Ausbildung zur Technischen Aufsichtsbeamtin gemacht hat. Bis dahin war es eine reine Männerdomäne", sagt Frau Krüger und fügt an, dass sie darauf sehr stolz ist.

Ihr Geheimnis verrät Frau Krüger auch: "Ich lerne unheimlich gern. Das war in der Schule so und auch, als ich 1990 neu anfing und mich bei der Berufsgenossenschaft bewarb." Dass sie genommen wurde, daran zweifelte sie allerdings nach der Begrüßung vor dem Vorstellungsgespräch. Fünf Männer vom Vorstand nahmen die Bewerber unter die Lupe. "Na, eine Frau hatten wir noch nie", wurde Gabriele Krüger begrüßt. "Da dachte ich schon, dann wollen sie mich nicht." Doch es kam anders.

Wenn Gabriele Krüger über sich erzählt, hört sich ihr Werdegang recht einfach an. Aber die Leistungen, die dahinter stecken, sind alles andere als normal. Bereits im Studium zeigte Frau Krüger, dass sie sich Herausforderungen stellte. "Ich lernte meinen Mann beim Studium in Magdeburg kennen. Während des Studium bekam ich meinen Sohn, den ich gut ein halbes Jahr mit zum Studium nahm", sagt sie. Da malte sie wenig.

Später entdeckte sie das Talent wieder. "Aber schnell mal ein Bild malen, geht bei mir nicht. Ich habe eine konkrete Vorstellung. Die wird im Kopf gewälzt, bis ich weiß, wie ich es angehe. Das kann Wochen dauern. Auch mal zwei Jahre", lächelt Gabriele Krüger, wenn sie daran denkt und hat schon das nächste Projekt im Kopf - und wälzt es.