Tierschutz Tiergarten Bernburg entlässt zwei Wisente in Schorfheide: Große Freiheit in Brandenburg

Bernburg - Über Nacht sind aus dem Bernburger Tiergarten zwei Tiere verschwunden. Und immerhin keine kleinen, sondern die beiden jungen Wisentkühe Bällani und Bätula. Allerdings war das Verschwinden von langer Hand vorbereitet – und auch höchste Zeit.
Schon im Mai sollten die Tiere nach Rumänien transportiert und in den dortigen Karpaten in die freie Wildnis entlassen werden. Dieses Auswilderungsprogramm wurde aber kurzfristig abgeblasen.
WWF Rumänien hatte sein Angebot zur Aufnahme von Wisenten zurückgezogen
„Der WWF Rumänien hat entschieden, nur eine geringere Anzahl von Tieren zu importieren“, sagt Tiergartenleiter Andreas Filz. Grund dafür sollen Schwierigkeiten bei Importgenehmigungen sein.
„Für uns war das sehr enttäuschend, wir haben die Tiere ja extra länger dafür aufgehoben“, sagt Filz. Denn dass die beiden im Sommer 2017 in Bernburg geborenen Wisente nicht auf Dauer hierbleiben können, war klar: „Im Moment haben wir mehr Tiere als Platz.“
Anfrage des Wildtierparks Schorfheide in Brandenburg kam zur rechten Zeit
Neben Bällani und Bätula waren da bislang nämlich noch ein Bulle, drei Kühe und ein weiteres Jungtier. Auch dieses soll perspektivisch nicht hier bleiben. Da kam die Anfrage des Wildtierparks Schorfheide in Brandenburg gerade rechtzeitig. Das ist zwar nicht die pure Freiheit wie in den rumänischen Wäldern, „aber die haben dort ein sehr großflächiges Gehege“, sagt Filz.
In der vergangenen Nacht war es dann so weit: Bernburgs Zootierinspektor Thomas Suckow hat die beiden Wisente in einem Anhänger in den Wildtierpark gebracht. Nachts deshalb, weil dann die Fahrt für die Tiere angenehmer ist als in der Hitze des Tages.
Suckow hatte sich auch extra vorgenommen, ausschließlich Landstraße zu fahren, um nicht in einem möglichen Stau auf der Autobahn stecken zu bleiben. Jeder der zwischen 200 und 250 Kilogramm schweren Wisente hat seine eigene Box, darin ausreichend Stroh, Futter und Wasser.
Um mögliche Staus auf Autobahnen zu vermeiden, fährt der Tiertransporter mit den Wisenten über Bundes-, Landes- und Kreisstraßen
Trotzdem bedeutet so ein Umzug für die Tiere viel Stress. Um den Stresspegel möglichst gering zu halten, hatten sie vor dem Transport ein Beruhigungsmittel bekommen, das Thomas Suckow als eine Art „rosarote Brille“ bezeichnet.
„Die Tiere bleiben bei vollem Bewusstsein und werden auch nicht träge oder taumelig, aber gleichgültiger.“ Das Gute daran: Das Mittel hält sieben bis acht Tage vor, so dass auch die erste Zeit im neuen Zuhause abgedeckt ist. Denn auch die Eingewöhnungszeit bedeutet Stress.
Darum ziehen die Tiere auch im Doppelpack um: Sie haben dann schon jemanden, den sie kennen und können sich in der neuen Gruppe besser behaupten.
Bevor die beiden Wisente nach Brandenburg transportiert wurden, mussten sie auf Rinderkrankheiten untersucht werden
Bevor Bällani und Bätula überhaupt auf die Reise geschickt werden konnten, mussten Blutproben entnommen und im Labor untersucht werden. Dafür war Tierarzt Jens Thielebein extra am frühen Pfingstmontag nach Bernburg gekommen. Das Blut wurde auf rinderspezifische Tierseuchen wie die Leukose (Rinderleukämie) untersucht.
„Alle Proben waren negativ, das ist natürlich positiv für uns und die Wisente“, sagt Thomas Suckow. Bei der Gelegenheit wurden auch gleich noch Kot- und Speichelproben für ein Forschungsprojekt genommen. Außerdem wurde den Tieren am linken Schulterblatt ein kleiner Transponder unter die Haut gesetzt. Mit einem speziellen Lesegerät sind damit die Tiere genau identifizierbar – auch in ihrer neuen Heimat in Brandenburg. (mz)