Tarife am Klinikum Tarife an Kliniken Bernburg, Schönebeck, Aschersleben-Staßfurt: Ameos-Regionalchef Timm will ohne Verdi verhandeln

Bernburg - Der Arbeitskampf in den Ameos-Kliniken des Salzlandkreises spitzt sich zu. Die Tarifkommissionen der Gewerkschaft Verdi an den regionalen Standorten Bernburg, Schönebeck und Aschersleben-Staßfurt sowie in Haldensleben haben einstimmig beschlossen, die Streiks fortzusetzen und auszudehnen.
Zuvor hatte Verdi die Arbeitgeberseite nach dem ganztägigen Warnstreik am 8. November erneut ergebnislos zu Tarifverhandlungen aufgefordert. Derweil kündigte Ameos-Regionalgeschäftsführer Lars Timm gegenüber der MZ an, einen eigenen Weg ohne Verdi-Beteiligung gehen zu wollen, um die Belegschaft besser zu entlohnen.
„Dieser Arbeitgeber will keine Tarifverträge“, sagt Verdi-Verhandlungsführer Bernd Becker
„Die Haltung von Ameos wird für uns immer deutlicher. Dieser Arbeitgeber will keine Tarifverträge und setzt weiterhin auf interne einzelvertragliche Regelungen. Das akzeptieren die Beschäftigten nicht. Sie fordern weiterhin einen Tarifvertrag, der für die Beschäftigten an allen Standorten Anwendung findet“, sagt Verdi-Verhandlungsführer Bernd Becker.
Seine Gewerkschaft werde sich nun innerhalb der Verhandlungsgemeinschaft mit dem Marburger Bund abstimmen und entscheiden, wie die Arbeitskampfmaßnahmen jetzt auch unter Beteiligung der Ärzte vorbereitet werden. „Wir bedauern, das, allerdings lässt uns der Arbeitgeber keine andere Wahl“, macht Bernd Becker deutlich.
Laut Verdi hat der Arbeitgeber zu Mitarbeiterversammlungen eingeladen, bei denen in kleinen Gruppen versucht werden soll, individuelle Lösungen zu finden.
„Wir wissen nicht, was angeboten wird, aber das Verfahren ist schon sehr fraglich und vor allem völlig intransparent. Wenn ich was Tolles anzubieten habe, kann ich es auch im Betrieb bekanntmachen, die Beschäftigten diskutieren lassen und sie beteiligen“, kritisiert der Gewerkschafter.
Ameos bietet Gehaltssteigerung und Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen an
Das sei aber von Ameos scheinbar nicht gewollt. Eine solche Lösung werde Verdi nicht akzeptieren, so Bernd Becker. Den Verdi-Mitgliedern sei geraten worden, sich nicht unter Druck setzen zu lassen.
Ameos bietet der Belegschaft nach eigenen Angaben eine Gehaltssteigerung von insgesamt zehn Prozent über die kommenden fünf Jahre an sowie einen Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen für fünf Jahre bei einem Wechsel in eine andere Gesellschaft.
Konkret sieht das Modell laut Regionalgeschäftsführer Lars Timm wie folgt aus: Lohnsteigerungen von jeweils drei Prozent Ende 2020, 2022 und 2024, dazu Sonderzahlungen von 300 Euro im Jahr 2020 sowie jeweils 400 Euro 2021 und 2023. „In insgesamt 90 Mitarbeiterversammlungen werde ich das anbieten und danach entscheiden, wie es mit den Krankenhäusern weitergeht.“
Lars Timm sagt außerdem: „Ein weiterer Streik und das Angebot von Verdi führen zur Schließung von Klinikabteilungen sowie zum Abbau von 800 Arbeitsplätzen. Daher gehen wir auf die Forderung von Verdi zugunsten des Fortbestandes der Kliniken definitiv nicht ein.“
Ameos-Regionalchef sieht durch Verdi-Forderungen insgesamt 800 Arbeitsplätze bedroht
Inwieweit diese Drohung Wirkung zeigt, ist offen. Bereits in einer internen E-Mail an die Belegschaft, die der MZ vorliegt, hatte der Ameos-Regionalchef einen Tag vor dem Warnstreik mit Jobverlusten gedroht, sollten die Mitarbeiter dem Verdi-Aufruf folgen. Trotzdem waren an den verschiedenen Standorten etliche Beschäftigte auf die Straße gegangen, in Bernburg waren es 120.
Laut Gewerkschafter Becker verdient die Ameos-Belegschaft bis zu 500 Euro im Monat weniger als tarifgebundene Mitarbeiter in den anderen Krankenhäusern Sachsen-Anhalts. Aber den Streikenden geht es nicht allein ums Geld. Auch eine bessere personelle Ausstattung steht auf der Wunschliste ganz oben. (mz)